Checkliste: Wann ist eine Verpackung nachhaltig?
Wollen Unternehmen ihre Verpackungen nachhaltiger gestalten, haben sie unterschiedlichste Möglichkeiten. Von faserbasierten Alternativen wie Papier, Grasfasern und Myzelium bis hin zu recycelbaren Monofolien und biologisch abbaubaren Kunststoffen – innovative Lösungen bieten verschiedene Ansatzpunkte.
Der Verpackungsmarkt ist mitten in der Transformation und Nachhaltigkeit ist der neue Standard. Getrieben von einem wachsenden Umweltbewusstsein und einer steigenden Nachfrage nach entsprechenden Angeboten entwickelt sich der Bedarf an umweltfreundlichen Verpackungsmaterialien rasant: 2022 lag das Marktvolumen bereits bei 310 Milliarden US-Dollar, doch das ist erst der Anfang. Bis 2030 soll er auf beeindruckende 518,33 Milliarden US-Dollar anwachsen. Das entspricht einem jährlichen Wachstum von 6,7 %.
Unternehmen weltweit reagieren mit Innovationen, setzen verstärkt auf recycelbare Materialien und entwickeln neue Konzepte, um den ökologischen Fußabdruck von Verpackungen zu reduzieren.
Warum der Umstieg wichtige ist
Der Einsatz nachhaltiger Verpackungsmaterialien ist aus mehreren Gründen essenziell. Sie helfen, Umweltbelastungen zu reduzieren und tragen zur Schonung begrenzter fossiler Ressourcen bei. Und auch beim Absatz verschaffen nachhaltige Verpackungen einen Vorteil. Denn immer mehr Menschen legen Wert darauf, dass die Produkte, die sie kaufen, nicht nur inhaltlich, sondern auch in ihrer Verpackung umweltfreundlich gestaltet sind. Deshalb forciert der Handel zunehmend den Einsatz von Verpackungen mit einer besseren Umweltbilanz.
Nachhaltige Verpackungen bieten den Unternehmen also die Chance, ihr Markenimage zu stärken und sich durch ökologische Verantwortung von der Konkurrenz abzuheben. Zudem leisten sie einen wichtigen Beitrag zu den globalen Nachhaltigkeitszielen (Sustainable Development Goals, SDGs), insbesondere in den Bereichen Klimaschutz, verantwortungsvoller Konsum und der Erhaltung von Ökosystemen an Land und im Wasser. Gesetzliche Vorgaben sowie strengere Recyclingquoten üben zusätzlichen Druck auf Unternehmen aus, ihre Verpackungen umzustellen und ressourcenschonende Alternativen zu entwickeln.
Was Nachhaltigkeit bedeutet
Nachhaltige Verpackungen lassen sich in verschiedene Kategorien unterteilen, von denen jede ihre spezifischen Vorteile und Herausforderungen mit sich bringt. Obwohl es keine einheitliche Definition gibt, zeichnen sich nachhaltige Verpackungen im Wesentlichen durch die Verwendung von Materialien aus, die entweder aus natürlichen und nachwachsenden Rohstoffen stammen oder leicht und ohne an Qualität zu verlieren recycelbar sind. Auch Aspekte wie Ressourcenschonung bei der Herstellung sowie die Gewährleistung des Produktschutzes sind Teil einer nachhaltigen Verpackungsstrategie, da sie helfen, Lebensmittel- und Produktverluste zu vermeiden. Auch der Energieaufwand beim Recycling sollte mit einkalkuliert werden.
Eine Möglichkeit, die keinen Umstieg auf neue Materialien erfordert, besteht darin, den Materialeinsatz zu reduzieren, etwa durch leichtere oder dünnere Monofolien. Dadurch werden Ressourcen geschont, während die Funktionalität der Verpackung erhalten bleibt. Allerdings gilt es hier eine Balance zwischen Produktschutz und Foliendicke zu finden. Auch die Umstellung der Verpackungsmaschinen auf dünnere Folien ist nicht immer einfach, aber durchaus machbar, wie die Praxis zeigt. Dass ein reduzierter Materialeinsatz Ressourcen schont, gilt dabei für sämtliche Materialklassen – von Glas über Metall bis hin zu faserbasierten Materialien. Modularität und eine einfache Zerlegbarkeit erleichtern das Recycling, während Designs für Mehrweg- oder Zweitnutzungslösungen den Lebenszyklus der Verpackung verlängern können.
Bei Kunststoffen erleichtern Monofolien, die keine Materialmischungen enthalten, den Recyclingprozess erheblich, da sie einfacher sortiert und wiederverwertet werden können. Denn in der Recyclingfähigkeit liegt ein weiterer wichtiger Hebel – gerade, wenn es darum geht, Kunststoffverpackungen nachhaltiger zu gestalten. Zusätzliche Innovationen wie spezielle Etiketten und Klebstoffe für PET-Verpackungen tragen dazu bei, dass recycelbare Kunststoffe besser verarbeitet werden können. Das ist gerade im Hinblick auf die EU-Verpackungsverordnung PPWR (Packaging and Packaging Waste Regulation) erforderlich. Sie zwingt Unternehmen, ihre Verpackungs- und Logistikstrategien grundlegend zu überdenken. Ab 2030 dürfen zum Beispiel nur noch Verpackungen in Umlauf gebracht werden, die zu mindestens 70 Prozent recyclingfähig sind.
Welcher Materialtyp passt am besten?
Ein weiterer Ansatz ist der Ersatz von Kunststoffen durch papierbasierte Lösungen wie Kartons oder Schutzverpackungen sowie durch Hybridlösungen, die den Kunststoffanteil deutlich reduzieren. Besonders beliebt sind dabei inzwischen faserbasierte Materialien wie Papier aus FSC- oder PEFC-zertifizierten Quellen oder Verpackungen aus Pflanzenfasern wie Bagasse, Hanf und Stroh, Reisstroh und Bambus. Auch Grasverpackungen sind im Markt bereits angekommen und werden insbesondere von Rewe forciert. Das Material ist schon seit 2017 für Bio-Obst und -Gemüse im Einsatz und hat sich als alltagstauglich erwiesen: Es wird von den Kunden akzeptiert und führt nicht zu Qualitätseinbußen. Doch auch neue und innovative Materialien wie Verpackungen aus Myzelium (Pilzgeflechten) oder Algen gewinnen an Bedeutung.
Entscheidend ist in jedem Fall, dass die Rohstoffe auf umweltschonende Weise gewonnen und verarbeitet werden. Doch nicht jede Verpackung, die auf nachwachsenden Rohstoffen basiert, ist automatisch umweltfreundlicher. So können beispielsweise zusätzliche Beschichtungen oder lange Transportwege die Umweltbilanz erheblich verschlechtern.
Biokunststoffe sind eine weitere, vielseitige Materialklasse. Sie sind entweder biobasiert oder basieren auf biologisch abbaubaren Polymeren auf fossiler Basis bzw. vereinen beide Aspekte. Biobasierte Kunststoffe werden aus erneuerbaren Ressourcen wie Maisstärke oder Zuckerrohr hergestellt, müssen aber nicht zwangsläufig biologisch abbaubar sein – ein Beispiel ist Bio-PE, das chemisch identisch mit herkömmlichem Polyethylen ist. Im Gegensatz dazu können biologisch abbaubare Kunststoffe auch aus fossilen Rohstoffen bestehen, zersetzen sich jedoch unter bestimmten Bedingungen in natürliche Bestandteile.
Neben Recycling setzen Hersteller auch auf die Kompostierbarkeit von Verpackungen. Kunststoffe wie PLA (Polymilchsäure) oder PHA können unter industriellen Bedingungen biologisch abgebaut werden und bieten eine Alternative für Verpackungen mit kurzer Lebensdauer.
Dennoch sind diese Materialien nicht frei von Herausforderungen. So sind biobasierte Kunststoffe häufig teurer als herkömmliche Alternativen, und es fehlt vielerorts an der nötigen Infrastruktur für deren Recycling oder Kompostierung. Denn solche Kunststoffe sind oft nur eingeschränkt für die Heimkompostierung geeignet.
Fazit
Nachhaltige Verpackungen bieten Unternehmen die Möglichkeit, ökologisches Verantwortungsbewusstsein zu demonstrieren und gleichzeitig den Anforderungen moderner Verbraucher und gesetzlicher Vorgaben gerecht zu werden. Dabei sind jedoch innovative Designs, durchdachte Materialwahl und eine optimierte Recycling-Infrastruktur entscheidend, um langfristig eine echte Umweltentlastung zu erreichen. Ein entscheidender Punkt bei der Entwicklung nachhaltiger Verpackungen ist die Designphase. Hier werden bereits 80 % der Umweltauswirkungen festgelegt. Weshalb schon an dieser Stelle der Fokus darauf liegen sollte, den Materialeinsatz zu minimieren und die Recyclingfähigkeit zu maximieren – egal, um welchen Materialtyp es sich handelt.