Refill-Produkte: Nachfüllen für mehr Nachhaltigkeit
Die Auswahl an nachfüllbaren Reinigungsmitteln ist inzwischen groß. Doch der große Durchbruch blieb in diesem Segment bisher aus. Auch Verbraucher, die nachhaltig konsumieren wollen, haben hier und da Bedenken bei Refill-Produkten.
Reinigungsmittel in Säckchen, Papiertütchen oder als Tabs und sie mit Wasser in der immer selben Flasche auffüllen: Das ist eine der neueren nachhaltigen Verpackungslösung im Bereich Hygiene und Reinigung. Weniger Verpackung, möglichst unkritische Inhaltsstoffe, dafür viel Wirkung. Damit zumindest sind Startups vor einigen Jahren mit Refill-Produkten angetreten.
Inzwischen scheinen die Produkte in den Regalen der Händler ihren festen Platz gefunden zu haben, ob als Eigenmarke oder Marke. Die Zwischenbilanz fällt gleichwohl gemischt aus, berichtet die Lebensmittel Zeitung (LZ).
Das ähnliche Preisniveau im Vergleich zu fertig gemischten Produkten in größeren Behältern mag einer der Gründe sein, warum der Durchbruch bislang ausgeblieben ist, schreibt die LZ. Rossmann erklärt dazu, dass insbesondere bei Wasch-, Pflege- und Reinigungsmitteln der Preis eine sehr wichtige Rolle spiele. Erschwerend komme der große Wettbewerb in diesem Segment hinzu. Der Markt für Reinigungsmittel ist geprägt von den internationalen Konzernen Procter & Gamble, Unilever und Henkel. Start-ups wie Everdrop und Biobaula versuchen, einen guten Platz im umkämpften Markt zu finden.
Das Münchener Unternehmen Everdrop gehört zu den Vorreitern unter den Herstellern, die Verpackungsmüll im Haushalt reduzieren wollen. Die Tabs, so wirbt das seit 2020 im Markt aktive Unternehmen, sparen Kunststoff, aber „keineswegs an der Putzkraft“. Mit den teils schwachen Testergebnissen in der Vergangenheit geht das Unternehmen offensiv um und betrachtet sie als Kinderkrankheiten. „Als wir damals vor vier Jahren gestartet sind, waren viele unserer Produkte qualitativ noch lange nicht so gut, wie wir und unsere Kunden es sich gewünscht haben. Die Leistung war oft viel zu schwach“, schreibt das Start-up auf seiner Homepage.
Auch viele umweltbewusste Kunden wollen oder können jedoch nicht nachvollziehen, warum diese Produkte auf dem Preisniveau der „normalen“ Kunststoffflasche liegen. Schließlich fällt ein großer Teil der Verpackung weg. Hier verhält es sich ähnlich wie bei komplett unverpackten Produkten. Dort wird zwar ganz auf die Verpackung verzichtet, am Preis ändert sich dadurch aber kaum etwas. David Sutrat, Gründer des französischen Unverpackt-Systemanbieters Day-by-Day, erklärt, dass die Verpackung selbst kaum etwas kostet. Das sei vielen nicht bewusst.
Ob der Kunde das Konzept annimmt oder nicht, hängt nicht zuletzt auch mit seinen persönlichen Vorlieben und Gewohnheiten zusammen. „Da spielt als Kaufargument nicht nur der Nachhaltigkeitsgedanke mit rein“, so die Marktforscherin Kristin Becker von NielsenIQ (NIQ) gegenüber der LZ. Während einige es einfacher finden, im Regal nach dem fertigen Produkt zu greifen, sei es für andere genau umgekehrt komfortabler, das Pulver immer im selben Behältnis anzumischen.
Nachhaltigkeit punktet
„Wir beobachten, dass nachhaltige Produktalternativen über verschiedene Sortimentsbereiche hinweg für unsere Kunden immer relevanter werden“, sagt Marcel Rieser, bei dm verantwortlich für das Sortiment im Bereich Marketing und Beschaffung. „Unser Ziel ist es, ihnen ein vielfältiges und aktuelles Angebot in unserem Sortiment zu bieten.“ Zudem wolle dm das Sortiment laufend nachhaltiger gestalten und setze im Sinne der Ressourcenschonung weiterhin auf innovative Konzepte wie Reinigungs-Tabs, -Pulver oder -Konzentrate sowie Reinigungs- und Waschmittelblätter und nachhaltigere Verpackungslösungen.
Auch wenn der Durchbruch noch auf sich warten lässt: In der Gesamtschau gibt es bei Refill-Reinigungsmitteln laut Marktdaten zumindest keine Rückgänge. In den vergangenen zwei Jahren sind Umsatz- und Absatzanteile insgesamt stabil geblieben. Die Umsätze bei den Marken steigen laut NIQ stärker als die Eigenmarken. Im Gegenzug wachsen die Eigenmarken im Absatz stärker als die Marken. „Was natürlich auch mit dem Preisanstieg zusammenhängt“, erklärt Marktforscherin Becker. Bei den Marken steigt der Refill-Umsatz um 6,3 Prozent und bei den Eigenmarken um 34 Prozent. Inzwischen liegt der Umsatzanteil im Gesamtmarkt bei 7,7 Prozent, der Absatzanteil bei 5,1 Prozent.