• 25.07.2024
  • Artikel

Trend zur mehr Nachhaltigkeit: Kunden erwarten Impulse vom LEH

Nachhaltigkeit ist trotz inflationsbedingt gestiegener Lebenshaltungskosten ein wichtiges Kaufkriterium. Dies belegt eine Verbraucherumfrage von PricewaterhouseCoopers (PwC). Demnach wünschen sich die Kunden neben Maßnahmen zur Vermeidung von Food Waste vor allem eine bessere Verpackungskennzeichnung und Markenkommunikation.

Milchverpackungen im Kühlregal.
Kunden haben ein Bewusstsein für mehr Nachhaltigkeit und fordern eine bessere Verpackungskennzeichnung sowie Preisnachlässe für ablaufende Produkte.

Laut eines kürzlich veröffentlichten Berichtes des Umweltprogramms der Vereinten Nationen wurden im Jahr 2022 weltweit pro Kopf im Schnitt 79 Kilogramm Lebensmittel verschwendet. Eine enorme Menge, die ohne den Einsatz von hochwertiger Verpackung sogar noch viel höher ausgefallen wäre, wie sich Experten einig sind. Doch wie kann man dieses Problem in den Griff bekommen?

Eine Antwort sind Preissenkungen. 70 Prozent der Verbraucher in Deutschland wären bereit, für einen reduzierten Preis noch genießbare Lebensmittel zu kaufen, denen ansonsten Entsorgung im Bio-Abfall droht. Das geht aus einer Umfrage von PricewaterhouseCoopers (PwC) unter dem Titel „Voice of the Consumer 2024“ hervor. Dafür haben die Wirtschaftsprüfer rund 20.000 Menschen in 31 Ländern befragt, darunter mehr als 1.000 Konsumenten aus Deutschland. Bei Verbrauchern hierzulande ist die Bereitschaft demnach größer als international, wo der Anteil im Schnitt nur bei 60 Prozent liegt.

Lebensmitteleinzelhandel steht in der Pflicht

„Nachhaltigkeit ist ein wichtiges Kaufkriterium, steht jedoch im Spannungsfeld mit den inflationsbedingt gestiegenen Lebenshaltungskosten“, glaubt PwC-Nachhaltigkeitsexperte Emanuel Chibesakunda. Mit einer einfachen Maßnahme könne der Lebensmitteleinzelhandel sowohl den Inflationssorgen der Konsumenten als auch der Verschwendung von Lebensmitteln sofort entgegenwirken: durch konsequentes Senken der Preise von Artikeln, deren Mindesthaltbarkeitsdatum herannaht.

Da diese Vorgehensweise nach Meinung des vom Bundestag eingesetzten Bürgerrats für Ernährung noch zu selten umgesetzt wird, hat er zuletzt empfohlen, dass Supermärkte ab 400 Quadratmetern Verkaufsfläche verpflichtet werden sollen, noch genießbare Produkte nicht im Bio-Abfall zu entsorgen, sondern an Organisationen wie Tafeln weiterzugeben. Andernfalls sollen den Händlern Geldstrafen drohen.

Doch nicht nur der LEH ist gefordert, sondern auch die Konsumenten – und zwar durch eine Veränderung ihres Einkaufsverhaltens. Die Studie von PwC zeigt, dass rund vier von zehn der Befragten bereit sind, das zu tun. Sie reduzierten schon jetzt ihren Gesamtverbrauch oder kauften verstärkt nachhaltige Ware mit einer geringeren Klimabelastung, darunter Second-Hand-Artikel oder Produkte aus recycelten Materialien. Die restlichen rund 60 Prozent müssten für diese Vorgehensweise jedoch noch gewonnen werden.

Verpackung und Kennzeichnung verbessert die Nachhaltigkeit

Um das zu erreichen, müsse laut den Umfrageteilnehmenden auch an der Verpackung und deren Kennzeichnung gearbeitet werden. Etwa die Hälfte der Befragten sprechen sich für eine unabhängige Nachhaltigkeitskennzeichnung aus. Und 46 Prozent geben an, dass sie eher Produkte einer Marke kaufen würden, die sich für Abfallreduzierung und Recycling einsetzt. „Händler haben zudem die Chance, nachhaltige Kaufentscheidungen positiv zu beeinflussen, indem sie ihr Sortiment gezielt anpassen und entsprechende Produktvarianten noch stärker in den Fokus rücken“, so Chibesakunda.

Eine große Rolle spielt aus Sicht des PwC-Experten auch eine vertrauensbildende Markenkommunikation. Derlei Maßnahmen könnten – etwa über Eco-Labeling-Formate – mehr Transparenz und Glaubwürdigkeit in der Lieferkette generieren und konsequent eigene Nachhaltigkeitsziele kommunizieren. Zugleich ließe sich aufzeigen, inwieweit die eigenen Ambitionen bereits erreicht wurden.

Dabei soll es laut dem Experten nicht nur um Klimaschutz in der Produktion gehen, sondern auch darum, was ein Einzelhändler oder Hersteller tut, um Abfallmengen zu reduzieren oder Gewässer zu schützen. Es sei zudem sinnvoll, Kunden über soziale Medien in Produktentstehungsprozesse einzubinden, um regulatorische Vorgaben und Kundenbedürfnisse gleichermaßen zu berücksichtigen.