So können Etiketten das PET-Recycling unterstützen
12.10.2023 New Creations Machinery Change Innovative Processes Artikel

So können Etiketten das PET-Recycling unterstützen

Die Verpackungsindustrie ist auf dem Weg zur Kreislaufwirtschaft. Das zeigt sich etwa am Beispiel von PET aus Getränkeflaschen, das bereits großteils recycelt wird. Etiketten spielen hier eine wichtige Rolle. Denn für sauberes Rezyklat müssen sie rückstandsfrei entfernt werden. Neue Kleber sollen dabei helfen.

Für ein neues Etiketten-Haftmaterial hat Herma alle Hauptkomponenten unter Aspekten der Nachhaltigkeit ausgewählt. Das Etikettenmaterial besteht zum Beispiel komplett aus Post-Consumer-Rezyklat. Für ein neues Etiketten-Haftmaterial hat Herma alle Hauptkomponenten unter Aspekten der Nachhaltigkeit ausgewählt. Das Etikettenmaterial besteht zum Beispiel komplett aus Post-Consumer-Rezyklat.

Der europäische Etikettenverband Finat hat jüngst ein Positionspapier zur Rolle von Klebeetiketten im PET-Recycling veröffentlicht. Die Botschaft: Da Etiketten beim Recycling regelmäßig zu Problemen führten, etwa geringerer Qualität oder Zusatzaufwand, würden sie von den Recyclern als Störfaktoren wahrgenommen. Dabei biete die Etikettenindustrie mittlerweile saubere Lösungen. Sie müssten einfach nur eingesetzt werden.

Das Problem: Auf PET-Flaschen werden Etiketten überwiegend mit Permanentklebern aufgebracht, die sich beim Schreddern und der anschließenden Heißwäsche nicht oder nicht komplett von den PET-Flakes lösen. Das erschwert es etwa, aus PET-Getränkeflaschen wirklich wieder PET-Getränkeflaschen zu machen. Die Lösung: Wash-off-Kleber, durch welche sich Etiketten rückstandsfrei lösen. Im so genannten Sink-Float-Verfahren sinken dann die PET-Flakes zu Boden, die Etikettenreste schwimmen oben und werden abgeschöpft.

Entwickelt haben derlei zertifizierte Wash-off-Kleber etwa Dow oder Herma. Beide Anbieter haben gerade erst neue Produkte vorgestellt, die in Sachen Haftkraft oder Highspeed-Etikettierung klassischen Klebern ebenbürtig sein sollen. „Man muss heute keine Kompromisse mehr eingehen bezüglich Haftung oder Abwaschbarkeit“, sagt Hendrik Kehl, Produktmanager bei Herma. Wash-off-Etiketten kämen nicht nur auf PET-, sondern „auch auf PE- und PP-Verpackungen zum Einsatz, ob für Spülmittel, Kosmetika, Wurst oder Käse“, erklärt Kehl.

Dennoch bildeten sie bislang „eher eine Nische“ und würden vor allem von ohnehin bereits nachhaltigen Marken oder solchen im Premiumbereich eingesetzt. Der Grund liege nicht nur in den bislang noch etwas höheren Kosten, sondern auch darin, dass es bislang „noch keine wirkliche Pflicht“ zu deren Einsatz gibt.

Dünnere Etiketten im Trend

Doch das könnte sich bald ändern, etwa durch Vorgaben der EU, aber auch Initiativen der Recyclingwirtschaft. Die neue Packaging and Packaging Waste Regulation (PPWR) etwa zieht generell das Tempo beim Recycling an; die Single-Use-Plastics-Direktive (SUP) der EU verlangt 25 Prozent recyceltes PET (rPET) in Getränkeflaschen bis 2025 und 30 Prozent bis 2030. Laut European PET Bottle Platform (EPBP) lag der Anteil 2020 erst bei 17 Prozent. Gleichzeitig machen Brancheninitiativen wie Recyclass Vorgaben zur Recyclingfähigkeit von Kunststoffen. „All das führt dazu, dass Einzelhandelsketten und Brand Owner ihren Lieferanten zunehmend entsprechende Vorgaben machen, damit auch sie ihre Recyclingziele erreichen“, sagt Herma-Manager Kehl.

Der Branchendienst Alexander Watson Associates (AWA) sieht dies ähnlich. Wer nachhaltig arbeite, werde sich Wettbewerbsvorteile sichern können, ist AWA-Analyst Anum Javed Beg überzeugt. Für die Etikettenindustrie sieht er hier aktuell folgende Innovationsfelder: dünnere Etiketten, die bei gleicher Funktionalität Material und Kosten sparen, sowie recycelbare, aus Rezyklat hergestellte oder gar kompostierbare Etiketten.

Auf all diesen Feldern sind Etikettenhersteller wie Herma aktiv. Man versuche, Etikettenmaterialien so dünn wie möglich zu gestalten, sagt Kehl, und habe zudem ein neues Linerless-Material entwickelt, das allein durch Wasser aktiviert werde. Zudem werden Etiketten zunehmend aus Recyclingkunststoff, Hanf- oder Graspapier oder auch aus Steinfolie hergestellt, dem mit recyceltem PE gebundenem Pulver gemahlener Steine.

Im gesamten Haftverbund kombiniert Herma etwa komplett aus Post-Consumer-Rezyklat (PCR) hergestellte PE-Etiketten mit einem CO2-neutralen Haftkleber von BASF und einem neu entwickelten nachhaltigen Unterlagenpapier.

Etiketten könnten somit einen wesentlichen Beitrag zu einem effizienteren Recycling und generell mehr Nachhaltigkeit leisten, ist Herma-Manager Kehl überzeugt. Die Herausforderung dabei: um die Wirtschaftlichkeit zu gewährleisten, dürfen derlei Innovationen am Ende nicht viel teurer sein.