Richtiges Recycling fordert die Unternehmen auf mehreren Ebenen
26.09.2024 Retail Brands Industry Look into Europe Artikel

Richtiges Recycling fordert die Unternehmen auf mehreren Ebenen

Am dritten Tag von SOLPACK 5.0 auf der FACHPACK dreht sich alles um das Thema Recycling. Dazu erwarten die Zuschauer mehrere Fachvorträge von Experten. Dazu gehört auch Alexander Reitz von PreZero, der sich mit den Fragen rund um Rezyklateinsatz, Digitalisierung und Recyclingoptimierung beschäftigt.

PreZero-Verpackungen mit Gruppe von drei Personen im Hintergrund. Alexander Reitz mit Kolleginnen bei der Entwicklung recycelter Produkte.

Ein sauberes, effizientes und wirtschaftliches Recycling ist der Schlüssel zu einer erfolgreichen Nachhaltigkeitspolitik für Unternehmen, die auf Recycling setzen. Dabei müssen sie verschiedene Ansätze aufgreifen, behandeln und ständig aktualisieren. Alexander Reitz, Leiter des Teams Customer Development & Consulting beim Umweltdienstleister PreZero, nennt den Einsatz von Rezyklaten, die Digitalisierung und die Optimierung des Recyclings als zentrale Punkte.

Nachhaltigkeit der Verpackungen ist ein Muss

Reitz sieht die Unternehmen in Fragen der Nachhaltigkeit in allen Branchen und auf allen Ebenen gefordert. „Nachhaltigkeit von Verpackungen ist heute nicht mehr optional. Sie ist lange Zeit kein Teil der DNA vieler Unternehmen gewesen, sondern nur ein Extra. Dabei hat auch die Kostenfrage eine Rolle gespielt, doch nun müssen alle einen größeren Fokus auf Nachhaltigkeit legen, es gibt keine Alternative.“ Unternehmen sollten einen geschlossenen Kreislauf schaffen und diesen als USP nutzen. Dabei gebe es auch Druck von außen, die PPWR der EU verlange, dass alle Verpackungen recyclingfähig sein müssen. Die Wirtschaft stehe vor diversen technischen und organisatorischen Herausforderungen. Es gebe eine unfassbare Menge an Verpackungsmaterialien. Viele stellten bereits auf papierbasierte Materialien um, dieser Schritt müsse erfolgen. „Es ist eine komplette Transformation erforderlich. Dies ist eine große technologische und organisatorische Challenge“, gibt Reitz zu bedenken. Eine Veränderung müsse in den nächsten fünf Jahren erfolgen. „Die Politik war sehr aktiv und hat viele Dinge umgesetzt, die die Recyclingbranche seit Jahren gefordert hat. Wir sind auf einem guten Weg. Um das jetzt umzusetzen, ist nun aber auch ein Sinneswandel in den Unternehmen notwendig.“ Doch die gesetzlichen Vorgaben würden komplexer und strenger, die Umsetzung der Anforderungen sei unter den Unternehmen ungleich verteilt, oft fehle bei den Mittelständlern das Wissen.

Digitalisierung ist essenziell

Bei organisatorischen Fragen stehe die Digitalisierung im Mittelpunkt. „Es gibt enorm viele neue Anforderungen. Um sie umzusetzen, ist eine digitale Transformation erforderlich. Die sich aus den neuen Gesetzen und Regularien ergebenden riesigen und komplexen Datenströme und -mengen müssen schnell und ohne Probleme bearbeitet und transferiert werden.“ Er betont den Bedarf einer neuen Art der Analyse. „Die notwendigen Informationen liegen oft nicht vor oder sind oft nicht strukturiert. Hier gibt es viel Potenzial zur Effizienzsteigerung.“ Doch Reitz sieht auch Handlungsbedarf auf der europäischen Ebene, denn in den Ländern gebe es unterschiedliche Systeme und Infrastrukturen, was in manchen Bereichen zu massiven Unterschieden führe. Dies lasse sich nur mit Digitalisierung und Standardisierung lösen. „Recyclingfähigkeit zu messen, ist sehr komplex und von Land zu Land unterschiedlich. In Zukunft werde es einen europäischen Standard geben, der vieles vereinfachen werde. Trotzdem wird die Analyse im Detail weiterhin viel Expertenwissen erfordern“, erklärt Reitz.

Er bewertet diverse Punkte des PPWR positiv. Jetzt müssten alle die Konsequenzen ziehen, die Umsetzung angehen und nicht mehr warten. „Der politische Prozess hat grundsätzlich gut funktioniert, die Beteiligten haben insgesamt einen guten Kompromiss gefunden.“