Recycling und Pfand: So geht Kreislaufwirtschaft beim Bäcker
26.09.2024 Sustainability Start-ups New Paths Artikel

Recycling und Pfand: So geht Kreislaufwirtschaft beim Bäcker

Das Münchner Startup Wecarry und Wildplastic aus Hamburg kooperieren, um Verpackungsmüll in Bäckereien zu reduzieren. Durch die Nutzung von Mehrweg-Brotbeuteln und Versandtaschen aus recyceltem wildem Plastik schaffen sie eine umweltfreundliche Alternative zu Einwegverpackungen und tragen zur Reduzierung von Plastikmüll in der Umwelt bei.

Eine Person hält einen Mehrwegbeutel Wecarry bietet ein Pfandsystem für Mehrweg-Brotbeutel aus 100 % Bio-Baumwolle in Bäckereien an. Die hygienische Transportverpackung kommt jetzt von Wildplastic.
Wecarry bietet ein Pfandsystem für Mehrwegbeutel aus 100 % Bio-Baumwolle beim Bäcker. Wer Brot und Co. in teilnehmenden Bäckereien kauft, kann sich für 2 Euro Pfand einen Bio-Baumwollbeutel ausleihen. Dieser kann beliebig oft genutzt werden oder bei einem teilnehmenden Bäcker wieder abgegeben werden. Benutzte Beutel werden von Wecarry abgeholt, gereinigt und wieder verwendet. „In München fahren wir unsere Partner*innen alle zwei Wochen mit E-Lastenrädern an, bringen frische Beutel mit und holen gebrauchte ab. Außerhalb der Stadt nutzen wir die betriebseigene Logistik der Bäckereien mit. So entstehen keine zusätzlichen Wege, weil Bäckereien regelmäßig von der Zentrale angefahren werden“, erklärt Mischa Wendel, Mitgründer von Wecarry, den Ablauf. 

Eine Herausforderung blieb: „Wir packen unsere Brotbeutel nicht einfach so in die E-Bikes oder die Fahrzeuge der Bäckereien. Wir brauchen eine Verpackung für unsere Brotbeutel in der Logistik, um einen hygienischen Schutz zu gewährleisten“, sagt Mischa Wendel. Entschieden haben sich die Münchner für eine Lösung aus Hamburg. Das Hamburger Unternehmen Wildplastic holt gemeinsam mit lokalen Partnerorganisationen in Ländern ohne ausreichende Abfallwirtschaft – z. B. in Indien oder Indonesien – wildes Plastik in die Recyclingkreisläufe zurück und verarbeitet es zu neuen Produkten wie Müllbeuteln und Versandtaschen. Wildes Plastik ist all das Plastik, welches sich außerhalb des Recyclingkreislaufs auf illegalen Mülldeponien, in der Natur oder im Straßenbild befindet. Denn nur 9 % des weltweiten Plastikmülls werden recycelt, 12 % werden verbrannt und 79 % liegen in der Umwelt.
Eine Frau hält einen Pfandbeutel in den Händen   In München erfolgt die Abholung der Beutel umweltfreundlich mit E-Lastenrädern.  
„Die Visionen von Wecarry und Wildplastic könnten nicht besser zusammen passen. Es geht am Ende immer darum, Materialien im Kreislauf zu halten, diesen ein längeres Leben zu verleihen und den Einsatz neuer Ressourcen zu minimieren“ sagt Christian Sigmund, CEO und Mitgründer von Wildplastic. Mit der Nutzung der Versandtaschen von Wildplastic sind die engagierten Münchner von Wecarry nicht allein – Versandhändler OTTO – FACHPACK360° hat bereits darüber berichtet –, Hermes Germany, der BVB und der HSV setzen auf die Mailingbags aus wildem Plastik. Die Versandtaschen sind dabei markenspezifisch gebrandet und setzen ein Statement für mehr Nachhaltigkeit im Versandhandel und der Logistik

Die Kooperation von Wecarry und Wildplastic zeigt einmal mehr, dass viele vermeintlich kleine Innovationen gemeinsam einen Unterschied machen. Und aus wilden Ideen können große Projekte werden: „Wir haben aktuell einen klaren Fokus auf den Großraum München. Das soll sich aber schon sehr bald ändern. Mit Logistikzentren in ganz Deutschland werden wir in der Lage sein, deutschlandweit Bäckereien den schrittweisen Umstieg von Einweg auf Mehrweg zu ermöglichen“, verrät Mischa Wendel. 
Wildplastic hat sich durch seine nachhaltigen Verpackungslösungen auch beim Deutschen Verpackungspreis 2024 ausgezeichnet. Gemeinsam mit der Organisation Goldeimer und Wepa hat Wildplastic eine innovative Klopapierverpackung entwickelt, die aus 50 % Wildplastic besteht – recyceltem Plastik, das ursprünglich außerhalb des Recyclingkreislaufs in der Umwelt lag. Diese Verpackungslösung trägt nicht nur zur Reduktion von Plastikmüll bei, sondern unterstützt auch weltweite Sanitärprojekte. Diese Initiative wurde in der Kategorie „Nachhaltigkeit“ prämiert und als wegweisendes Beispiel für umweltfreundliche Verpackungslösungen gewürdigt.