Weg vom Pröbchen, hin zum individuellen Stick
Shampoo, Deos, Make-up oder Parfüm, immer wieder finden sich kleine Fläschchen mit Proben neuer Drogerie- und Parfümartikel in den Einkaufstaschen. Viele Kunden halten diese Zugaben für überflüssig; die Behälter landen oft ungeöffnet im Müll. Das muss nicht sein. Mit dem neuen Samplistick kann der Handel seinen Kunden gezielt die gewünschten Proben der ausgesuchten Produkte mitgeben.
Die erste Idee für einen neuen und recycelbaren Behälter für Warenproben von Parfümerie- und Drogerieartikeln hatte Daniela Mündler schon 2010, als sie noch bei Douglas arbeitete. „Der Auslöser war ein Kundenproblem. Kundinnen wollen ihr Kosmetikprodukte in Ruhe und ohne Zeitstress testen – und zwar so, wie sie sie auch später nutzen. Beispielsweise sollten Düfte richtig aufgetragen werden, nicht mehrere nebeneinander für den Geruchstest an einem Arm.“
Ihr Ziel war es, einen kleinen Kunststoffstick zu entwickeln, den Hersteller und Händler mit den gewünschten Produkten der Kunden befüllen können. So könnten die Unternehmen das Potenzial der Produktproben für individuelle Beratung und entsprechendes Marketing besser nutzen, war Mündler überzeugt. „Ich habe dann Gespräche mit einem befreundeten Investor über die Chancen und Risiken eines solchen Projektes geführt. Daraus entwickelte sich dann die Idee für ein eigenes Produkt, und über die Jahre ging es um die konkrete Umsetzung.“
Nach ihrem Wechsel zu Bahlsen und der Übernahme der Leitung eines Werks reifte die Idee weiter, nicht zuletzt durch den privaten Austausch mit Verantwortlichen. „Es ging Schritt für Schritt weiter, ich habe gesehen, dass es möglich ist. Ende 2021 gründete ich dann die GmbH.“ Eine Rolle spielten hierbei auch juristische Fragen, wie die Anmeldungen der Rechte, da sie für Unternehmen einfacher zu handhaben sind.
Europäisches Patent veröffentlicht
Mit ihrem Start-up machte sie schnell Fortschritte: Im Februar 2022 meldete sie das Patent an. „Ein aufwendiges Verfahren, ich habe viel Zeit darauf verwendet. Aber wir haben es erfolgreich abgeschlossen, am 31. Juli wurde das europäische Patent veröffentlicht.“ Nun plant sie, das Patent auszuweiten und in weiteren Ländern anzumelden. Das erste Vorprodukt des Samplisticks konnte Mündler Ende 2022 ausliefern und stieg in die Vermarktung der Basisversion ein. „Im Laufe des Jahres 2023 haben wir das Konzept und den Stick dann verfeinert und verändert.“
In Gesprächen mit Handel und Produzenten der Parfümeriebranche gewann sie die Einkaufsgemeinschaft Beauty Alliance, den Vertriebspartner „Rocket. Beauty“, ein Tochterunternehmen der Nobilis Group, und den Naturkosmetikhersteller Weleda als Partner. Mündler ging es aber von Anfang an nicht nur um die Entwicklung eines recycelbaren Kunststoffsticks, sondern auch um eine Verknüpfung von Hard- und Software, denn zum Samplistick gehört auch eine App. Sie bietet den Kunden Informationen zum getesteten Produkt und Daten zur Probe wie die Chargennummer.
Vollständig recycelbare Verpackung
Mit dem Samplistick will Mündler aber auch die Umweltbilanz der Branche deutlich verbessern. Der Stick besteht zu 100 Prozent aus altem Kunststoff, wird lokal produziert und nach Gebrauch recycelt. „Wir beziehen Material ausschließlich von einem Produzenten, der alte PET-Flaschen aus dem Lebensmitteleinzelhandel verarbeitet. Nach dem heutigen Stand ist Recycling die beste Option, die Sticks können wieder zu Granulat verarbeitet und dann ein weiteres Mal genutzt werden. Müll aus dem Ozean kommt nicht zum Einsatz.“ Die Händler sammeln die Sticks wieder, die Kunden können sie dort abgeben.
Eine erneute Befüllung ist aufgrund rechtlicher Bestimmungen bislang noch nicht möglich. „Die Kunden können die Sticks aber für eine private Zweitverwendung nutzen.“ Primär gehe es aber darum, den Verpackungsmüll zu verringern. Mündler sieht hier großes Potenzial, denn sie geht pro Jahr von rund 120 Milliarden Pröbchen weltweit aus. „Mit dem Samplistick und der Anpassung der Produktproben an den Bedarf der Kunden entsteht der Müll erst gar nicht.“