Europa im Fokus: Türkische Verpackungsindustrie setzt auf Expansion
Als Zulieferer der europäischen Unternehmen ist die Türkei geografisch perfekt positioniert, um ihre Waren schnell an die Kunden zu bringen. Diesen Vorteil machen sich auch Verpackungshersteller zunutze und setzen eine immer höhere Menge auf dem dortigen Markt ab.
Die türkische Wirtschaft ist 2023 trotz hoher Inflationsraten um 4,5 Prozent gewachsen. Dazu hat vor allem die robuste Nachfrage der Konsumenten beigetragen. Vom wirtschaftlichen Erfolg profitiert indirekt auch der Verpackungssektor. Vor diesem Hintergrund hat sich der Verpackungsverbrauch in der Türkei in den letzten 20 Jahren auf 325 Dollar pro Kopf verdoppelt und liegt damit weit über dem weltweiten Durchschnitt von 125 Dollar. Diesen Pro-Kopf-Verbrauch deuten viele Experten als Indikator für den wachsende Wohlstand und die industrielle Entwicklung des Landes. Doch die Verpackungshersteller decken bei weitem nicht nur den inländischen Bedarf – ein beträchtlicher Teil geht auch direkt in den Export.
Der Verpackungsmarkt des Landes gewinnt kontinuierlich an Bedeutung und hatte 2022 bereits ein Volumen von etwa 30 Milliarden Dollar erreicht. Im Vergleich mit dem weltweiten Wachstum der Verpackungsindustrie von etwa 3 Prozent wuchs die Verpackungsindustrie in der Türkei zwischen 2017 und 2021 um durchschnittlich 7 Prozent im Volumen und 9 Prozent im Umsatz. Mit Verpackungen verpackten die Unternehmen dem Verband der Verpackungshersteller (ASD) zufolge Produkte im Wert von 490 Milliarden Dollar. Zeki Sarıbekir, der Präsident des ASD, betont, dass die Wachstumskurve auch darauf zurückgeht, dass die Branche sich auf Waren mit höherem Mehrwert konzentriert. Das soll sich in Zukunft auszahlen: Bis 2030 streben die Hersteller die Marke von 50 Milliarden Dollar an.
Ambitionierte Exportziele
Im Jahr 2022 exportierten die türkischen Unternehmen Verpackungsmaterial im Wert von 7,5 Milliarden Dollar, was einem stolzen Wachstum von 15 Prozent gegenüber dem Vorjahr entspricht. Nach vorläufigen Zahlen des Verbands konnte die Branche 2023 mit einem Exportwert von etwa 8 - 8,5 Milliarden Dollar abschließen. Für die Zukunft haben sich die Unternehmen noch ehrgeizigere Ziele gesteckt und wollen mit dem Export von Verpackungsmaterial bis 2030 mindestens 20 Milliarden Dollar erzielen.
Das Volumen an ins Ausland verkauften Verpackungen veränderten sich von 3,8 Millionen Tonnen im Jahr 2021 auf 3,3 Millionen Tonnen im Jahr 2022. Wenig überraschend machen dabei Kunststoffverpackungen mit 63 Prozent den Löwenanteil aus. Die Exporte von Kunststoffverpackungen stiegen im Vergleich zu 2021 um 11 Prozent und erreichten einen Exportwert von 4,7 Milliarden Dollar.
Doch auch Kartonagen profitieren von der steigenden Nachfrage der Kunden im Ausland. Nach Angaben von KASAD (Verband der Hersteller von Kartonverpackungen) sind die türkischen Ausfuhren von Kartonverpackungen stark gestiegen. Der Anteil von Verpackungen aus Papier/Karton/Wellpappe am Export liegt derzeit bei 25 Prozent und einem Exportwert von 1,8 Milliarden Dollar. Metallverpackungen belegten mit 8 Prozent den dritten Rang bei den Exporten der Verpackungsbranche. Deren Wert stieg von 479,5 auf 603 Millionen Dollar.
Die Top-10-Empfänger der gesamten Verpackungsexporte im Jahr 2022 waren Großbritannien, Deutschland, Irak, Italien, Israel, USA, Frankreich, Russland, die Niederlande und Bulgarien. Auch die Importe befinden sich im Aufwind. Im Jahr 2022 führte das Land Verpackungsmaterial im Wert von 4,8 Milliarden Dollar ein. 2021 importieren die türkischen Unternehmen noch Verpackungsmaterial im Wert von lediglich 3,8 Milliarden Dollar.
Europa als Hauptziel
Die strategische geografische Lage der Türkei ermöglicht eine schnelle Lieferung in europäische Länder. Diesen Vorteil nutzen die türkischen Verpackungshersteller, um ihre Marktpräsenz in Europa weiter auszubauen. Derzeit können türkische Unternehmen jedes Land in Europa innerhalb von zwei Tagen erreichen, was einen erheblichen Wettbewerbsvorteil im Vergleich mit Ländern wie China darstellt. Ein Großteil der Verpackungsexporte (4,5 bis 5 Milliarden Dollar) geht deshalb auch nach Europa. Auf dem europäischen Verpackungsmarkt kann das Land nach Angaben des ASD bereits 10-15 Prozent des Bedarfs decken. „Wir können auf diesem Markt noch mehr erreichen. Deshalb haben wir als Verpackungsindustrie Europa zu unserem Hauptziel erklärt“, sagt Zeki Sarıbekir.
Neben Europa zielt die türkische Verpackungsindustrie darauf ab, ihre Präsenz auf dem US-Markt zu verstärken. Die Branche plant deshalb, ihre technologische Kapazität weiter auszubauen und neue Märkte zu erschließen.
Das kontinuierliche Wachstum und die ehrgeizigen Pläne der türkischen Verpackungsindustrie spiegeln den Wandel der türkischen Wirtschaft von einer auf Binnenkonsum basierenden zu einer exportorientierten Wirtschaftsstruktur wider. Diese Entwicklung zeigt, dass sich die türkische Verpackungsindustrie nicht nur als wichtiger Akteur im globalen Handel etabliert, sondern auch strategische geografische und technologische Vorteile nutzen wird, um ihre Position weiter zu festigen.