Können neue Sortiertechnologien zur Kreislauffähigkeit von Kunststoffen beitragen?
Die von der EU-Verordnung PPWR vorgegebenen Recycling-Ziele erfordern es, noch mehr hochwertiges Material aus Abfallströmen zu extrahieren. Eine aktuelle Studie im Auftrag von Amcor, PepsiCo und Tomra zeigt, wie Sortiertechnik dazu beitragen kann.
Hersteller von Kunststoffverpackungen stehen unter Druck, mehr zur Kreislaufwirtschaft beizutragen, unter anderem durch besser recyclingfähige und mehr Rezyklate enthaltender Verpackungen. Das nächste Etappenziel steht mit dem Inkrafttreten der EU-Verpackungsverordnung (PPWR) im Jahr 2026 an.
Vor diesem Hintergrund untersucht die Technologiebewertung „Advanced Sorting for Circularity“, ob und inwieweit innovative, bis dato jedoch noch nicht flächendeckend eingesetzte Sortiertechnologien die Kreislaufführung und die Rückverfolgbarkeit von starren sowie flexiblen Kunststoffverpackungen voranbringen können. Die vom Verpackungskonzern Amcor, dem Sammel- und Sortiertechnik-Spezialisten Tomra und Konsumgüterriesen PepsiCo initiierte Studie des Forschungs- und Beratungsunternehmens Eunomia betrifft die EU-Staaten sowie Norwegen, die Schweiz und das Vereinigte Königreich.
Methodisch identifiziert der Bericht Polymere und Packmaterialien, die sich mit herkömmlichen Verfahren nicht hinreichend aus dem Abfallstrom ausschleusen und – auf dem Weg des klassischen mechanischen Recylings – als Rohstoffe für neue FMCG-Verpackungen in den Wertstoffkreislauf zurückleiten lassen. Außerdem evaluieren die Fachleute innovative Technologien, mit denen im Haushalt entleerte Verpackungen klassifiziert und sortiert werden könnten.
In die engere Wahl sind dabei drei technische Alternativen gelangt, deren Kosten-Leistungs-Performance tiefergehend ausgelotet wurden: Sensorbasierte Objekterkennung sowie chemische und digitale Marker (Wasserzeichen).
Mehr Material sammeln
In ihrem Fazit erklären die Studienautoren, dass das Recyclingpotenzial der meisten starren Kunststoffverpackungen auch ohne kostenintensive neue Technik ausgeschöpft werden kann, berichtet die Lebensmittelzeitung. Zum Erreichen der künftig von der EU geforderten Verwertungsraten sei es ratsam, mehr Material zu sammeln und die herkömmlichen Sortiertechniken zu optimieren. Konventionell schwer zu identifizierende Formate aus hochdichtem Polyethylen (HDPE) und aus Polypropylen (PP), die „kontaktsensible“ Füllgüter wie Kosmetik, Lebensmittel oder Pharmaprodukte umhüllen, könnten mittels Objekterkennung aus dem Abfallstrom extrahiert werden. Diese innovative Alternative sei insofern kosteneffizient, als chemische wie auch digitale Marker – bei in etwa gleicher Materialausbeute – die Installation spezieller Systeme erfordere. Tomra hat als Spezialist für Leergutrücknahme bereits viel Expertise mit sensorbasierter Objekterkennung gesammelt.
Bei flexiblen Kunststoffhüllen stellen die Studienmacher ebenfalls keine wesentlich höhere, durch innovative Technik erzielbare Materialausbeute fürs Recycling fest. Der Einsatz bei kontaktsensitiven Verpackungen hänge von Ergebnissen noch ausstehender Studien über Kosten- und Leistungsdaten ab, heißt es. Für den Fall, dass diese ähnlich wie bei starren Formaten ausfallen, sei ebenfalls Objekterkennung als ergänzende Identifikationsmethode zu empfehlen.
In ihrer Gesamtschau formulieren die Technologiebegutachter die Prognose, dass Objekterkennung sich auf dem Weg zu einer besseren Kreislaufwirtschaft als kostengünstigere Ergänzung bestehender Sortierverfahren durchsetzen werde. Sowohl die Kunststoffindustrie als auch politische Entscheider sollten jedoch abwägen, ob die erforderliche finanzielle Mehrbelastung mit genug zusätzlichem Nutzen eines Einsatzes von Markern als Massenmarktlösung einhergeht.
„Unsere Ergebnisse geben eine klare Richtung für gezielte Investitionen und Innovationen in Sortiertechnologien vor. Sie verdeutlichen, wie wichtig es ist, technologische Entscheidungen mit spezifischen Recyclingzielen und den individuellen Anforderungen der verschiedenen Verpackungsarten abzustimmen“, resümiert Andy Grant, Leiter des Studienprojekts bei Eunomia.
Da sich die Industrie auf die Erfüllung der EU-Ziele für den Rezyklatanteil zubewegen müsse, werde dieses differenzierte Verständnis von entscheidender Bedeutung auf dem weiteren Weg zu effektiveren und nachhaltigeren Recyclingverfahren für Kunststoffverpackungen sein.