Weniger Kunststoff, mehr Papier
Beim Thema Verpackung hat sich Procter & Gamble zwei Ziele gesetzt: Bis 2030 sollen sämtliche Verpackungen recycelbar oder wiederverwendbar sein und gleichzeitig erdölbasierte Kunststoffe um die Hälfte reduziert werden. Damit orientiert sich der Konzern an den Zielen der EU-Verpackungsverordnung (PPWR). Erreicht werden könne dies nur auf mehreren Wegen, erläutert Sven Seibert, Direktor Verpackungsentwicklung bei Procter & Gamble.
Im Grunde verfolgt Procter & Gamble drei unterschiedliche Ansätze, um die eigenen und vermutlich bald auch gesetzlich vorgegebenen Ziele zu erreichen: den Ersatz von Kunststoff durch Papier, den verstärkten Einsatz von Rezyklaten statt Primärkunststoffen sowie neue Verpackungsdesigns mit weniger Materialverbrauch.
Bestes Beispiel sind die Systemrasierer von Gillette und Gillette Venus. Hier habe man bereits vor zwei Jahren sämtliche Blisterverpackungen durch Karton ersetzt, sagt Sven Seibert, Direktor Verpackungsentwicklung bei Procter & Gamble. Europaweit spare dies jährlich 545 Tonnen Kunststoff ein – so viel wie 55 Millionen PET-Flaschen. Ebenfalls auf Papierverpackungen umgestellt habe man Always-Cotton-Protection-Damenbinden. Und auch die Wasch-Pods von Ariel und Lenor finden sich mittlerweile im Papier- statt Kunststoffkarton. Allein durch letztere Umstellung bei Klein- und Mittelgebinden in Europa spare man bis zu 6.500 Tonnen Kunststoff pro Jahr, so Seibert. „Das entspricht in etwa 700 Mülllastern.“
Doch längst nicht überall lässt sich Kunststoff durch Papier ersetzen – etwa bei Flüssigwaschmitteln oder Shampoos. Hier will P&G stärker auf Recycling-Kunststoffe setzen. Die Flaschenkörper von Fairy, Lenor Weichspüler, Pantene-Pro-V und Hea- &-Shoulders-Shampoo in den westeuropäischen Ländern etwa bestünden bereits komplett aus Rezyklat, so Seibert.
Rezyklate in guter Qualität
Damit steht P&G nicht allein. In fast allen Branchen versuchen Unternehmen zunehmend, Recycling-Kunststoffe in ihre Produkte einzubinden. Entsprechend knapp und teuer ist die Ware. „Wir benötigen ausreichend Rezyklate in guter Qualität“, so Seibert. Hier setzt der Verpackungsexperte unter anderem auf die Unternehmensinitiative CosPaTox, die Recyclingkunststoffe nach unterschiedlichen Qualitätsstandards klassifizieren will. Denn man benötige ja „kein lebensmittelgeeignetes Rezyklat für Wasch- und Reinigungsprodukte“. Aus Seiberts Sicht sollte es daher unterschiedliche Standards für einzelne Produktkategorien geben. Genau daran arbeitet CosPaTox. Für Wasch- und Reinigungsmittel, Rinse-off- und Leave-on-Kosmetik werden unterschiedliche Anforderungen definiert. Je sensibler die Anwendung, desto wichtiger die Reinheit des Rezyklats.
Wobei sich der Einsatz von Neukunststoff auf einem weiteren Weg reduzieren lässt: Das Flaschendesign der neuen Bare-Linie von Head & Shoulders etwa sei strikt nach Design-for-Recyclability-Richtlinien (D4R-Guidelines) entstanden, so Seibert. Herausgekommen sei eine „Leichtgewichtflasche komplett aus Monomaterial, inklusive Kappe und Etikett“, die insgesamt „48 Prozent weniger Plastik“ enthalte. „Das finde ich sehr beachtlich“, so der Manager. Und dadurch, dass sie nun dünner und flexibler sei, werde es zudem „viel leichter, auch den letzten Tropfen zu entnehmen“ – ebenfalls ein Plus für die Umwelt. Bei der Gelegenheit wurden auch Touchstone-Symbole für Menschen mit Sehbehinderung aufgebracht.
Die EU-Gesetzgeber streben auch mehr wiederverwendbare Verpackungen an. Welchen Beitrag kann P&G hier leisten? „Wir sind hier aktiv“, sagt Seibert, „mit dem Nachfüllsystem „Refill the Good“ von Head & Shoulders und Pantene Pro-V.“ Der recycelbare Monomaterial-Nachfüllbeutel spare gegenüber einer Standard-Shampooflasche etwa 60 Prozent Kunststoff ein. „Wir wissen, dass den Menschen genau das wichtig ist.“
Und wie weit ist man bei den Zielen für 2030 bislang vorangekommen? „Bereits 79 Prozent unserer Verpackungen weltweit sind recycelbar oder wiederverwendbar“, zitiert Seibert den aktuellen „Citizenship Report“, den P&G jährlich zum ökologischen und sozialen Engagement veröffentlicht. Das heißt nicht, dass diese auch tatsächlich recycelt oder wiederverwendet werden. Bis dahin dürfte es noch ein weiter Weg sein.