Nachhaltige Lösungen für Getränkeverpackungen: Warum weniger mehr sein kann
18.02.2025 Industry New Creations Machinery Change Innovative Processes Artikel

Nachhaltige Lösungen für Getränkeverpackungen: Warum weniger mehr sein kann

Circular Packaging bei Sekundärverpackungen: Die Getränkeindustrie steht vor der Herausforderung, ihre innovativen Entwicklungen nachhaltiger zu gestalten. Das Unternehmen KHS verwendet neuerdings Papiergriffe für Multipacks.

Hand greift ein PET-Flaschengebinde am BottleClip Tragegriff. Mit dem BottleClip Carrier können Gebindegrößen von 2 bis 8 PET-Flaschen mit einem Inhalt von jeweils 250 Milliliter bis 2 Liter transportiert werden.
Die deutschen Pfandsysteme bei Mehr- und Einweg ermöglichen bei nichtalkoholischen Getränken mit Rücklaufquoten zwischen 96 und 99 Prozent eine effektive Wiederverwendung und Materialkreisläufe mit einem hochwertigen Recycling. Brauereien und Mineralbrunnen nutzen bereits seit mehr als 70 Jahren funktionierende Mehrwegsysteme. Allein die 1.500 überwiegend mittelständischen Brauereien in Deutschland haben etwa vier Milliarden Mehrwegpfandflaschen im Umlauf und erreichen damit einen Mehrweganteil von rund 80 Prozent.

Darüber hinaus möchten Verbraucher und Handel zunehmend kunststofffreie, aber weiterhin gut zu transportierende Flaschentransportverpackungen. Sie sollen leicht sein, aber gleichzeitig gut zu greifen und stabil sein.

Das Unternehmen KHS stellt dabei das Thema Circular Packaging für Getränke im Multipack vor: Um PET-Flaschen und Aluminiumdosen zu Gebinden zusammenzufügen, bedarf es beim Nature Multipack von KHS anstelle von Schrumpffolie, Papier oder Karton lediglich des Einsatzes weniger Klebstoffpunkte. Das bedeute bis zu 85 Prozent geringeren Materialverbrauch gegenüber konventionellen Lösungen, erklärt das Unternehmen.

BottleClip Tragegriff wird von Roboter auf PET-Gebinde aufgebracht. Der Tragegriff wird durch den Roboter auf nur zwei Flaschen aufgesteckt – unabhängig von der Zahl der Behälter im Gebinde.

Minimalistische Ergänzung

Damit das Nature Multipack für den Transport komplett ohne Kunststoff auskommt, hat KHS es jetzt mit einem weiteren minimalistischen Feature kombiniert: In Kooperation mit der auf Verpackungslösungen für den Lebensmittel- und Getränkebereich spezialisierten Hinojosa Packaging Group wurde der sogenannte Bottleclip-Carrier aus Kraftpapier entwickelt. Der Tragegriff wird unabhängig von der Zahl der Behälter im Gebinde auf nur zwei Flaschen aufgesteckt. Dabei richten sich jeweils zwei vorgestanzte und -gefalzte Laschen auf und haken sich unter dem Neck-Ring des Flaschenhalses ein. Das sorgt für einen festen Sitz des Tragegriffs und ermöglicht den sicheren Transport.

„Insbesondere beim Handling schwererer Packs werden konventionelle Tragegriffe aus Kunststofffolie häufig als einschneidend empfunden. Das haptische Erlebnis des Kartontragegriffs ist dagegen deutlich angenehmer. Greift der Verbraucher das Gebinde am Bottleclip-Carrier, knicken dessen Längsseiten nach oben ab. Dadurch wird die Handinnenfläche vor den Stanzkanten sowie den Flaschenverschlüssen geschützt“, heißt es. Der Karton lasse sich einfach entfernen und könne im Altpapier entsorgt werden und somit recycelt werden.

Möglich sind Gebindegrößen von 2 bis 8 PET-Flaschen mit einem Inhalt von jeweils 250 Milliliter bis 2 Liter, erklärt KHS-Projektleiter Manfred van Triel. Der kleine Tragegriff aus Karton sei stabil und immer noch groß genug, um darauf Produktinformationen und den Barcode des Multipacks zu platzieren. „Wichtig war uns, hinsichtlich der Anbringung im Packer eine möglichst simple Form zu finden. Was nützt die beste Lösung, wenn sie so komplex ist, dass sie sich in unseren Maschinen nicht einfach und schnell verarbeiten lässt?“, so van Triel.

Besonderer Wert sei deshalb auf ausgeklügelte Logistik gelegt worden: Die Anlieferung der Bottleclip-Carrier erfolgt in Cartridges, also in Umkartons, die den Magazinen der Maschine unkompliziert in einem Ladevorgang zugeführt werden. „Das ist maßgeblich für die Performance der Anlage“, erklärt van Triel. Gespart werde nicht nur am Bedienaufwand und Material, sondern auch am Platzbedarf: Insbesondere benötige das neue Applikationsmodul im direkten Vergleich zu einer Maschine, die konventionelle Folientragegriffe verarbeitet, bis zu vier Meter Maschinenlänge weniger. Für Getränkehersteller mit begrenzter Produktionsfläche ist das ein besonders relevantes Argument.

Auch DS Smith hat alternative Flaschentransportverpackungen im Portfolio und sieht dies als Trend. Die „Eco-Carrier“-Lösung generiere ein Produkt-Bundle mithilfe einer faserbasierten Banderole und sei damit eine Alternative zu Schrumpffolien.

In der Rücknahmelogistik können Multipacks und individuelle Gebinde Händlern allerdings Probleme bereiten:  Glasflaschen – ob Mehrweg oder Einweg können nicht mehr in Kästen zurückgegeben werden. Die Händler wissen also oft nicht mehr, wie sie die Flaschen sammeln und zurückgegeben können. Mehrweg-Poolsysteme seien aus wirtschaftlichen Gründen und zum Schutz der Umwelt Individualgebinden vorzuziehen, heißt es seit Jahren aus der Getränkebranche.

 

Von Anna Ntemiris, Redakteurin