Chemisches Recycling: verschiedene Technologien
Unter dem Begriff des chemischen Recyclings werden unterschiedliche Recyclingtechnologien zusammengefasst. Allen gemeinsam ist, dass aus kunststoffhaltigen Abfällen Flüssigressourcen hergestellt werden, die die Herstellung von Rezyklaten in Neuwarequalität ermöglichen. „Unter chemischem Recycling versteht man in der Regel Technologien, die lange Polymerketten durch chemische Reaktionen in ihre Grundbausteine zerlegen“, erläutert Dr. Christoph Gahn, Vice President Chemical Recycling BASF. Auch Unternehmen wie der Verpackungshersteller Südpack gehören zu denjenigen, die in Chemisches Recycling investieren. Rückendeckung gibt es zunehmend aus der Forschung. „Chemisches Recycling kann mit Stoffströmen umgehen, die mechanisch nicht zu recyceln sind – und damit Ressourcen schonen und Müllverbrennung vermeiden“, sagt Dr. Markus Hiebel, Leiter der Abteilung Nachhaltigkeit und Partizipation im Fraunhofer-Institut für Umwelt-, Sicherheits- und Energietechnik UMSICHT.
Allerdings hat noch keine Technologie für chemisches Recycling Marktreife erlangt. Einige Anbieter haben allerdings große Fortschritte gemacht und stehen kurz vor der Kommerzialisierung von Anlagen mit relevanten Kapazitäten.
Der Verband der Chemischen Industrie (VCI) und der Verband der Kunststofferzeuger Plastics Europe Deutschland (PED) haben ein Positionspapier zur Bemessung von Recyclinganteilen in Kunststoffprodukten vorgelegt. Damit wollen sie chemische Recyclingverfahren als Ergänzung zu mechanischen Verfahren vorantreiben.
Die vorgeschlagene Bemessungsgrundlage wird als Massenbilanzansatz bezeichnet. Über diesen Ansatz ließen sich die Anteile recycelter Rohstoffe nachvollziehbar einem Endprodukt zuordnen, erklären die beiden Verbände.
Das Umweltbundesamt kommt in einer aktuellen Studie zu folgendem Fazit: Das chemische Kunststoffrecycling kann – in technisch ausgereiften, energieintegrierten und optimierten Anlagen – grundsätzlich einen positiven Beitrag zur Kreislaufwirtschaft leisten. Im Vergleich zur thermischen Behandlung können Treibhausgasemissionen eingespart werden. Aus energetischer Sicht sei der aufwändige Ansatz aktuell allerdings nicht die optimale Lösung, solange an anderer Stelle hochwertige fossile Rohstoffe zur Bereitstellung von thermischer Energie verbrannt werde. FACHPACK 360° hat dazu beim Umweltbundesamt nachgehakt. Dr. Julia Vogel, Fachgebietsleiterin Abfalltechnik, Abfalltechniktransfer, hat die Fragen beantwortet.