Mit gezieltem Packaging können Marken Kunden stärker binden
Omnichannel muss noch verzahnter werden, sagt Armando Falcao, Associate Director Retail bei Mintel Deutschland. Der Einzelhandelsexperte analysierte auf der FACHPACK die aktuelle Situation des Einzelhandels in Deutschland. Gegenüber FACHPACK360° erklärt er, wie nachhaltige Verpackungen Marken stärken können.
Angesichts der Schließung großer Modehäuser stellt sich die Frage: Wie können Unternehmen das Netz effizient zur Vermarktung und zum Verkauf ihrer Waren nutzen? Trotz des Corona-Booms zwischen 2020 und 2022 macht E-Commerce im Vergleich zum stationären Handel bislang tatsächlich nur einen kleinen Anteil des Handelsumsatzes aus: 2023 lag der Umsatz des Onlinegeschäfts bei knapp 80 Milliarden Euro im Vergleich zu 629 Milliarden Euro im stationären Einzelhandel. Für dieses Jahr prognostiziert Mintel das Wachstum des E-Commerces in Deutschland auf 83,7 Milliarden Euro, was einem prozentualen Wachstum von knapp 5 Prozentpunkten entspricht.
Beliebtester Online-Retailer ist Amazon (89 Prozent der Online-Einkäufer haben dort in den letzten zwölf Monaten eingekauft). Auf Rang zwei befindet sich eBay (41 Prozent), gefolgt vom Marketplace-Konglomerat Otto, Bonprix, Baur und About You (30 Prozent). Top Drei unter den Einzelhändlern mit Ladengeschäften, bei denen Konsumenten in zwölf Monaten online eingekauft haben, sind Drogeriemärkte wie Douglas, dm Markt (44 Prozent), Media Markt / Saturn (36 Prozent) und Discounter wie etwa Lidl (32 Prozent).
Wenngleich der Onlinehandel insgesamt nur einen geringen Anteil des Einzelhandelsumsatzes ausmacht, fällt ihm doch eine wichtige Rolle zu, betont Falcao. Mehr denn je verlagert sich der Entscheidungsprozess in die digitale Welt. Mintel-Studien zufolge kaufen mittlerweile 93 Prozent der Bundesbürger im Netz, davon sogar 56 Prozent monatlich. Online-Plattformen werden nicht nur direkt für den Kauf, sondern auch zu Informationszwecken genutzt, beispielsweise für Preisvergleiche.
Smart und nachhaltig auf Erfolgskurs
“Unsere Daten bestätigen, dass die Zukunft auf Omnichannel-Shopping zeigt: 66 Prozent der Deutschen kaufen im Wechsel online und offline ein. Für Unternehmen muss das Credo lauten: Point of Sale und Online-Plattformen müssen noch enger verzahnt warden”, so Falcao. Online müsse unbedingt auch Mobile fest mit einschließen, und das branchenübergreifend. So finden es 55 Prozent der deutschen Lebenmittelkäufer bequem, per App den Wocheneinkauf zu regeln. Generell lohne es sich, auf neue Technologien zu setzen. Avatare können beispielsweise bei der Anprobe neuer Kleidung helfen. Mithilfe von so genannten Smart Mirrors ist das auch im Online-Store möglich, wenn das Kleidungsstück im Laden bereits vergriffen ist. “Die Customer Journey hört nicht beim Kauf oder dem Versand auf: Mit gezieltem Packaging können Marken auch beim Erhalt des Produkts ein tolles Erlebnis schaffen, das die Konsumenten zum Teilen auf Social Media anregt und die Loyalität noch weiter steigert”, erläutert Falcao.
Der Trend zur Nachhaltigkeit werde sich zunehmend auch auf den Verpackungsbereich auswirken. Marken sollten optisch ansprechende Verpackungslösungen anbieten, die auch ökologische Verantwortung zeigen, rät der Experte. 60 Prozent der Verbraucher erwarten, dass Marken bei der Lösung von Umweltproblemen vorangehen. Außerdem wählen 55 Prozent der Deutschen, denen nachhaltiges Einkaufen wichtig ist, Artikel mit reduzierten und/oder recycelbaren Verpackungen. „Dies zeigt, dass die Einführung nachhaltiger Praktiken – auch bei der Verpackung – für Marken immer wichtiger wird, um die Erwartungen ihrer Kunden zu erfüllen“, so Falcao.
„Verpackungen sollten immer die Marke oder das Produkt repräsentieren und ihre Geschichte so gut wie möglich erzählen. Recycelbare oder reduzierte Verpackungen sind nicht gleichbedeutend mit langweilig und öde“, sagt er weiter. Die Entwicklung innovativer Technologien wie KI könne die Erstellung ansprechender und einzigartiger Designs schnell und kostengünstig unterstützen.