"Besser eine nicht perfekte Verordnung als keine Verordnung?"
Beim Deutschen Verpackungskongress in Berlin sprachen rund 300 Vertreter der Branche unter dem Motto „Verpackung 2024: Europas Zukunft gestalten“ über aktuelle politische und wirtschaftliche Themen. Das Deutsche Verpackungsinstitut (dvi), Veranstalter des Kongresses, gab zudem sein neu gewähltes Vorstandsteam bekannt.
Keynote von Bundesministerin Steffi Lemke
Prominenteste Rednerin des dvi-Kongresses, dessen Premium-Partner die FACHPACK ist, war Bundesumweltministerin Steffi Lemke (Bündnis 90/Die Grünen), die die Trilog-Einigung als „eine hervorragende Nachricht“ bewertete. „Die Bundesregierung konnte alle ihre Forderungen im Trilog durchsetzen“, sagte sie. „Uns war wichtig, dass das gut etablierte deutsche Mehrwegsystem im neuen Rechtsrahmen bestehen bleibt. Das Trilog-Ergebnis ist ein Kompromiss, aber es ist ein guter Kompromiss. Eine nicht perfekte Verordnung ist besser als keine Verordnung“, so die Umweltministerin. In Richtung FDP sagte sie, es wäre fahrlässig, dies aufs Spiel zu setzen. Es gehe nicht darum, über „kleine Zuckertütchen zu reden“, sondern die systematischen Veränderungen in Gang zu bringen. Die Nachfrage nach Sekundärrohstoffen müsse angekurbelt werden, und das reiche Europa habe eine Vorbildfunktion: Es könne zeigen, dass und wie Nachhaltigkeit funktioniert. Sie warne davor, dass Kinde mit dem Bade auszuschütten. „Auch Plastikverpackungen machen an vielen Stellen Sinn“, erklärte sie. Und auch wenn Lemke ihren Kaffee immer noch am liebsten aus der Porzellantasse trinkt, habe sich die Konsumgewohnheiten in den vergangenen 30 Jahren stark gewandelt und dies wirke sich auf die Verpackungen aus.Neben der aktuellen politischen Lage ging es beim Deutschen Verpackungskongress auch um Best-Practice-Beispiele für kreislauffähige Verpackungen und nachhaltige Lieferketten, die Vertreter von großen Marken und Handel vortrugen. Zum Thema Transformation in der Wertschöpfungskette sagte Dietmar Böhm, Vorstand PreZero International, dass Kreisläufe bereits beim Verpackungsdesign beginnen. Papier als Verpackungsmaterial sei allerdings nicht immer die Lösung. Eine Monokunststoffverpackung ist aus Sicht der Entsorger oftmals die richtige Wahl. Heike Vesper, Vorständin Transformation Politik und Wirtschaft WWF Deutschland, erklärte, dass die Kluft zwischen Abfallmengen und Recyclingquoten in Deutschland noch zu groß sei. Die Umweltschutzorganisation WWF fordert eine so genannte Ressourcensteuer für Verpackungen für alle Materialien, die alle Erst-Inverkehrbringer zahlen sollen. Erwartungsgemäß stieß dieser Vorschlag auf wenig Begeisterung im Publikum. Christoph Zeiler, Senior Vice Präsident, Corporate Affairs, Metsä Group, betonte die Nachhaltigkeit von faserbasierten Verpackungen. Der Hersteller von Faltschachtelkartons ist in Besitz von 90.000 finnischen Waldbesitzern.
Das 1990 gegründete dvi ist in der Hand von rund 250 Unternehmen aus allen Bereichen der Wertschöpfungskette – das macht das Netzwerk so einzigartig.
Reiner wieder an der Spitze
Das dvi gab während des Kongresses ein neues Führungsteam bekannt, das von den Mitgliedern gewählt worden war. Neuer Vorstandsvorsitzender des dvi ist Thomas Reiner. Der CEO der Berndt+Partner Group war als Mitbegründer des dvi bereits von 2006 bis 2018 dessen Vorstandsvorsitzender und im vergangenen Jahr zum Ehrenvorsitzenden ernannt worden. Zum stellvertretenden Vorstandsvorsitzenden wählten die Mitglieder Oliver Bruns, CEO der Gundlach Verpackung GmbH. Neuer Kassenwart ist Michael Arndt, Geschäftsführer der FIXUM Creative Technology GmbH. Immo Sander, Head of Business Development DE BE NL der ALPLA Werke Lehner GmbH & Co KG, ist neuer Schriftführer. Zum Vorstand gehören außerdem Sabine Gauger‐Wahl (OPTIMA packaging group GmbH), Dr. Nabila Rabanizada (REMONDIS Recycling GmbH & Co. KG) sowie Maresa Zimmermann (Henkel AG & Co. KGaA). Der neue Vorstand wurde gemäß Satzung für die Dauer von drei Jahren gewählt.