Kunststoffindustrie sieht PPWR als Meilenstein
07.11.2024 Insights Video

Kunststoffindustrie sieht PPWR als Meilenstein

Auf dem Weg zu einer umfänglichen Kreislaufwirtschaft liegen noch einige Stolpersteine, aber die Richtung stimmt: Dr. Alexander Kronimus von Plastics Europe ordnete auf der FACHPACK die europäische Verpackungsverordnung PPWR aus Sicht der Kunststoffbranche ein.

Porträt von Dr. Alexander Kronimus von PlasticsEurope Deutschland. Dr. Alexander Kronimus, Geschäftsführer von Plastics Europe Deutschland, findet die europäische Verpackungsverordnung grundsätzlich begrüßenswert, sieht aber noch viele Unklarheiten.

Beim größten Treffen der Verpackungsbranche in diesem Jahr, der FACHPACK 2024 in Nürnberg, sprachen die Fachbesucher auch über wichtige politische und regulatorische Themen, die die Verpackungsindustrie betreffen. Die berühmte Glaskugel habe man zwar nicht, aber die Branche müsse wissen, wie sie mit den neuen Regularien, allen voran die PPWR, umgehen könne, sagte Dr. Johannes Bergmair, Generalsekretär der World Packaging Organization (WPO).

PPWR nicht abgeschlossen

„Die PPWR ist beschlossen, aber nicht abgeschlossen“, so Bergmair. Er moderierte das Experten-Forum PACKBOX mit dem Referenten Dr. Alexander Kronimus, Geschäftsführer von Plastics Europe Deutschland. Plastics Europe Deutschland e. V. ist der Verband der Kunststofferzeuger in Deutschland. Der Verband ist ein Fachverband des Verbandes der Chemischen Industrie (VCI) und Teil des europäischen Netzwerks Plastics Europe mit Vertretung in Brüssel sowie den europäischen Wirtschaftszentren- und Hauptstädten.

Unter dem Titel „Verpackt im Wandel: Eckpunkte der europäischen Verpackungsordnung“ informierte Kronimus seine Zuhörer auf Englisch, welche Ziele durch die EU-Verpackungsverordnung PPWR konkret verfolgt werden.

Im April seien im EU-Parlament auf den letzten Metern der Abstimmung noch viele Änderungsanträge zur PPWR angenommen worden, die sich jedoch teilweise widersprechen, so Kronimus. Die PPWR sei zwar nicht perfekt, aber Plastics Europe Deutschland, der Verband der Kunststofferzeuger, begrüße die Verordnung. Sie sei ein „Meilenstein“ auf dem Weg zu einer Kreislaufwirtschaft. Da aber noch Widersprüche und viele offene Fragen vorhanden seien, müsse man die weiteren legislativen Schritte genau beobachten. Letztendlich sei auch unklar, wer die Umsetzung wie kontrollieren werde.

Bei der PPWR müssen sich die Unternehmen beispielsweise auf ehrgeizige Recyclingquoten und neue Vorgaben für Lebensmittelkontakt-Materialien einstellen. Kronimus wies darauf hin, dass einige Regelungen der EU-Verpackungsverordnung, wie die Mirror Clause (Spiegelklausel) und einige Materialverbote, handwerklich umstritten und noch nicht endgültig geklärt sind.

Nach der sogenannten Spiegelklausel darf das künftig in Kunststoffverpackungen einzusetzende Rezyklat sowohl aus der EU stammen oder außerhalb der EU recycelt worden sein.

Voraussetzung: Es muss europäischen Qualitäts und Nachhaltigkeitsanforderungen für Rezyklate entsprechen. Der hierfür benötigten Kunststoffabfälle können auch außerhalb der EU gesammelt worden sein.

Ein Beispiel für Unklarheiten: Beschlossen ist, dass ab dem 1. Januar 2030 Unternehmen dafür sorgen müssen, dass mindestens 40 Prozent ihrer Transportverpackungen mehrfach verwendet werden können. Ab 2040 steigt die Quote auf 70 Prozent. Aber für einige Verpackungen, wie Shrinkfolien und Folienumhüllungen, so Kronimus, „gibt es noch keine technologischen Lösungen, um diese Vorgaben einzuhalten“.

Offene Fragen bei Getränkeverpackungen

Als weiteres Beispiel nannte der Kunststoffexperte, dass ab 2030 zehn Prozent der alkoholischen und nichtalkoholischen Getränkeverpackungen wiederverwertbar sein sollen, ab 2040 sollen es 40 Prozent sein. Ausnahmen seien zum Beispiel für Verpackungen für Milch, Milchmischgetränke und die meisten Weine vorgesehen. „Aber für welche Produkte genau die Vorgaben und für welche nicht gelten, ist noch nicht geklärt. Die Liste ist noch nicht vollständig“, kritisierte Kronimus. In den nächsten 24 Monaten werde dies erst feststehen.

Egal, wie man zur PPWR stehe, müsse man nun die einzelnen Umsetzungsmaßnahmen genau verfolgen und auf ihre realistische Umsetzung prüfen, sagte er. Plastics Europe werde dies tun.

Schauen Sie sich hier den Vortrag an:

Verpackt im Wandel: Eckpunkte der europäischen Verpackungsordnung