Weinliebhaber aufgepasst: Flaschen aus Kunststoff oder Papier im Trend
10.03.2025 Sustainability New Paths Design Start-ups Artikel

Weinliebhaber aufgepasst: Flaschen aus Kunststoff oder Papier im Trend

Die Themen Nachhaltigkeit und Kosteneffizienz bestimmen auch in der Weinbranche die Trends. Verpackungshersteller Alpla zeigt, wie Weinproduzenten neue Wege gehen können, indem sie auf PET-Flaschen setzen. Andere Unternehmen forcieren Papierflaschen. Die Transformation ist in der Welt des Weines angekommen.

Drei Männer stehen vor einer Plakatwand und werfen Kunststoff-Weinflaschen in die Luft. Werner Rosenberger von Alpla (von rechts), Herbert Toifl und Christoph Fingerlos, beide von der Weinkellerei Wegenstein, zeigen, wie leicht die PET-Flaschen für Wein sind.

Die Flasche aus Glas, der Verschluss aus Naturkorken, dazu noch ein auffälliges Etikett: Fertig ist die traditionelle Verpackung für Wein. Ob süßer Rosé oder trockener Weißwein ist dann nur eine reine Geschmacksfrage. Doch so sehr sich die Geschmäcker bei der Frage des besten Rebensafts unterscheiden, so vielfältig ist inzwischen auch die Verpackung dafür. Seit Jahren gibt es zum Beispiel Pfandsysteme für Weine, die deutsche Winzer entwickelt haben. Vor gut zwei Jahren löste die Papierflasche ein kleines Beben in der Getränkebranche aus.

 

Industrielle Reife noch am Anfang

Papier auch als Material für Flaschen: Die Idee ist nicht neu, die industrielle Reife steckt aber noch in den Kinderschuhen. Das dänische Unternehmen Paboco und das schwedische Start-up Blue Ocean Closures stellten Ende 2024 ein Produkt vor, das neue Maßstäbe setzt. Die recycelbare Flasche besteht aus Papier, Cellulosefasern und dünner HDPE-Barrierefolie. Zahlreiche Markenhersteller aus der Getränke- und Konsumgüterindustrie wie Coca-Cola, Procter & Gamble, Carlsberg und L’Oréal unterstützen das Projekt. Das Gewicht der gesamten Verpackung mit Kappe beträgt weniger als 16 Gramm. Aufgrund der dünnen Barriere ist die Flasche inklusive Verschluss als Papierverpackung recycelbar. Im Papierverpackungsstrom zersetzt sich die Flasche und die Materialien trennen sich, sodass das Papier recycelt werden kann. Die Barrierefolie wird abgesondert und von den meisten Vewertungsanlagen weggeworfen.

 

PET-Flasche für Wein

Verpackungshersteller Alpla hat mit der PET-Weinflasche eine neue nachhaltige Lösung für Weinhersteller auf den österreichischen Markt gebracht. In Großbritannien sind PET-Flaschen zum Beispiel schon in den Aldi-Filialen auf dem Markt, die der Discounter gemeinsam mit Packamama entwickelt hat.

Die österreichische Weinkellerei Wegenstein verwendet die Alpla-Flaschen aus recycelbarem PET. „Die PET-Flasche hält, was sie verspricht. Sie ist optisch ansprechend, stellt unsere Qualität sicher und ist praktisch“, erklärt Herbert Toifl, Geschäftsführer der Weinkellerei Wegenstein. Die Weine in der neuen Flasche der REWE-Eigenmarke sind im österreichischen Lebensmitteleinzelhandel bei BILLA, BILLA Plus, ADEG, Penny und Sutterlüty erhältlich.

Die 0,75-Liter-Flasche wiegt nur 50 Gramm – rund achtmal weniger als die Alternative aus Glas. Die nachhaltige Lösung reduziere den CO2-Verbrauch im Vergleich zur Alternative aus Glas um 38 Prozent – und das noch ohne rPET-Anteil. Die PET-Flasche ist auch als 1-Liter-Variante verfügbar. Das Recyclingmaterial steuert Alpla aus den eigenen Recyclingwerken von ALPLArecycling bei. Positive Effekte hat das geringe Gewicht der Verpackung auch beim Transport. Dazu kommt der Kostenvorteil. PET-Weinflaschen von ALPLA sind in Abhängigkeit von den Anforderungen um bis zu 30 Prozent günstiger als Glasflaschen, erklärt Lukas Österle, Senior Sustainability Communications Manager, auf Anfrage von FACHPACK 360°. „Ein weiterer großer Vorteil ist, dass wir flexibel reagieren und schnell auf geänderte Anforderungen reagieren können. Angepasstes Design, Gewicht und/oder Farbe sind im Kunststoffbereich leicht zu realisieren“, ergänzt er. Die Einwegflasche funktioniere mit herkömmlichen Metall-Drehverschlüssen und sei grundsätzlich kompatibel mit den Abfülllinien der Winzer. Im Idealfall seien nur kleinere Anpassungen notwendig.

 

Geschmacksfrage?

Zurück zur Geschmacksfrage: Ist Kunststoff geschmacksneutral? Diese Frage stellen sich traditionelle Weinliebhaber. „Blindverköstigungen haben gezeigt, dass es keine Unterschiede gibt im Vergleich zu Wein aus Glasflaschen. Die Qualität des Füllmaterials kann derzeit für rund sechs Monate garantiert werden. Das PET selbst ist geschmacksneutral, daher ist es der führende Werkstoff im Bereich Getränke weltweit. Mögliche Einschränkungen im Geschmack ergeben sich nach längerer Lagerung durch die Barriereeigenschaften und dem Einwirken von Sauerstoff oder dem Entweichen von Wasserdampf“, erklärt Österle 

von Anna Ntemiris, Redakteurin