Flaschen aus Papier: Aus der Idee wird ein Markt
Das dänische Unternehmen Paboco und das schwedische Start-up Blue Ocean Closures haben eine Verpackung auf den Markt gebracht, die neue Maßstäbe setzt. Die Flasche besteht aus Papier, Cellulosefasern und dünner HDPE-Barrierefolie.
Verpackung für Beauty-Produkte
„Obwohl diese spezielle Flasche für Vitamine und Nahrungsergänzungsmittel konzipiert wurde, wird sie bereits als Verpackung für Produkte aus den Bereichen Schönheit und Pflege verwendet“, sagt der kaufmännische Leiter von Paboco, Michael Michelsen. Die Papierflasche besteht zu rund 85 Prozent aus Papier und zu 15 Prozent aus einem HDPE-Inliner als Barrierefolie, der unter 2 Gramm wiegt. Der Verschluss von BOC wiederum ist aus Zellulosefasern und enthält eine Innenauskleidung als Barriere, die weniger als 5 Gramm ausmacht.
Barrierefolie wird abgesondert
Das Gewicht der gesamten Verpackung mit Kappe beträgt weniger als 16 Gramm. Aufgrund der dünnen Barriere ist die Flasche inklusive Verschluss als Papierverpackung recycelbar: so ähnlich wie Kartonagen mit Versandaufkleber und -folien, die heute verwendet werden. Im Papierverpackungsstrom zersetzt sich die Flasche und die Materialien trennen sich, sodass das Papier recycelt werden kann. Die Barrierefolie wird abgesondert und von den meisten Fabriken weggeworfen.
„Wir sehen den faserbasierten Verschluss als neuen Standard, der auf Flaschen unterschiedlicher Materialien anwendbar ist“, erklärt Ola Tönnberg, Chief Commercial Officer (CCO) von Blue Ocean Closures.
So wie Paboco präsentieren immer mehr Unternehmen neue papierbasierte Alternativen oder Ergänzungen zu ihren bisherigen Verpackungen und Packmitteln. Die Firma Heinz Hein aus Wiesbaden importiert seit 2023 den Rebensaft „Cantina Goccia“ aus Italien in einer Papierflasche mit besonderem Design. Mit 82 Gramm sei die Papierflasche fünf Mal leichter als eine Glasflasche. Sie enthalte 77 Prozent weniger Kunststoff als herkömmliche Kunststoffflaschen.
Nachhaltigkeitsexpertin Jenny Walther-Thoss, Senior Consultant Sustainability bei Berndt+Partner Consultants, prognostiziert: Einsatzquoten für Rezyklate in Kunststoffverpackungen werden den Trend zur Paperisation, den Einsatz von papierbasierten Verpackungen, verstärken. Und zwar nicht nur in Deutschland und in der EU, wo die in Brüssel verabschiedete PPWR die Unternehmen zu neuen Strategien und Materialumstellungen veranlasst. In asiatischen Ländern wie China, aber auch in Brasilien gibt es neue Regularien und strengere Gesetze, um die Kunststoffabfallmenge zu reduzieren. „Europa ist Pionier, aber nicht allein“, sagt sie.