• 09.04.2025
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Nicht nur bei Coca-Cola: Getränkedose liegt im Trend

Getränkehersteller forcieren die Abfüllung in Dosen. Coca-Cola investiert in eine neue Anlage. Die Verbraucher schrecken die höheren Preise nicht ab, Umweltschützer schimpfen. Was sind die Vor- und Nachteile einer Dose?

Produktion von Coca-Cola Dosen.
In Dorsten und Karlsruhe füllt CCEP DE bereits kohlensäurehaltige Erfrischungsgetränke in Dosen ab. Mit der Investition in Halle erhält Coca-Cola seine vierte Dosenlinie im Produktionsnetzwerk.

Mit Mango „gewirtzt“: Fußballnationalspieler Florian Wirtz ist auf den 330-ml-Pepsi-Dosen der Sorte Zero Mango abgebildet. Eine Sonderedition, die den Verkauf der neuen Geschmacksrichtung ankurbeln könnte. Getränkedosen sind fürs Marketing sehr beliebt, denn sie lassen sich rundum bedrucken. Nicht nur deshalb erlebt die Dose als Getränkeverpackung derzeit eine Renaissance. Coca‑Cola bringt im Mai die 2011 erfolgreiche Kampagne „Share a Coke“ in einer Neuauflage zurück. Für kurze Zeit ziert die Dosen und Flaschen statt des ikonischen Logos der Schriftzug „Trink 'ne Coca‑Cola mit“ und Vornamen wie „Anja“, „Mesut“ oder „Leyla“, Spitznamen sowie Bezeichnungen wie „Deinem Kumpel“.  Zudem bestehe die Möglichkeit, online personalisierte Produkte zu gestalten.

Personen stoßen mit Getränkedosen an, die mit ihren Vornamen versehen sind.
Die Kampagne „Share a Coke“ kehrt in einer Neuauflage zurück: Für kurze Zeit ziert die Dosen und Flaschen statt des ikonischen Logos der Schriftzug „Trink 'ne Coca Cola mit“ und Vornamen.

Dosen gelten als Wachstumstreiber bei alkoholfreien Getränken. Sie erzielten laut Marktforscher NielsenIQ (NIQ) zuletzt ein Absatzplus von etwa elf Prozent. Die Handelsumsätze mit den bei Softdrinks üblichen 0,33-Liter-Gebinden steigerten sich um 15,7 Prozent auf 1,01 Milliarden Euro, während die PET-Flasche mit gleicher Füllmenge lediglich 3,8 Prozent Zuwachs hatte und auf ein Marktvolumen von nur 315 Millionen Euro kommt. Auch der Energydrink-Konzern Red Bull vermeldet steigenden Absatz der Dosen um 4,4 Prozent auf 12,7 Milliarden Dosen. Der Kategorieanteil der Dose liegt über10,6 Prozent. Binnen fünf Jahren ist somit das Verkaufsvolumen um 47 Prozent gewachsen. Die Gesellschaft für Verpackungsmarktforschung berichtet für das Jahr 2023 von 5,8 Milliarden in Deutschland in Verkehr gebrachten Getränkedosen – ob an Tankstellen, in Supermärkten oder Drogerien. 

Marktführer Coca-Cola bietet dauerhaft 16 verschiedene kohlensäurehaltige Erfrischungsgetränke in 330-ml-Dosen an. Nach Unternehmensangaben sei es das vielfältigste Angebot seit jeher. Die Brauereigruppe Paulaner hat ihre Spezi in Dosen um Limo Orange und Zitrone ergänzt. Die Krombacher-Gruppe führt bei ihrer Fassbrause, der Mineralbrunnen Hassia bei der Marke Bizzl neue Dosen-Varianten ein. Auch Eistees – zum Beispiel von Pfanner, Lipton oder Rauch – werden in Dosen angeboten und sind für den To-go-Bereich attraktiv.

 

Coca-Cola investiert in Abfülllinie für Dosen

Coca-Cola European Partners (CCEP) kündigte an, in Deutschland 150 Millionen Euro in deutsche Abfülltechnik und Infrastruktur zu investieren. Fast ein Drittel davon fließt in den Produktionsstandort Halle, wo für zehn Millionen Euro eine neue und damit vierte Abfülllinie für Getränkedosen entstehen soll. Sie soll 2026 anlaufen. Künftig werden in der Händelstadt dann neben den Eisteegetränken der Marke Fuze Tea und den Sportgetränken der Marke Powerade auch die Klassiker Coke, Fanta und Sprite abgefüllt – in 0,25 und 0,33 Liter Dosen. Mit der Millionen-Investition reagiert Coca-Cola auf die gestiegene Nachfrage: „Dosen liegen im Trend“, erklärt Uwe Blabusch, Betriebsleiter im Werk in Halle. „Allein im vergangenen Jahr erreichten Getränke in Dosen im deutschen Markt ein Absatzplus von rund zwölf Prozent im Vergleich zum Vorjahr.“

 

Fünf Vorteile der Dose

Aus Herstellersicht haben Dosen viele Vorteile: 

 

  • Sie haben sehr gute Barriereeigenschaften. Licht und Sauerstoff kommen nicht hinein, Kohlensäure kann nicht entweichen. 
  • Die große Öffnung ermöglicht eine schnelle Abfüllung. 
  • Die Dose ist ein Wertschöpfungsgebinde. Convenience-Käufen sind für für den To-go-Verzehr bereit, tiefer in die Tasche zu greifen als beim Vorratskauf, wo Preise genauer verglichen werden. Eine Drittel-Liter-Dose Coke für 99 Cent kommt auf einen Literpreis von rund 3 Euro. Auch im Vergleich zu anderen Portionsgebinden wie der PET-Flasche mit einem Literpreis von 2,18 Euro schneidet die Dose oftmals teurer ab. 
  • Die Transportkartons sind gut stapelbar. In der Logistik und Distribution komme der Dose zugute, dass das Gesamtgewicht zu 97 Prozent aus dem Getränk und zu nur 3 Prozent aus der Verpackung bestehe. 
  • Die runden Gebinde gelten als nahezu unzerbrechlich, neigen allerdings bei großem Druck zu Beulen.

Bei Coca-Cola machen die 0,33-Liter-Dosen fast 7 Prozent Anteil am Verkaufsvolumen aus. Vor fünf Jahren waren es noch 3,3 Prozent. Um weiter mit dem Trendgebinde Dose zu wachsen, gilt es, die Präferenzen der Verbraucher zu beachten. Die Dose wird sehr stark von der jungen Zielgruppe nachgefragt. Menschen zwischen 30 und 39 Jahren trinken häufiger aus der Dose, so Marktforscher.

 

Umweltsünder oder Recyclingmeister?

Ist die Dose auch zwei Jahrzehnte nach Einführung des Pfands ein Umweltsünder? Fast alle Getränkedosen in Deutschland finden ihren Weg zurück in die Kreislaufwirtschaft – sei es als neue Getränkedose oder als Bestandteil von Fahrrädern oder Elektroautos – der Kreislauf ist also nicht geschlossen. Felix Brandenburg, Vorsitzender des Forum Getränkedose, sagt dazu: „Die Aluminium-Getränkedose ist mit einer Recyclingquote von über 99 Prozent die am häufigsten recycelte Getränkeverpackung in Deutschland. Auch in der EU konnte 2021 laut neuesten Zahlen ein Recyclingrekord von 76 Prozent erreicht werden. Ich bin zuversichtlich, dass wir es mit der verpflichtenden Einführung von Pfandsystemen schaffen können, auch in Gesamt-Europa die Quote wesentlich zu steigern." Das Forum Getränkedose ist ein Zusammenschluss der Verpackungshersteller Ardagh Group, Ball Beverage Packaging Europe und Crown Holdings. 

Die Deutsche Umwelthilfe (DUH) erklärt, jedes Gramm neues Aluminium sei umweltschädlich. Bei der Verarbeitung des Rohstoffs Bauxit entstehe ein mit Schwermetallen belastetes Abfallprodukt. Auch koste das Einschmelzen über mehrere Stunden viel Energie. Barbara Metz, Bundesgeschäftsführerin der DUH, sagt: „Mit dem Dosenwerk in Halle manifestiert Coca-Cola über Jahrzehnte ein umwelt- und klimaschädliches Einweg-Geschäftsmodell – und bedroht das mittelständisch geprägte Mehrwegsystem in Deutschland.“ Angesichts der Klimakrise brauche man besonders umweltfreundliche Verpackungen wie regionale Mehrwegflaschen. „Bereits seit Jahren wird die im Verpackungsgesetz festgelegte Mehrwegquote von 70 Prozent unterschritten.“ Die neue Bundesregierung müsse zur Förderung von Mehrweg eine Abgabe von mindestens 20 Cent auf Einweg-Kunststoffflaschen und Dosen einführen, so die DUH.

 
von Anna Ntemiris, Redakteurin