Mit E-Lastenrädern an die Haustür
Ganz neu ist die Idee nicht, mit Straßenbahnen anderes zu befördern als nur Personen. Bereits im 19. Jahrhundert beförderte die Tram die Post. Und nach dem Zweiten Weltkrieg fuhr die Gemüsebahn durch Frankfurt, um die Bevölkerung mit Lebensmitteln zu versorgen.
Jetzt ist es der Versandriese Amazon, der die Tram im Zuge des gemeinsamen Forschungsprojekts mit der Frankfurt UAS und der VGF vier Wochen lang als Beförderungsmittel nutzte, um Waren aller Art an die Kundschaft zu bringen. Die Anlieferung der Pakete an die Gütertram erfolgte mit E-Transportern. Elektrische Lastenräder übernahmen die Pakete an zwei Haltestellen in der Innenstadt von Frankfurt und fuhren diese dann an die Haustüren der Amazon-Kunden.
„Jeder bestellt doch gern“, sagte Hessens Wirtschaftsminister Kaweh Mansoori (SPD) bei der Vorstellung der ersten Projektergebnisse. Da die Verkehrsflächen in den Städten aber begrenzt seien, sei es „eine Frage der Lebensqualität, mit welchen Antriebstechnologien wir uns bewegen“. Das erfolgreich verlaufene Projekt sei ein entscheidender Schritt für die Zukunft der städtischen Logistik in Hessen, sagte der Minister. Das Land Hessen hat das Projekt seit 2018 mit insgesamt einer halben Million Euro gefördert. Auch der Frankfurter Stadtrat Wolfgang Siefert (Grüne) erklärte: „Der Onlinehandel ist ein wesentlicher Treiber des Güterverkehrs. Mit der Gütertram bieten wir einen innovativen Ansatz, um die Paketdienste in Teilen zu substituieren und damit die Umwelt zu schonen.“
Da geht noch mehr
Während des Projekts wurden im Schnitt 4,8 Lastenrad-Touren mit durchschnittlich 67 Paketen beliefert – aufgrund des Pilotstatus sei die Tram stets mit Minimalkapazität beladen worden. Pro Tour wurden die Pakete über eine Strecke von 22,4 Kilometern transportiert. Die Standzeit der Tram wurde im Laufe des Praxistests verändert, weil das Umladen auf die Lastenräder in der Praxis 5 Minuten schneller ablief als die berechneten 10 bis 15 Minuten, berichtete Projektleiter Benjamin Federmann. Den Transport begleiteten stets zwei Personen, die auch fürs Umladen zuständig waren. Hinzu kam der Straßenbahnfahrer.