Kreislaufwirtschaft als entscheidende Komponente
26.09.2024 Sustainability Insights Retail Brands Industry Look into Europe Artikel

Kreislaufwirtschaft als entscheidende Komponente

Im HighNoon – Mittagstalk am Messemittwoch wagten namhafte Branchenvertreter einen Blick in die Zukunft der Verpackungsindustrie. Die Kreislaufwirtschaft müsse vorangetrieben werden, hieß es einhellig. Neue gesetzliche Regelungen wurden hingegen kritisch betrachtet.

Strukturiertes Verpackungsmaterial aus Pappe in Rollen. Unter dem Titel „Zukunft Packmittel. Herausforderungen durch Nachhaltigkeit und Innovation“ sprachen auf der FACHPACK Branchenexperten über Materialien und Technologien von Verpackungen.

In einer Zeit, in der Nachhaltigkeit eine zentrale Herausforderung für die Unternehmen darstellt, ging Dr. Johannes Bergmair, Generalsekretär der World Packaging Organisation, als Gesprächsleiter unter anderem den Fragestellungen nach: Welche Materialien und Technologien werden die Branche revolutionieren? Wie gelingt es, den Ressourcenverbrauch zu minimieren und gleichzeitig den Erwartungen der Konsumenten gerecht zu werden? Wie gehen wir mit dem „Tsunami“ an neuen gesetzlichen Regelungen um?

Bergmair diskutierte in der hochkarätig besetzten Paneldiskussion mit Horst Bittermann (Generaldirektor Pro Carton), Andreas Helbig (Vorstandssprecher des Fachverbands Faltschachtel-Industrie), Dr. Isabell Schmidt (Geschäftsführerin Kreislaufwirtschaft der IK Industrievereinigung Kunststoffverpackungen), Julian Thielen (Head of „Made for Recycling“ der Interzero Recycling Alliance GmbH) sowie Ton Knipscheer (Executive Director der European Co-Packers Association).

In der Diskussion kristallisierte sich schnell heraus, dass der Kreislaufwirtschaft künftig eine noch zentralere Rolle in der Branche zukommen wird. Konkret erörterten die Experten, wie sich sämtliche Verpackungen in den Kreislauf der stofflichen Wiederverwertung führen ließen. Hintergrund ist die EU-Verordnung über Verpackungen und Verpackungsabfälle (PPWR), die ab 2030 bindende Ziele zum Verpackungsaufkommen und dessen Beschaffenheit vorschreibt. Entsprechend bezeichnete es Horst Bittermann, Generaldirektor Pro Carton, als Gebot der Stunde, die Recyclingfähigkeit sowie das tatsächliche Recycling von Verpackungen zu erhöhen: „Dies erfordert in erster Linie Verbesserungen im Design der Verpackungen, ebenso in der Sammelquote und bei den Sortierungsprozessen.“

Umstieg auf Monomaterial

Besonderes Augenmerk gilt in diesem Zusammenhang der Materialforschung. Die Experten verwiesen diesbezüglich auf den § 21 des deutschen Verpackungsgesetzes, den das Bundesumweltministerium gegenwärtig überarbeitet. Ziel sei es, die Entgelte für Verpackungen derart zu gestalten, dass diese eine wirksame ökologische Lenkungswirkung haben. „Der Weg hin zu erneuerbaren, kreislauffähigen Verpackungen und damit weg vom Wegschmeißen und der Ressourcenvergeudung erfordert einen Wandel von den Multimaterialien hin zu Monomaterialen“, so Horst Bittermann.

Innovation lautete ebenso das Schlüsselwort auf die Frage, wie sich der Ressourcenverbrauch nachhaltig reduzieren lässt. „Unser Industriewachstum muss auf dem erhöhten Einsatz von Rezyklaten fußen. Gleichwohl sollte die permanente Produktverbesserung als unternehmerische Pflicht angesehen werden“, sagte Andreas Helbig, Vorstandssprecher des Fachverbands Faltschachtel-Industrie. Demnach lasse sich der Zuwachs von Papier-, Pappe- und Kartonverpackungen in den vergangenen 30 Jahren einzig und allein auf den stärkeren Einsatz von Rezyklaten zurückführen.

Kritisch äußerte sich die Runde zur Fülle an neuen gesetzlichen Regelungen, sei es auf nationaler wie auch EU-Ebene. Zwar bescheinigten die Experten, dass den Gesetzen und Verordnungen generell gute Ideen zugrunde lägen. Allerdings bemängelten sie, dass deren Umsetzung zum Teil praxisfern bzw. deren Implementierung für die Branche überaus schwierig sei. Maßgeblich dafür sei, dass die Industrie nicht ausreichend in die Erstellung der Gesetze eingebunden gewesen sei. Unterm Strich würden die „Bürokratie-Monster“, wie sie in der Runde genannt wurden, unverhältnismäßig viele Ressourcen in den Unternehmen binden.

Dr. Isabell Schmidt, Geschäftsführerin Kreislaufwirtschaft der IK Industrievereinigung Kunststoffverpackungen, lenkte den Blick auf das erhebliche Potenzial von Kunststoffverpackungen bei der Reduzierung von Abfällen und damit einhergehend von CO2-Emissionen. Insbesondere die Etablierung von Mehrwegverpackungen aus Kunststoff in neuen Marktsegmenten wie der Kosmetikbranche bietet erhebliches Einsparpotenzial. Auch verabschiede sich die Branche zunehmend von fossilen Rohstoffen. „Defossilisierung lautet hierbei das Stichwort, sprich innovative Kunststoffe ohne den Einsatz fossiler Ressourcen herzustellen. Allen voran im Bereich des Recyclings und der Biomasse gab es zuletzt unglaublich vielversprechende Entwicklungen.“