Verpackungsmarkt in Europa: Ein Überblick
Der europäische Verpackungsmarkt erlebt derzeit eine dynamische Wachstumsphase, beflügelt durch die steigende Nachfrage nach innovativen und nachhaltigen Verpackungslösungen quer durch alle Branchen. Ein Überblick zeigt, wie sich einzelne Länder entwickeln.
Experten prognostizieren, dass der europäische Verpackungsmarkt von rund 153 Milliarden Euro im Jahr 2024 auf beeindruckende 186 Milliarden Euro bis 2029 anwachsen wird. Das entspricht einer soliden jährlichen Wachstumsrate (CAGR) von 4,07 %. Während der europäische Verpackungsmarkt insgesamt wächst, stehen die einzelnen Länder vor ähnlichen Herausforderungen, wie dem Übergang zu nachhaltigeren Verpackungsmaterialien und die Erfüllung von Recyclingzielen – nicht nur, aber vor allem vor dem Hintergrund der von der EU vorgegebenen Quoten. Gleichzeitig gibt es jedoch auch landesspezifische Herausforderungen und innovative Lösungsansätze, die sich je nach Marktanforderungen und Rahmenbedingungen unterscheiden. Im Folgenden werfen wir einen genaueren Blick auf die Besonderheiten der Märkte in den verschiedenen europäischen Ländern.
Österreich
Die österreichische Verpackungsbranche zeichnet sich durch eine starke internationale Ausrichtung und innovative Ansätze im Bereich Nachhaltigkeit aus, mit ehrgeizigen Recyclingzielen für Kunststoffverpackungen und einer etablierten Tradition im Recycling von Glas und Papier. Die Branche, bestehend aus etwa 120 Herstellern, setzt zunehmend auf umweltfreundliche Lösungen wie rePET und die Verwendung von recycelten Materialien. Besonders erfolgreich ist Österreich im Bereich der Zellstoff- und Papierverpackungen, die einen bedeutenden Teil des Produktionswertes ausmachen.
Schweiz
Eine starke Mischung aus multinationalen und spezialisierten Unternehmen bildet das Rückgrat der Schweizer Verpackungsindustrie. Trotz steigender Rohstoff- und Energiekosten sowie einem zunehmenden Fachkräftemangel zeigt sich die Branche robust, mit vielen Unternehmen, die ihre Kapazitäten ausbauen und neue Mitarbeiter ausbilden. Die Nähe zur EU und enge internationale Handelsbeziehungen sind von Vorteil, obwohl die Schweiz keine umfassende Verpackungsverordnung wie ihre Nachbarländer hat. Initiativen zur Förderung von Recycling und Kreislaufwirtschaft, wie ein einheitlicher Sammelsack und ein geplantes Preissystem, zielen darauf ab, die Nachhaltigkeitsziele bis 2030 zu erreichen.
Spanien
Auch die spanische Verpackungsindustrie erlebt seit einigen Jahren einen starken Wandel hin zu mehr Nachhaltigkeit, angetrieben durch neue Recyclinggesetze und eine Fokussierung auf Mülltrennung und Wiederverwertung. Mit über 3.000 Unternehmen und 110.000 Beschäftigten trägt die Branche erheblich zur spanischen Wirtschaft bei und zeigt besonderes Wachstum in der Herstellung von Papier, Pappe und Kunststoffverpackungen. Katalonien ist das Zentrum der Industrie, gefolgt von Regionen wie Valencia und Madrid. Wichtige Abnehmerbranchen sind die Lebensmittel-, Automobil- und Pharmaindustrie, die durch steigende Nachfrage nach nachhaltigen Verpackungen und Investitionen aus dem Ausland zusätzliche Wachstumschancen bieten.
Dänemark
Dänemark hat bemerkenswerte Fortschritte in der nachhaltigen Verpackungsindustrie gemacht, indem es bereits 2021 eine Recyclingquote von 65 % für Verpackungsabfälle erreichte, was das für 2025 gesetzte Ziel übertraf. Trotz Herausforderungen, insbesondere beim Kunststoffrecycling, hat das Land seinen Fokus auf Recycling und nachhaltige Materialien verstärkt, mit einem Anstieg bei der Verwendung von Faserstoffen und Glasverpackungen. Die Popularität des Online-Shoppings hat die Nachfrage nach Versandmaterialien erhöht, während effiziente Rückgabe- und Pfandsysteme hohe Recyclingquoten fördern.
Großbritannien
Prognosen zufolge soll der Marktwert der britischen Verpackungsindustrie von 58,27 Milliarden Dollar im Jahr 2023 auf 65,18 Milliarden Dollar im Jahr 2028 steigen. Besonders das Lebensmittelsegment und die Nachfrage nach leichten, flexiblen Verpackungen treiben das Wachstum an. Trotz dieses positiven Trends steht die Branche vor regulatorischen Herausforderungen, wie der 2022 eingeführten Steuer auf Kunststoffverpackungen und der 2023 implementierten Verpackungsabfallverordnung, die Hersteller zur Berichterstattung über ihre Verpackungsmengen verpflichtet. Die britische Recyclingquote für Verpackungsabfälle stagniert bei 63 %, mit deutlichem Verbesserungsbedarf insbesondere bei Kunststoffabfällen.
Frankreich
Mit einem Umsatz zwischen 30 und 35 Milliarden Euro und rund 200.000 Beschäftigten bilden französische Verpackungsunternehmen einen wichtigen Pfeiler der Wirtschaft. Die stärkste Nachfrage nach Verpackungen kommt dabei vom Lebensmittel- und Getränkesektor, der 2021 den größten Anteil am Verpackungsmaterialverbrauch hatte. Der Trend zu leichteren und umweltfreundlicheren Verpackungen, unterstützt durch politische Vorgaben wie das Verbot von Einwegkunststoffen ab 2040 und die Förderung von Recycling und Kreislaufwirtschaft, prägt die Branche zunehmend.
Niederlande
Trotz bekannter Hürden wie sich ändernde Marktbedingungen und steigende Rohstoffpreise schlägt sich auch der niederländische Verpackungsmarkt gut. Mit etwa 330 Unternehmen und einem Umsatz von 6,8 Milliarden Euro im Jahr 2020 hat die Branche in den letzten Jahren ein solides Wachstum verzeichnet, besonders bei Papier- und Kartonverpackungen. Obwohl die Niederlande regulatorisch hinter anderen Ländern wie Frankreich und Spanien zurückliegen, hat das Land eine hohe Recyclingquote von 88 % erreicht. Die Regierung und Industrie streben an, bis 2050 ausschließlich fossilfreie und recycelbare Verpackungen zu verwenden, unterstützt durch Initiativen wie die erweiterte Herstellerverantwortung und das Pfandsystem.
Polen
Die polnische Verpackungsindustrie hat sich als bedeutender Akteur auf dem europäischen Markt etabliert, mit einem beeindruckenden Wachstum von fast 20 % im Jahr 2022. Trotz dieser positiven Entwicklung steht die Branche vor Herausforderungen wie hohen Energie- und Rohstoffkosten, Unsicherheiten durch den Krieg in der Ukraine und einer stagnierenden Investitionstätigkeit. Polen ist führend im Export von Holzverpackungen und belegt in der EU beim Export von Papier- und Kartonverpackungen den dritten Platz. Jedoch bleibt das Land bei Recyclingquoten weit hinter den EU-Vorgaben zurück und muss sich auf strengere Umweltauflagen und eine bessere Abfallbewirtschaftung vorbereiten.
Belgien
Belgien hat sich durch technologische Innovationen und die frühzeitige Einführung der erweiterten Herstellerverantwortung als führendes Land im Verpackungsrecycling in Europa etabliert, mit einer Recyclingquote von 79,2 % – der höchsten in der EU. Besonders bemerkenswert sind die Fortschritte bei der Sammlung und Wiederverwertung von Kunststoffverpackungen. Trotz seiner Erfolge sieht Belgien die Pläne für eine einheitliche EU-Verpackungsverordnung kritisch, da diese die nationalen Besonderheiten und hohen Standards beeinträchtigen könnte. Belgien könnte somit als Modell für die Kreislaufwirtschaft in Europa dienen.
Finnland, Schweden und Norwegen
Die skandinavische Verpackungsindustrie setzt stark auf faserbasierte Materialien und Holz, was ihre enge Verbindung zur regionalen Forstwirtschaft und die Nachhaltigkeitsbestrebungen der Region widerspiegelt. Schweden, Finnland und Norwegen zeichnen sich durch hohe Recyclingquoten und innovative Systeme zur Wiederverwertung aus, wobei Schweden mit strengen Herstellerverantwortungsgesetzen und Finnland durch eine starke Recyclinginfrastruktur für Papier und Pappe hervorstechen. Norwegen gilt als Vorreiter im Recycling von Getränkeverpackungen dank seines erfolgreichen Pfandsystems, das bereits eine Recyclingquote von 97 % erreicht hat.
Italien
Eine starke Inlandsnachfrage und der boomenden Online-Handel haben der italienischen Verpackungsbranche 2021 ein Wachstum von 7 beschert. Das Land ist ein führender Hersteller von Verpackungsmaterialien und -maschinen, mit einem besonderen Fokus auf Glas, Metall, Zellulose und flexiblen Verpackungen. Der Maschinenbau, insbesondere für Verpackungsmaschinen, bleibt ein solides Standbein der Wirtschaft, obwohl Exporte 2022 leicht rückläufig waren. Angesichts steigender Energiepreise und geopolitischer Unsicherheiten haben sich die Aussichten aber eingetrübt.
Türkei
Die türkische Verpackungsindustrie nutzt ihre geografische Lage optimal, um ihre Exporte, vor allem nach Europa, auszubauen und ihre Marktpräsenz zu stärken. Im Jahr 2022 exportierte die Branche Verpackungsmaterial im Wert von 6,8 Milliarden Euro, ein Wachstum von 15 % im Vergleich zum Vorjahr. Trotz hoher Inflation wuchs die türkische Wirtschaft 2023 um 4,5 %, wovon auch die Verpackungsindustrie profitierte. Die Branche strebt ehrgeizige Ziele an, darunter die Erhöhung des Exportvolumens auf 18 Milliarden Euro bis 2030. Neben Europa zielt sie auf eine verstärkte Präsenz in den USA und setzt auf technologische Weiterentwicklungen, um ihre globale Marktposition weiter zu festigen.