Getränkeverpackungen: Welche Zukunft haben Einweg und Mehrweg?
25.09.2024 Retail Brands Industry Look into Europe Artikel

Getränkeverpackungen: Welche Zukunft haben Einweg und Mehrweg?

In welche Richtung soll sich die Branche für Getränkeverpackungen bewegen und wo steht sie aktuell? Mehrweg oder Einweg? Wo sind die Chancen, und wo liegen die Risiken? Felix Brandenburg, Governmental Affairs Manager der Ardagh Group, fordert „eine neue Dynamik für zirkuläre Wertschöpfung“.

Porträt von Felix Brandenburg, Ardagh Group. Felix Brandenburg (Ardagh Group) analysiert die Situation von Ein- und Mehrweg aus Sicht der Getränkeverpacker.

Die Branche steht vor vielen Herausforderungen. Von der Politik kommen nicht zuletzt durch die Anforderungen in Fragen der Nachhaltigkeit neue Gesetze und Regularien, das Verhalten und die Wünsche der Verbraucher ändern sich. Ein wesentliches Element ist dabei die Frage des Einsatzes von Einweg- oder Mehrwegverpackungen. So lautete das Thema der Veranstaltung „HighNoon – der Mittagstalk“ am Dienstag „Zukunft Mehrweg & Packmittel“. Ein Teilnehmer der Runde war Felix Brandenburg, Governmental Affairs Manager der Ardagh Group und Geschäftsführer des Forum Getränkedose, der das Thema aus Sicht der Hersteller von Getränkeverpackungen analysiert.

Überwindung von Einweg vs. Mehrweg

Die Diskussion über die Vor- und Nachteile von Einweg im Vergleich zu Mehrweg und der vermeintlich besseren Nachhaltigkeit ist ein Dauerbrenner, in der Politik und bei den Verbrauchern. Doch sie folgt nach Einschätzung von Felix Brandenburg einem falschen Ansatz. „Das ideologisch geprägte Paradigma ‚Einweg vs. Mehrweg‘ muss überwunden werden.“ Es gehe um eine „ökologische Optimierung des gesamten Getränkeverpackungsmarktes“, fordert er. „Eine pauschale, nicht wissenschaftlich fundierte Förderung von Mehrweg ist ökologisch nicht sinnvoll.“ Alle Verpackungslösungen sind nach seiner Einschätzung durchgehend gefordert, sich im Hinblick auf Klimaziele und Nachhaltigkeit zu verbessern. „Sowohl Glas als auch Getränkedosen sind hier auf einem sehr guten Weg und damit bestens für die Zukunft gerüstet.“

Kreislaufprodukt par excellence

Brandenburg sieht die Politik gefordert: „Wir brauchen eine neue Dynamik für zirkuläre Wertschöpfung.“ Die vorliegenden Initiativen wie Green Deal, EU-Verpackungsverordnung (PPWR) und Verpackungsgesetz wiesen in ihrer Konzeption bedeutende Schwachstellen auf und verfehlten dadurch die erwartete Wirkung. Die Kreislauffähigkeit werde aus der Abfallperspektive festgelegt. Die Abfälle seien aber wertvolle Rohstoffe für neue Produkte, schonten die natürlichen Ressourcen und minimierten die Abhängigkeit von Rohstoffimporten. Als Beispiel nennt Brandenburg Aluminium, die Produktgrundlage der Getränkedosen, einen „nahezu unendlich recycelbaren Werkstoff“. „Die Getränkedose ist ein Kreislaufprodukt par excellence.“ Nicht zuletzt stütze dies die Recyclingquote von mehr als 99 Prozent in Deutschland und eine Littering-Rate von 0,03 Prozent. Darüber hinaus gebe es keine Qualitätsverluste bei dem Recyclingverfahren. Positiv wirke sich im Hinblick auf die Dekarbonisierung der hohe Einsatz von Sekundärstoffen aus. Im Vergleich zur Produktion von Primäraluminium spare das Recyling einer Getränkedose 95 Prozent der Energie ein, die Quote der Treibhausgasemissionen liege bei sechs Prozent.

Dosenpfand in allen EU-Staaten

Auf Basis dieser Daten wünscht sich Brandenburg eine Neubewertung der Abfallhierarchie, Getränkedosen könnten nicht als Abfall eingestuft werden. Hierzu gehöre auch die Einführung von Pfandsystemen für Getränkedosen in allen EU-Mitgliedsstaaten. Ein Schritt, den das „Forum Getränkedose“, dessen Geschäftsführer Brandenburg seit Anfang des Jahres ist und zu dem neben der Ardagh Group die Verpackungshersteller Ball Beverage Packaging Europe und Crown Holdings gehören, seit Jahren erreichen will. Daher begrüßt das Forum Getränkedose, dass in der neuen PPWR eine EU-weite Verpflichtung zur Einführung von Pfandsystemen enthalten ist. So könnten die Recyclingquoten auch außerhalb Deutschlands gesteigert und die Ökobilanz verbessert werden.

Eine endgültige Entscheidung für einen der beiden Wege wird es wohl nicht geben, auch in Zukunft sollte es beim dualen System bleiben. Ein Ansatz, den auch Felix Brandenburg unterstützt: „Das kann man in gewisser Weise so sehen – beide Systeme ergänzen sich in bestimmten Bereichen und sind für die Ökologie des Getränkeverpackungsmarktes unverzichtbar.