Eine Joghurtverpackung ist mehr als Becher und Deckel
23.10.2024 New Creations Machinery Change Innovative Processes Artikel

Eine Joghurtverpackung ist mehr als Becher und Deckel

Beim Produktdesign hätten Verpackungen für Milchprodukte wie Joghurt noch einiges an Nachholbedarf, urteilen die Verpackungsexperten der Beratungsagentur Berndt + Partner. Sie nehmen die Verpackungen auch unter nachhaltigen Gesichtspunkten unter die Lupe.

Fernholz Joghurtbecher-Attrappe auf der FACHPACK-Messe 2024. Fernholz präsentierte auf der FACHPACK den Desto-Becher, eine Kombination aus Papier und Kunststoff. Da der Karton sich vom dünnen Kunststoff-Inlet lösen lässt, kann der Becher sortenrein recycelt werden.

Die Salatgurkenfolie und die Joghurtverpackung dienen in Verpackungskreisen oft als Beispiel für umstrittene Verpackungen. Bleiben wir beim Joghurt: Laut CPS GfK kann Joghurt seinen Gesamtabsatz in den ersten sieben Monaten 2024 im Vergleich zum Vorjahreszeitraum um 2,3 Prozent steigern. Passend dazu haben Experten von Berndt+Partner Creality im Auftrag der Lebensmittel Zeitung gängige Joghurtverpackungen untersucht und auf Design, Handhabung, Präsentation und eingesetzte Materialien geprüft. Elf Produkte wurden getestet. Der Gesamtsieg geht an den Landliebe Joghurt von Müller im geformten Becher – mit einer überdurchschnittlichen Leistung in allen Kategorien.

„Das Produkt überzeugt durch schlichtes, aber bewährtes Design, eine ausgefallene und einmalige Formgebung und eine Materialauswahl mit einer guten Recyclingfähigkeit“, erklärt Christoph Waldau, CEO bei Berndt+Partner.

Ästhetik und Recyclingfähigkeit

Dennoch habe die Produktkategorie beim Design noch Luft nach oben. Unterschiede bei den überwiegend homogenen Formen und Verpackungen würden sich meist auf die Farbgebung, das Design der Banderolen oder den Direktdruck beschränken, kritisieren die Experten. Die Verwendung von vielen intensiven Farben mache den Verkaufsort optisch unruhig.

Besser mache es der Design-Gewinner und Drittplatzierte der Gesamtwertung, der nur in Österreich erhältliche Ziefer's Bio-Joghurt: Jede Sorte ist an ihrer individuellen Pastellfarbe erkennbar. Über eine ansprechende Ästhetik werde das Produkt optisch klar positioniert, so heißt es. Bio-Qualität, regionale Herkunft und Recyclingfreundlichkeit würden präzise kommuniziert.

In der Gesamtwertung auf dem vierten Platz, setzt sich der Lobetaler Bio-Joghurt in der Kategorie „Nachhaltigkeit“ an die Spitze. Laut der Prüfer wird der Joghurt in einem direkt bedruckten Becher aus Polypropylen mit einer Platine gleichen Materials angeboten. Ohne Banderole besteht die Verpackung komplett aus Monomaterial, was die Recyclingfähigkeit erheblich verbessert. Hinweise zur Nachhaltigkeit können auf dem Becher nachgelesen werden.

Der Ehrmann Almighurt Quetschbeutel macht es bei Handhabung und Präsentation besonders gut. Dafür gibt es den ersten Platz in der Kategorie „Performance“ und den dritten in der Gesamtwertung. Der quetschbare Standbeutel sei die „überzeugendste Verpackungslösung unserer Untersuchung und bietet einen besonders hohen Produktschutz“, erklärt Waldau.

Selbst bei einem Falltest bleibe die Verpackung unversehrt. Einfach in der Handhabung gelinge die Entnahme des Inhalts durch leichtes Eindrücken oder Rollen. Enttäuscht zeigen sich die Prüfer vom Gläschen von Sterzing Vipiteno wie vom Joghurt mit Kartonbanderole von Hemme Milch (hier grafisch nicht dargestellt). Bei beiden werden Mängel in der Handhabung und beim Produktschutz moniert. Die Produkte kamen auf Platz zehn und elf.

Insgesamt stellt B+P fest, dass die Mehrheit der auf dem Markt befindlichen Joghurtverpackungen bereits mit Siegeln und Entsorgungshinweisen ausgestattet sind. Die Umstellung auf Monomaterialien werde zunehmend umgesetzt. Defizite erkennen die Experten bei Design, Präsentation am Verkaufsort und Gestaltung der Sekundärverpackung.