In Wien den Kaffeebecher kaufen, in München zurückgeben
Die Einführung von wiederverwendbaren Tassen, Bechern und Geschirr mit einem Pfandsystem für Mitnahme oder Auslieferung von Mahlzeiten verläuft schleppend. Die Anbieter in Deutschland haben keinen leichten Weg bei der Markteinführung. Eine gute Position erreichte Recup aus München und startete nun auch in Österreich mit einem Mehrwegsystem für To-Go-Becher.
Start in Österreich
In diesem Frühjahr unternahm Recup den nächsten Schritt und startete im April in Österreich. Der Auftakt erfolgte in Wien, erste Partner sind die Denns Biomärkte, dann kam Le Crobag dazu. Nach dem Betrieb eines Pfandsystems über sieben Jahre in Deutschland ist Fabian Eckert überzeugt, dass ein flächendeckendes Aus- und Rückgabenetz funktioniert. „Wir glauben fest daran, dass Österreich bereit ist für einen Wandel im Bereich der To-go-Verpackungen." Die ersten sechs Monate nach dem Start des Systems waren geprägt von großer Offenheit für Mehrweg und das Thema Müllvermeidung, lautet das Zwischenfazit von International Sales Manager Johannes Weih. Sie mussten aber auch eine spürbare Zurückhaltung bei der Umsetzung eines solchen Systems feststellen. „Wir sehen jetzt langsam, aber mehr und mehr Nachfrage sowohl aus ländlichen Regionen nahe Deutschlands wie Salzburg und Tirol, als auch aus Wien.“
Das Pfand- und Rücknahmesystem erstreckt sich über beide Länder. „Man kann morgens in Wien mit einem Kaffee im Recup in den Zug steigen und ihn in München wieder zurückgeben“, sagt Weih.
Ziel: Kooperation mit Einzelgastronomie
Nach der anfänglichen Zusammenarbeit mit den Ketten gehe es jetzt darum, auch Einzelgastronomie und kleine Ketten als Partner zu gewinnen. Parallel dazu gebe es weiterhin Gespräche mit großen Partnern aus dem Bereich Handel, Gastronomie und Handwerk. Im Mittelpunkt stünden dabei Unternehmen mit positiven Erfahrungen aus Deutschland, nennt Weih die Zielgruppe. Doch die Situationen in beiden Ländern unterscheiden sich, da es in Österreich für viele Gastronomiebetriebe keine Pflicht gibt, Mehrwegangebote bereitzustellen. „In Österreich gibt es bisher keinen politischen Druck, Mehrweg anzubieten.“ Eine Rolle spiele aber auch die geringere Bekanntheit von Recup in der Alpenrepublik. Der Schwerpunkt liege nun auf der Etablierung des Systems, der Einstieg in andere Länder und das Datum dafür seien völlig offen.
Die Verantwortlichen bei Recup setzen auch auf eine stärkere Harmonisierung in beiden Ländern, möglichst aber direkt auf EU-Ebene. Hier zeige die Entwicklung um die PPWR positive Signale, doch die Einwegindustrie habe die Verordnung mit starkem Lobbydruck deutlich abgeschwächt. „Jedoch ist der verhandelte Kompromiss, der die Förderung von Mehrweg, Verpackungsverboten und Rezyklateinsatzquoten umfasst, ein wichtiger Schritt in Sachen Müllvermeidung“, so Weihs Einschätzung. Die EU-weit geltenden verbindlichen Abfallvermeidungsziele und Mehrwegquoten bildeten für sie einen Meilenstein.