KI im Verpackungsdesign: Kreativer Co-Pilot oder Konkurrenz?
10.11.2024 New Paths Innovative Processes Video

KI im Verpackungsdesign: Kreativer Co-Pilot oder Konkurrenz?

Künstliche Intelligenz revolutioniert die Verpackungsindustrie, optimiert Designs und steigert Effizienz. Uwe Melichar von der epda zeigt auf der FACHPACK, wie KI kreative Prozesse unterstützt und neue Möglichkeiten eröffnet – ohne jedoch die menschliche Expertise zu ersetzen.

Uwe Melichar spricht auf der Fachpack Eine nachhaltige KI-Strategie ist laut Uwe Melichar unerlässlich, um die Chancen dieser Technologie optimal auszuschöpfen.

Die Künstliche Intelligenz (KI) ist in nahezu alle Lebensbereiche und Branchen vorgedrungen und verändert diese fundamental. Prozesse werden automatisiert und optimiert, und selbst kreative Ergebnisse lassen sich mit Hilfe von KI effizient und in hoher Geschwindigkeit generieren. Diese Entwicklung stellt uns vor die Frage: Welche Rolle bleibt uns Menschen in einer KI-gestützten Welt? Was bedeutet das für die Interaktion zwischen Verpackung und Verbraucher? In seinem Vortrag auf der FACHPACK gewährt Uwe Melichar, Vice President der European Brand & Packaging Design Association (epda) und Partner bei der Agentur Touch Design, Einblicke in die Möglichkeiten und Herausforderungen der KI für die Verpackungsindustrie.

 

KI im Verpackungsdesign – Ein vielseitiger Helfer

Wenn von KI in der Verpackungsbranche die Rede ist, denken viele zuerst an maschinelles Lernen in der Produktion und an intelligente Verpackungsmaschinen. Doch auch im Bereich des Verpackungsdesigns spielt die Technologie eine immer wichtigere Rolle. Besonders bei der Bildgenerierung wird KI zunehmend genutzt – etwa um Serviervorschläge auf Verpackungen darzustellen. Designer können so zahlreiche Vorschläge schnell und einfach von der KI generieren lassen und dadurch mehr Zeit für kreative Entscheidungen gewinnen, erläutert Melichar. KI fungiert hierbei als Co-Pilot, der repetitive Aufgaben übernimmt und kreative Impulse liefert.

 

Vorteile und Chancen der KI im Verpackungsdesign

Melichar betont, dass KI eine Vielzahl von Aufgaben erleichtern kann. Zu den Hauptvorteilen gehören:

1. Designoptimierung: KI analysiert Verbraucherpräferenzen und Markttrends und hilft so bei der Entwicklung ansprechender und funktionaler Designs.
2. Qualitätskontrolle: Mithilfe von maschinellem Lernen und Computer Vision kann KI eine Echtzeit-Qualitätsinspektion der Verpackungsmaterialien und fertigen Produkte ermöglichen.
3. Effizienz in der Lieferkette: KI optimiert das Lieferkettenmanagement, indem sie Nachfrageprognosen, Bestandsverwaltung und Logistikprozesse unterstützt.
4. Personalisierung: Durch KI wird es möglich, personalisierte Verpackungslösungen zu entwickeln, die auf individuelle Kundendaten abgestimmt sind.
5. Kosteneinsparungen: Automatisierte Prozesse und optimierte Abläufe senken Kosten, die durch Materialverschwendung und Produktionsineffizienzen entstehen.
6. Nachhaltigkeit: KI identifiziert umweltfreundliche Materialien, optimiert Verpackungsgrößen zur Abfallreduzierung und unterstützt die Entwicklung wiederverwendbarer oder recycelbarer Lösungen.

Struktur- und Bildgestaltung mit KI

Besonders im Bereich der strukturellen Verpackungsgestaltung und Bildgenerierung wird das Potenzial von KI deutlich. Verpackungsdesinger nutzen KI bereits zur Erschaffung einzigartiger Bildwelten rund um bestimmte Produkte – nicht nur auf der Verpackung sondern für das gesamte Storytelling und Marketing. 

Doch KI ist nicht fehlerfrei. Sie versteht Prompts oft nicht korrekt und macht offensichtliche und für die menschliche Wahrnehmung logische Fehler. Wenn es beispielsweise um Vorschläge für strukturelle Verpackungen geht, sind die Ergebnisse vielleicht schön anzusehen, aber nicht realistisch umsetzbar. Menschliches Fachwissen bleibt also nach wie vor unverzichtbar– vor allem, um die Usability der KI-Vorschläge zu beurteilen.

Ein Beispiel für eine vollständige KI-Anwendung ist „Vivi Nova“, ein Softdrink, dessen Rezept, Name und Verpackungsgrafik komplett von KI entwickelt wurden. Beim Geschmackstest auf der Bühne viel Melichars Urteil eindeutig aus: „Nicht gut, sie müssen an der Rezeptur arbeiten. Manchmal sind Menschen besser darin, solche Dinge zu schaffen als Maschinen.“

Ein weiteres Projekt, das Melichar vorstellte, ist der KI-gestützte Chatbot seiner Agentur Touch Design. Dieser soll Fragen zur Nachhaltigkeit und zum Recycling beantworten, indem er auf die neuesten regulatorischen Anforderungen zugeschnittene Informationen für verschiedene Zielgruppen bereitstellt. Das System, das 2025 gelauncht werden soll, zeigt, wie KI als Wissensquelle dienen kann und die Wertschöpfungskette unterstützt.

 

Zukunftsausblick und Handlungsempfehlungen

Für Melichar steht fest: KI wird die Verpackungsindustrie nicht vollständig übernehmen, sondern diejenigen unterstützen, die sie effektiv einzusetzen wissen. Er empfiehlt, kontinuierlich zu lernen, Entwicklungen zu beobachten und Datenquellen sorgfältig zu evaluieren. KI-Tools sollten strategisch verknüpft und auf die individuellen Bedürfnisse zugeschnitten werden.

Er schließt mit einem entscheidenden Hinweis: „KI wird den Menschen nicht ersetzen. Doch diejenigen, die sie zu nutzen wissen, werden den Wettbewerbsvorteil haben.“ Eine nachhaltige KI-Strategie sei unerlässlich, um die Chancen dieser Technologie optimal auszuschöpfen.

 

Sehen Sie sich hier den kompletten Vortrag von Uwe Melichar auf der FACHPACK an:

Uwe Melichar spricht auf der FACHPACK

KI im Packaging Design