Freiberger Unternehmen will den Glasmarkt revolutionieren
03.01.2025 Insights Video

Freiberger Unternehmen will den Glasmarkt revolutionieren

Das sächsische Start-up ReViSalt GmbH hat eine neue Technologie entwickelt, um Verpackungsglas leichter und bruchsicherer zu machen. Warum dies nachhaltig und revolutionär sei, erklärte Firmengründer Michael Heidan im Forum SOLPACK, das die FACHPACK gemeinsam mit der Agentur Pacoon GmbH anbot.

Michael Heidan, Gründer der REViSalt GmbH, spricht auf dem SOLPACK Forum der FACHPACK 2024. Im Forum SOLPACK, das die FACHPACK gemeinsam mit der Pacoon GmbH anbot, stellte Michael Heidan, Gründer der REViSalt GmbH eine „disruptive Technologie“ für die Glasbranche vor. Das Start-up hat eine neue Technologie entwickelt, um Glas leichter und bruchsicherer zu machen.

Dünnes Glas zersplittert, schwere Glasflaschen mag keiner schleppen: Das Material Glas hat Vor- und Nachteile. Dank einer neuen Technologie könne auch leichtes Glas bruchsicher und kratzfest gemacht werden – und das zu Preisen, die für die Massenproduktion sinnvoll sind, sagt Michael Heidan, Mitgründer und Geschäftsführer der ReViSalt GmbH. Fakt ist: Glas wird aus Sand gemacht, ist wiederverwertbar und daher ein umweltfreundliches Verpackungsmaterial. Dennoch müsse Glas nachhaltiger werden, sagt Heidan.

Das in Freiberg in Sachsen gegründete Unternehmen bietet Herstellern von Glasverpackungen an, Produkte aus Glas leichter, dünner, bruchsicherer und energieeffizienter zu machen. Mit der nach Heidans Aussagen „disruptiven Technologie“ zur schnellen Verfestigung könne man das Glas in nur wenigen Minuten chemisch fester machen.

Schnelle chemische Verfestigung

Die Technologie der schnellen chemischen Verfestigung (SCV) ermögliche es der Glasindustrie, wirtschaftlicher zu produzieren und neue Märkte zu erschließen. „Mit unserer Innovation wird es erstmalig möglich, die Vorteile des verfestigten Glases in fast allen Glasprodukten zu nutzen. Der Materialeinsatz sinkt, die Lebensdauer steigt, was Ressourcen und Umwelt schont. Der geringere Materialeinsatz führt damit auch zu einer beschleunigten Produktion“, erklärt Heidan.

Bisher dauerte der Prozess der chemischen Verfestigung bis zu 24 Stunden. Dabei wird das Glas in ein 400 bis 450 Grad heißes flüssiges Salzbad getaucht, dadurch kommt es zum Kalium- und Natrium-Ionen-Austausch, wodurch das Glas fester wird. Das neue Verfahren von Heidans Team verkürzt diesen Prozess um ein Vielfaches: „Wir benötigen 5 bis 10 Minuten statt 24 Stunden. Eine höhere Festigkeit wird nach 30 Minuten erreicht.“

Diese Innovationen bedeuten nicht nur eine höhere Produktqualität, sondern trugen auch dazu bei, dass dünnere und leichtere Gläser verwendet werden könnten. Diese Optimierungen machen die Technologie nun auch für Gebrauchsgegenstände zu sinnvollen Preisen verfügbar, was Ressourcen und Energie im großen Maßstab sparen könne, so Heidan. Eine 0,7 Liter-Mehrweg-Glasflasche könne mithilfe der neuen Technologie nun 230 Gramm wiegen statt bisher 600 Gramm. „Es entsteht eine völlig neue Welt, die wir mit Glas erreichen können“, so Heidan. Das Potenzial sei vergleichbar mit der Erfindung des Kühlschranks oder der Digitalfotografie. ReVISalt sei bereits auf großes Interesse in der Glasindustrie gestoßen. Heidan nannte während des FACHPACK-Vortrags keine Kundennamen, aber bekannt ist, dass zu den ersten Kunden, die Produkte mit der neuen Technologie verfestigen, die bayerische Firma Heinz-Glas zählt.

Regenerationsmaterial fürs Salzbad

Das Unternehmen hat eine weitere Innovation entwickelt, um Glas nachhaltiger zu machen: die Salzbadregeneration. Sie löst das Problem der Alterung von Salzschmelzen. Wenn eine Qualitätsgrenze unterschritten wird, muss das Salz erneuert werden. Das flüssige Salz wird von über 400 °C abgekühlt, teuer entsorgt und neues Salz muss über Tage hinweg neu aufgeschmolzen werden. Materialkosten und Stillstandzeiten verursachen damit hohe Prozesskosten. Die von den Freibergern entwickelte Alternative ist die Salzbadregeneration – die Zutaten dafür sind Betriebsgeheimnis, es heißt aber, die Anwendung sei denkbar einfach: Das Regenerationsmaterial werde wie ein Teebeutel in das Salzbad getaucht, verbleibe dort für 24 Stunden und könne anschließend vollständig entnommen werden.

Hintergrund: Die Vision des Start-up, hochfestes Glas für Massenprodukte zu realisieren, nahm 2017 Gestalt an, als Heidan und seine Kollegen mit Experten für das „Superfest Glas“ aus DDR-Zeiten sprachen, das im VEB Sachsenglas Schwepnitz hergestellt wurde. In Zusammenarbeit mit der TU Bergakademie Freiberg wurde ein erster Forschungsauftrag realisiert, die SCV-Technologie validiert und im Jahr 2019 die 2MH Glas GmbH gegründet. 2024 ging die 2MH Glas GmbH in die ReViSalt GmbH über.

 

Von Anna Ntemiris, Redakteurin

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Michael Heidan, Gründer der REViSalt GmbH, spricht im Forum SOLPACK auf der FACHPACK 2024.

Die Zukunft von Verpackungen aus Glas