Spanien stellt Weichen für nachhaltige Verpackung
18.03.2024 Look into Europe Länder-/Marktbericht

Spanien stellt Weichen für nachhaltige Verpackung

Die spanische Verpackungsindustrie ist stark aufgestellt und ein wichtiger Partner der größten Industriezweige des Landes. Die Nachfrage geht dabei klar in Richtung Nachhaltigkeit. Mit neuen Recyclinggesetzen und einem Fokus auf Mülltrennung und Wiederverwertung setzt Spanien hier eine Transformation in Gang.

Umriss Spaniens in den Farben der Landesflagge Treibende Kräfte hinter dem Wachstum der spanischen Verpackungsindustrie sind die Expansion der Endverbrauchermärkte sowie steigende Investitionen von ausländischen Firmen.

Mit mehr als 3.000 Unternehmen und rund 110.000 Beschäftigten leistet die spanische Verpackungsindustrie einen wichtigen Beitrag zur spanischen Wirtschaft. Wie in anderen europäischen Ländern auch, durchläuft sie einen tiefgreifenden Wandel. Die schrittweise Einführung eines gesetzlichen Rahmens - auf europäischer, nationaler und regionaler Ebene – schafft neue Voraussetzungen, in denen die Nachhaltigkeit von Verpackungen in den Mittelpunkt rückt.

Was die geografische Verteilung betrifft, hat die Region Katalonien die Nase vorn: Dort befindet sich fast ein Drittel der Verpackungsunternehmen. Knapp 40 % der Unternehmen verteilen sich auf die Region Valencia (18 %), Madrid (10,31 %), Murcia (6,4 %) und Andalusien (5,16 %).

Die höchsten Umsätze erwirtschaften Unternehmen, die Verpackungsmaterial herstellen, insbesondere Papier und Pappe (9.043 Millionen Euro) und Kunststoff (7.502 Millionen), gefolgt von Verpackungsmaschinen (3.942 Millionen). Die autonomen Regionen mit dem höchsten Umsatz im Verpackungssektor sind Katalonien, Madrid, Valencia, Aragonien und das Baskenland. Das Bild prägen dabei vor allem kleine und mittelständische Unternehmen: 72 % der Firmen erwirtschaften einen Umsatz von weniger als 5 Millionen Euro. 20 % generieren Umsätze zwischen 5 und 25 Millionen Euro und 8 % liegen darüber. 

Aufgeschlüsselt nach Teilsektoren sind die meisten Unternehmen Hersteller von Kunststoffverpackungen und Verpackungsmaterial (737), gefolgt von Papier und Pappe (660), Verpackungsmaschinen (634) und Holzverpackungen (631) sowie Hersteller von Etikettier-, Codier- und Markiergeräten (317). Es folgen die Hersteller von Metallverpackungen, Glas, Korken und anderen Verpackungsmaterialien. Der höchste Umsatz entfällt auf Hersteller von Verpackungsmaterial, insbesondere in den Bereichen Papier und Karton (9.043 Mio. €) und Kunststoff (7.502 Mio. €), gefolgt von Verpackungsmaschinenherstellern (3.942 Mio. €).

 

Starke Abnehmerbranchen

Wichtige Faktoren, die die Verpackungsindustrie in Spanien vorantreiben, sind expandierende Endverbraucherindustrien und zunehmende Investitionen ausländischer Unternehmen. Chancen ergeben sich aus der steigenden Nachfrage nach pharmazeutischen Verpackungen und dem Trend zu nachhaltigen und umweltfreundlichen Verpackungsmaterialien. Besonders stark aufgestellt ist das Land in der Lebensmittel-, Automobil- und Pharmaindustrie. Die Aufträge aus diesen Branchen sind das Rückgrat der dortigen Lohnverpackungsindustrie und wichtige Abnehmer der Verpackungshersteller.

Ein Beispiel hierfür ist der bekannte Schaumwein aus Spanien – Cava. Spanien steht auf Platz drei der internationalen Schaumwein-Exporteure. Die USA, Deutschland und Belgien sind hier die wichtigsten Abnehmerländer. Der Branche wird auch weiterhin ein starkes Wachstum vorhergesagt. Das wirkt sich direkt auf die Nachfrage nach Glasflaschen und Abfüllanlagen aus.
Die Lebensmittel- und Getränkeindustrie ist auch in anderen Bereichen ein wichtiger Pfeiler der spanischen Wirtschaft und bedeutender Abnehmer von Verpackungsmaterialien. Nach Angaben der Europäischen Lebensmittelbehörde hat die spanische Lebensmittel- und Getränkeindustrie einen Produktionswert von fast 94 Milliarden Euro - der wichtigste Sektor für die spanische Wirtschaft und einer der wichtigsten in Europa in Bezug auf Produktion, Beschäftigung und Exporte.

 

Fokus auf Nachhaltigkeit

In den letzten Jahren hat Spanien sein Augenmerk verstärkt auf die Mülltrennung und das Recycling gerichtet. Nach Angaben von ECOVIDrio werden in Spanien 7 von 10 Verpackungen recycelt, wobei durchschnittlich 17,8 kg pro Bürger und Jahr wiederverwertet werden. Die zunehmende Verwendung recycelbarer Verpackungen beschert vor allem Metall und Glas weiteres Wachstum. 
Spanien hat neue Recyclingvorschriften erlassen, um dem zunehmenden Abfallaufkommen zu begegnen. So verabschiedete die spanische Regierung im November 2022 ein Gesetz über die Abfallentsorgung in Spanien, das 2023 in vollem Umfang in Kraft getreten ist. Karaffen mit Leitungswasser, die auf den Tischen in spanischen Restaurants stehen, gehen direkt auf dieses Gesetz zurück. Denn Gastronomen müssen nun kostenlos Leitungswasser anbieten. Die Regierung erhofft sich dadurch einen Rückgang beim Einsatz von Kunststoffflaschen. Dieser wohl eher als kosmetische Maßnahme zu beschreibende Schritt ist nur ein Aspekt der umfassenden Neuregulierung. Als wirksamer dürften sich Vorgaben zum Ökodesign von Verpackungen und dessen Recyclingfähigkeit erweisen. Mit Blick auf die Materialzusammensetzung priorisiert der spanische Gesetzgeber deshalb Monomaterialien, die Gewichtsreduzierung sowie den Einsatz von Post-Consumer-Rezyklaten. Zudem werden wiederverwendbare Verpackungen gefördert.