Flaschen aus Papier: Aus der Idee wird ein Markt
02.12.2024 Sustainability New Paths Design Start-ups Artikel

Flaschen aus Papier: Aus der Idee wird ein Markt

Das dänische Unternehmen Paboco und das schwedische Start-up Blue Ocean Closures haben eine Verpackung auf den Markt gebracht, die neue Maßstäbe setzt. Die Flasche besteht aus Papier, Cellulosefasern und dünner HDPE-Barrierefolie.

Papierflaschen in der Fertigung. Das Unternehmen Paboco und das Start-up Blue Ocean Closures haben eine Verpackung auf den Markt gebracht, die aus Papier, Cellulosefasern und dünner HDPE-Barrierefolie besteht.
Was vor einigen Jahren noch eine Sensation war, soll jetzt eine Selbstverständlichkeit werden: Flaschen aus Papier. 2025 soll die Papierflasche von Paboco und dem faserbasierten Verschluss von Blue Ocean Closures in die Regale kommen.
Lotionflasche aus Papier in einem Badezimmer. Die Papierflasche ist bereits für Kosmetik- und Drogerieprodukte im Einsatz.
Zahlreiche Markenhersteller wie Coca-Cola, Procter & Gamble, Carlsberg und L’Oréal unterstützen das Projekt von Paboco, eine Mehrheitsbeteiligung der Alpla Group. Langfristig soll die recycelbare Papierflasche für Anwendungen „in den Bereichen Premium-Spirituosen, Lebensmittel und Getränke sowie Haustierpflege“ produziert werden, heißt es. Ein weiteres prominentes Mitglied ist die Absolut Group. Im Jahr 2023 verkaufte das Unternehmen Absolut Vodka während einer dreimonatigen Testphase in Papierflaschen. Dies war das erste Mal, dass ein internationales Spirituosenunternehmen seine Produkte in Flaschen aus Papier auf den Markt brachte. Die Rückendeckung durch namhafte Markenhersteller half dem Start-up an Höhe zu gewinnen und das Projekt finanziell ausweiten zu können.

Verpackung für Beauty-Produkte

„Obwohl diese spezielle Flasche für Vitamine und Nahrungsergänzungsmittel konzipiert wurde, wird sie bereits als Verpackung für Produkte aus den Bereichen Schönheit und Pflege verwendet“, sagt der kaufmännische Leiter von Paboco, Michael Michelsen. Die Papierflasche besteht zu rund 85 Prozent aus Papier und zu 15 Prozent aus einem HDPE-Inliner als Barrierefolie, der unter 2 Gramm wiegt. Der Verschluss von BOC wiederum ist aus Zellulosefasern und enthält eine Innenauskleidung als Barriere, die weniger als 5 Gramm ausmacht.

Barrierefolie wird abgesondert

Das Gewicht der gesamten Verpackung mit Kappe beträgt weniger als 16 Gramm. Aufgrund der dünnen Barriere ist die Flasche inklusive Verschluss als Papierverpackung recycelbar: so ähnlich wie Kartonagen mit Versandaufkleber und -folien, die heute verwendet werden. Im Papierverpackungsstrom zersetzt sich die Flasche und die Materialien trennen sich, sodass das Papier recycelt werden kann. Die Barrierefolie wird abgesondert und von den meisten Fabriken weggeworfen.

„Wir sehen den faserbasierten Verschluss als neuen Standard, der auf Flaschen unterschiedlicher Materialien anwendbar ist“, erklärt Ola Tönnberg, Chief Commercial Officer (CCO) von Blue Ocean Closures.

So wie Paboco präsentieren immer mehr Unternehmen neue papierbasierte Alternativen oder Ergänzungen zu ihren bisherigen Verpackungen und Packmitteln. Die Firma Heinz Hein aus Wiesbaden importiert seit 2023 den Rebensaft „Cantina Goccia“ aus Italien in einer Papierflasche mit besonderem Design. Mit 82 Gramm sei die Papierflasche fünf Mal leichter als eine Glasflasche. Sie enthalte 77 Prozent weniger Kunststoff als herkömmliche Kunststoffflaschen.

Nachhaltigkeitsexpertin Jenny Walther-Thoss, Senior Consultant Sustainability bei Berndt+Partner Consultants, prognostiziert: Einsatzquoten für Rezyklate in Kunststoffverpackungen werden den Trend zur Paperisation, den Einsatz von papierbasierten Verpackungen, verstärken. Und zwar nicht nur in Deutschland und in der EU, wo die in Brüssel verabschiedete PPWR die Unternehmen zu neuen Strategien und Materialumstellungen veranlasst. In asiatischen Ländern wie China, aber auch in Brasilien gibt es neue Regularien und strengere Gesetze, um die Kunststoffabfallmenge zu reduzieren. „Europa ist Pionier, aber nicht allein“, sagt sie.