Schwarz-Gruppe stellt Verpackungen der Eigenmarken weiter um
Das Verpackungsdesign hat eine Schlüsselrolle, wenn es um den Ausbau der Kreislaufwirtschaft geht, erklärt PreZero-Vorstand Dietmar Böhm. Sein Kollege Michel Janzer, Bereichsleiter Qualität und Nachhaltigkeit, bei Lidl International, nennt Beispiele von erfolgreichen Verpackungsumstellungen.
Vom Packstoffproduzenten, über den Maschinenbauer, Verpackungshersteller und Abfüller bis letztendlich zum Konsumenten seien viele Akteure am Kreislauf beteiligt. Das stelle eine Herausforderung dar, erklärt Böhm. Er fordert eine stärkere Digitalisierung der Prozesse, um diese effizienter zu machen. Deutlich wird der PreZero-Chef auch beim Thema Materialien. Papier sei nicht die Lösung, wenn dann für die Schutzbarriere Laminate benötigt werden. Im Recyclingprozess sei eine „saubere Monokunststoffverpackung“ die bessere Wahl, so Böhm.
Lidl: Eimer ohne Henkel
Einblicke aus der Praxis zum Thema nachhaltige Verpackungen gibt Michael Janzer, Bereichsleiter Qualität und Nachhaltigkeit, Lidl International. Er greift das Beispiel des Joghurtbechers auf, der seit Jahren in der Branche und auch beim Verpackungskongress einmal mehr diskutiert wird. Nehmen die Verbraucher die Papierbanderole ab, landen die Verpackungsbestandteile in den richtigen Tonnen? Janzer erklärt, warum manchmal auch ein Abschiednehmen von Verpackungsbestandteilen zum Erfolg in Sachen Nachhaltigkeit führen kann.
Der Joghurt der Lidl-Eigenmarke Milbona im 1-Kilo-Eimer war bisher immer mit einem Henkel versehen. Aber welcher Kunde trug den Eimer tatsächlich mit dem Tragegriff im Geschäft an die Kasse?, fragt Janzer rhetorisch. Die meisten nehmen den Eimer aus dem Regal und legen ihn in den Einkaufswagen. Mit dem Auslassen des Tragegriffs spare Lidl 322 Tonnen Kunststoff jährlich ein. „Wir wollen einfache Lösungen“, so Janzer. Man müsse bei solchen einfachen Verpackungsumstellungen aber dennoch auch mit den Maschinenherstellern und tausenden Lieferanten sprechen, erklärt er. Joghurtbecher aus Alu, Papier und Kunststoff sollten durch Monomaterialien wie Mono-PP ersetzt werden, lautet auch seine Empfehlung.
Verpackungen aus Silphie-Fasern
Ein weiteres Beispiel: Die Deodose der Eigenmarke Cien werde aus 50 Prozent Aluminiumrezyklaten aus dem Gelben Sack hergestellt. Zudem verwendet Lidl auch Verpackungspapier auf Basis der schnell wachsenden Silphie-Pflanze. Es wird von PreZero produziert und unter der Marke OutNature vertrieben. Mit einem Anteil von mindestens 35 Prozent bilden die Fasern der Energiepflanze die Grundlage für die neuartigen Verpackungen. Der regionale Silphie-Anbau verringert Transportwege und die damit verbundenen CO2-Emissionen. Darüber hinaus werden im Aufbereitungsprozess wenig Wasser und Energie verbraucht und die Gewinnung der Fasern findet ohne den Einsatz von Chemikalien statt. In Sachen Silphie-Papier kooperiert PreZero auch mit Procter & Gamble. Für die Waschmittel-Pods der Marke Ariel wird ein neuer Großgebinde-Umkarton aus Silphie-Papier verwendet. Die Sonderedition wird seit Mitte April in Lidl-Filialen verkauft.
Ob Monokunststoffe, Silphie-Papier oder reduzierte Verpackungen: Die Schwarz-Gruppe will mithilfe eines Styleguides zur nachhaltigen Verpackungsoptimierung die Umsetzung der weiteren Umstellungen voranbringen und transparent machen.
Nachhaltigkeitsziele zum Teil erreicht
Die Zielsetzungen im Rahmen der Nachhaltigkeitsstrategie REset Plastic bis 2025 sind weiterhin ambitioniert: 100 Prozent der Eigenmarkenverpackungen von Lidl und Kaufland sollen maximal recyclingfähig gemacht werden. Die Unternehmensgruppe will 30 Prozent weniger Kunststoff bei Eigenmarkenverpackungen und Transporthilfen verwenden (im Vergleich zu 2017) und durchschnittlich 25 Prozent Rezyklat in Kunststoffverpackungen der Eigenmarken einsetzen. Lidl hat dieses Rezyklatziel nach eigenen Angaben bereits erreicht. Auch die Reduktion von Kunststoff lag bereits im Geschäftsjahr 2022 bei 29 Prozent, sodass das Ziel nun auf 35 Prozent angehoben worden sei. Das Ziel 100 Prozent Recyclingfähigkeit hatte Lidl im Jahr 2022 zu etwa 56 Prozent erreicht, Kaufland lag bei 51 Prozent.
Digitale Plattform für Verpackungshersteller
PreZero hat im April sein Angebot zur Nachhaltigkeitsförderung von Verpackungen erweitert und eine kostenlose digitale Plattform für Verpackungshersteller und Inverkehrbringer von Verpackungen auf den Markt gebracht. Die webbasierte Lösung PreZero SPOT (Sustainable Packaging Optimization) berücksichtigt für die Bewertung der Recyclingfähigkeit von Verpackungen neben Material und Gestaltung auch die Entsorgungsstrukturen aller EU-Länder. So werden Unterschiede der Recyclingfähigkeit von Verpackungen sichtbar: Das Tool führt den jeweiligen CO2-Fußabdruck sowie die damit relevanten Kosten länderspezifisch auf.