Verpackungsbranche in Deutschland spürt Aufwärtstrend
10.09.2024 Look into Europe Länder-/Marktbericht

Verpackungsbranche in Deutschland spürt Aufwärtstrend

Die Ergebnisse einer Marktumfrage unter Verbänden der deutschen Verpackungswirtschaft im direkten Vorfeld der FACHPACK zeigen für die einzelnen Packstoffe viele grundlegende Gemeinsamkeiten, aber auch klare Unterschiede. Die Talsohle scheint in vielen Bereichen überwunden zu sein und es macht sich Optimismus breit.

Balkendiagramme vor blauem Hintergrund Die Unternehmen der Verpackungswirtschaft blicken verhalten optimistisch auf das vierte Quartal 2024.
Umsatzentwicklung im deutschen Verpackungsmaschinenbau: Der Umsatz stieg 2023 im Vergleich zu 2022 um 10,2 Prozent und erreichte 7,97 Milliarden Euro.

Verpackungsmaschinen

Nach Auskunft des VDMA Nahrungsmittelmaschinen und Verpackungsmaschinen stieg der Auftragseingang für Verpackungsmaschinen in den ersten vier Monaten 2024 um real 16 Prozent über den schwachen Vergleichszeitraum des Vorjahres. Für das zweite Halbjahr 2024 rechnet man „mit einer insgesamt positiven Entwicklung beim Auftragseingang“, da es besonders bei Verpackungsmaschinen zu Nachholeffekten kommen dürfte. „Die Annahme der Verpackungsverordnung im April 2024 wird aufgrund einiger kritischer Punkte nicht nur positiv gesehen, schafft jedoch gleiche Bedingungen für den EU-Maschinenbau und mehr Planungssicherheit für die Investoren“, berichtet Beatrix Fraese, Konjunkturexpertin und stellvertretende Geschäftsführerin im VDMA Fachverband Nahrungsmittelmaschinen und Verpackungsmaschinen. 

Die rund 250 in Deutschland ansässigen Unternehmen aus dem Bereich Verpackungsmaschinenbau produzierten 2023 Produkte im Wert von 7,97 Milliarden Euro. Das war ein Zuwachs um 10,2 Prozent gegenüber den 7,24 Milliarden Euro in 2022. Den größten Zuwachs verzeichnete dabei der Bereich der Getränkeverpackungsmaschinen, der um 18 Prozent auf 2,8 Milliarden Euro zulegen konnte. Der deutsche Export von Verpackungsmaschinen erreichte 2023 einen Wert von 6,33 Milliarden Euro, was einer Steigerung von 9,8 Prozent gegenüber den 5,77 Milliarden in 2022 darstellt.

Prozentualen Umsatzveränderungen in den Segmenten Die größten Verluste gab es bei Verpackungsfolien, während das Segment der Verschlüsse am stabilsten blieb.  

Kunststoffverpackungen

Die Hersteller von Kunststoffverpackungen blicken nach einer schweren Rezession und einem wirtschaftlich schwachen Jahr 2023 auf das zweite Halbjahr 2024 mit vorsichtigem Optimismus. Laut Mara Hancker, Geschäftsführerin der Kommunikation bei der Industrievereinigung Kunststoffverpackungen (IK), zeichnet sich eine leichte wirtschaftliche Erholung ab, die durch positive Entwicklungen bei Umsatz, Ertrag und Export gestützt wird. 

Die 240 im Verband organisierten Hersteller beschäftigen rund 90.000 Mitarbeitende und erwirtschafteten 2023 einen Umsatz von 16,8 Milliarden Euro. Das ist ein Minus von rund 7,7 Prozent gegenüber den 18,2 Milliarden Euro in 2022. Am stärksten betroffen waren Verpackungsfolien (-14,4 Prozent) und Beutel, Tragetaschen sowie Säcke (-8.9 Prozent). Am stabilsten zeigte sich das Segment der Verschlüsse mit einem Rückgang von nur 0,4 Prozent. Im Außenhandel mit Folien und Kunststoffpackmitteln verzeichneten die im IK organisierten Unternehmen 2023 einen Umsatz von 9,3 Milliarden Euro, was gegenüber 2022 (10,4 Milliarden) ein Minus von 10,7 Prozent ergibt.

Balkendiagramm zu den Umsätzen und Ausfuhren der deutschen Wellpappeindustrie Die Ausfuhr an Wellpappe verringerte sich um rund 8,9 Prozent.

Wellpappe

Wellpappe bleibt in Deutschland die wichtigste Transportverpackung, stark verknüpft mit der Gesamtkonjunktur. Nach massiven Einbrüchen im Vorjahr zeigen sich erste Anzeichen einer Erholung. Der Wellpappenabsatz stieg von Januar bis Mai 2024 um 1,6 Prozent.

Die Unternehmen der Wellpappenindustrie erwirtschafteten 2023 einen Umsatz von rund 7 Milliarden Euro. Gegenüber dem Vorjahrswert von 8,17 Milliarden Euro sank der Umsatz damit um rund 14 Prozent. Der Absatz in Tonnen reduzierte sich um 8,4 Prozent von 5,7 Milliarden auf 5,23 Milliarden. Der Anteil an Recyclingpapier bei den Wellpappenverpackungen der VDW-Mitgliedsunternehmen lag 2023 wie bereits im Jahr davor bei insgesamt 81,2 Prozent. Die Exportquote blieb mit 20,8 Prozent nahezu identisch zu 2022. Die Ausfuhr in Tonnen verringerte sich jedoch um rund 8,9 Prozent von 1,26 Milliarden auf 1,15 Milliarden. 

 

Faltschachteln

Die Faltschachtelindustrie spürt nach wie vor die Auswirkungen der Corona-Pandemie. Volle Lagerbestände und eine inflationsbedingte Konsumzurückhaltung sorgen für unterausgelastete Produktionskapazitäten. Christian Schiffers, Geschäftsführer des FFI Fachverbands Faltschachtel-Industrie e.V., sieht zudem Herausforderungen bei der Rekrutierung von Auszubildenden und dem Fachkräftemangel.

Die 101 an das Bundesamt für Statistik meldenden deutschen Faltschachtel-Unternehmen produzierten 2023 rund 884.000 Tonnen, was ein Minus von 6,2 Prozent gegenüber den rund 943.000 Tonnen in 2022 darstellt. Beim produzierten Wert fiel der Rückgang mit -1,3 Prozent, von rund 2,2 Milliarden Euro in 2022 auf 2,16 Milliarden Euro in 2023, dagegen deutlich geringer aus. Nach Angaben der European Carton Makers Association (ECMA) steht Deutschland in Europa für 17,9 Prozent der produzierten Faltschachteln. 

Flexible Verpackungen

Die Geschäfte der Hersteller von flexiblen Verpackungen aus Papier und Folie litten im ersten Halbjahr 2024 unter der schwachen Konjunktur. Der Gesamtmarkt für flexible Verpackungen aus Papier und Folie in Deutschland summierte sich 2023 auf rund 2,2 Milliarden Euro. Das ist gegenüber den 1,92 Milliarden Euro des ersten Corona-Jahres 2020 ein Anstieg um immerhin 14,6 Prozent. Nach Zahlen des FPE stiegen die Preise im ersten Quartal 2024 im Vergleich zu Ende 2023 für fast alle flexiblen Verpackungsmaterialien leicht an. Sie liegen aber noch immer durchweg deutlich unter dem Niveau von Anfang 2023.

Grafik zur deutschen Behälterglasindustrie, fokussiert auf Produktionsvolumen und Umsat Während das Produktionsvolumen in der deutschen Behälterglasindustrie sank, konnte der Umsatz deutlich gesteigert werden.  

Glas

Die Glasindustrie verzeichnete 2023 einen Absatzrückgang von 15,5 Prozent, wobei sich im zweiten Quartal 2024 eine leichte Erholung abzeichnete. Eine der größten Herausforderungen für die Branche bleibt die Dekarbonisierung, da bis 2045 klimaneutrale Produktionsprozesse erreicht werden müssen.

Die 31 Betriebe der deutschen Behälterglaswarenindustrie hatten das Jahr 2023 gegenüber 2022 mit einem gemischten Ergebnis abgeschlossen. Während das Produktionsvolumen von 4,35 Millionen Tonnen in 2022 um 9,6 Prozent auf 3,93 Millionen Tonnen im Folgejahr sank, konnte der Umsatz von 2,47 Milliarden Euro um 19,1 Prozent in 2023 auf 2,94 Milliarden Euro gesteigert werden. 67,9 Prozent des Umsatzes wurden von den insgesamt fast 10.000 Mitarbeitenden im Inland erwirtschaftet, was gegenüber dem Vorjahr eine Steigerung von 3,7 Prozent darstellt. 32,1 Prozent des Gesamtumsatzes erwirtschaftete das Geschäft mit dem Ausland. Hier konnte die Industrie ein sattes Plus von 13,5 Prozent verzeichnen. Die Ausfuhrquote lag mit 45,7 Prozent etwas höher als 2022, wo 42,9 Prozent erzielt wurden.

Holzpackmittel

Die Holzpackmittelindustrie, ein Indikator für die wirtschaftliche Lage, verzeichnete 2023 einen deutlichen Rückgang. Die Herstellung von Holzpaletten sank um 15,8 Prozent und der Umsatz um 36,7 Prozent. Dennoch gibt es Anzeichen für eine Stabilisierung ab Herbst 2024, da sich die Nachfrage erholen könnte. Besonders der Außenhandel litt unter den wirtschaftlichen Einbrüchen, was zu einem Rückgang der Palettenexporte um 18,1 Prozent führte.