Dänemarks Weg zu einer nachhaltigen Verpackungswirtschaft
18.01.2024 Sustainability Look into Europe Länder-/Marktbericht

Dänemarks Weg zu einer nachhaltigen Verpackungswirtschaft

Bis 2021 hat Dänemark bereits das Ziel einer 65%igen Recyclingquote für Verpackungsabfälle übertroffen, ein Meilenstein, der ursprünglich für 2025 anvisiert war. Trotz einiger Herausforderungen, insbesondere bei Kunststoffen, zeigt das Land bemerkenswerte Fortschritte in Richtung einer nachhaltigeren Verpackungsindustrie.

Umriss von Dänemark in den Farben Rot und Weiß Dänemark macht beeindruckende Fortschritte bei nachhaltigen Verpackungen. Allerdings gibt es noch Herausforderungen beim Kunststoffrecycling.

2025 rückt näher, und Dänemark bereitet sich al seines der letzten EU-Länder auf die Umsetzung der Herstellerverantwortung für Verpackungen vor, wie sie die europäische Richtlinie über Verpackungsabfälle fordert. Mit den nun in die nationale Gesetzgebung integrierten Änderungen sind Unternehmen verpflichtet, ihre voraussichtliche auf den Markt gebrachten Verpackungsmengen bis April 2024 zu registrieren und der Behörde zu melden - ein wichtiger Schritt in Richtung Rechenschaftspflicht und Umweltverantwortung.

Aufgrund solcher gesetzgeberischen Rahmenbedingungen hat Dänemark seinen Fokus auf das Recycling verstärkt. 2021 wurde eine tatsächliche Recyclingquote von 65 % erreicht, womit das Ziel für 2025 übertroffen wurde. Dies geht aus einem Bericht der dänischen Umweltschutzbehörde von 2023 hervor, der einen Einblick in die Mengen an Verpackungen gibt, die auf dem dänischen Markt in Verkehr gebracht und anschließend als Abfall gesammelt werden.

 

Verschiebung zu Faserstoffen

Im Jahr 2021 belief sich das Gesamtangebot an Verpackungen in Dänemark auf 1.100.000 Tonnen, was 38,7 kg pro Kopf entspricht und im Vergleich zum Vorjahr einen Anstieg um 16.000 Tonnen (1,5 %) bedeutet. Das gesamte Verpackungsaufkommen setzte sich aus 484.000 Tonnen Verkaufsverpackungen (44%) und Tonnen Transportverpackungen (56%) zusammen.

803.000 Tonnen Verpackungsabfälle wurden anschließend zur Wiederverwertung gesammelt, was im Vergleich zum Vorjahr eine Zunahme von 16.000 Tonnen (1,5 %) bedeutet. Während die gesammelte Menge an Faserstoffen (19.000 Tonnen) und Glas (5.000 Tonnen) gestiegen ist, nahm die Menge an Kunststoffen um 7.000 Tonnen ab. Auch bei Metall und Holz ist ein Rückgang um jeweils 1.000 Tonnen zu verzeichnen.

Besonders bemerkenswert ist der Rückgang bei Kunststoffverpackungen, der die globalen Bemühungen zur Reduzierung von Kunststoffabfällen widerspiegelt. Im Gegenzug stieg die Verwendung anderer Materialien. Beispielsweise erhöhte sich die Menge der Glasverpackungen um 5.000 Tonnen, was nach Ansicht der Behörde auf eine Vorliebe für wiederverwertbare und nachhaltige Verpackungen hindeutet.

Die markanteste Veränderung zeigte sich im Bereich der Faserstoffverpackungen, einschließlich Karton und Papier. Ihr Aufkommen stieg um 19.000 Tonnen, ein Zuwachs von 3,6 %. Mit diesem Anstieg liegt die Gesamtmenge an Faserverpackungen im Jahr 2021 knapp über dem Niveau von 2019.

Graphik der tatsächlichen Recyclingquoten in Dänemark. Im Jahr 2023 wurden insgesamt 710.000 Tonnen Verpackungsabfälle tatsächlich recycelt. Kunststoffverpackungen haben die niedrigste tatsächliche Verwertungsquote (23 %), während Holzverpackungen die höchste (88 %) aufweisen.

Ausschlaggebend für den Anstieg bei der Verwendung von Faserstoffverpackungen ist das immer beliebtere Online-Shopping in Dänemark. Nach Angaben der dänischen Handelskammer stiegen die Online-Ausgaben im Jahr 2021 um 18 %, womit ein neuer Rekord beim E-Commerce-Konsum erreicht wurde. Der Bericht weist auf einen direkten Zusammenhang zwischen dem Wachstum des Online-Handels und der gestiegenen Nachfrage nach Versand- und Verpackungsmaterialien hin. Faserstoffverpackungen als Hauptmaterial für den Versand haben von diesem Trend erheblich profitiert.

Dennoch bleiben Herausforderungen bestehen, insbesondere bei Kunststoffverpackungen, die mit einer Recyclingquote von 23 % im europäischen Vergleich hinterherhinken. Mit Ausnahme von Kunststoff erreichte Dänemark bereits 2021 das für 2025 gesteckte Ziel einer Recyclingquote von 65 % (710.000 Tonnen), sowohl für die Gesamtmenge der Verpackungsabfälle als auch für die verschiedenen Verpackungsmaterialien.

Pfandsystem statt Mehrweg?

Ein Wermutstropfen ist jedoch den Statistiken beim Einsatz von Mehrwegverpackungen zu entnehmen: In der Bier- und Erfrischungsgetränkebrache war ein Rückgang der wiederverwendbaren Verpackungen und eine deutliche Verlagerung hin zu Einwegverpackungen festzustellen. Allerdings steigt mit dem Rückgang wiederverwendbarer Bierflaschen die Nutzung von Einwegverpackungen, was neue Herausforderungen für Abfallwirtschaft und Nachhaltigkeitsinitiativen mit sich bringt.

Doch die Dänen können hier mit einem der effizientesten Rückgabe- und Pfandsystemen der Welt punkten. So berichtet Dansk Retursystem, dass im Jahr 2021 der Anteil der zurückgegebenen Einwegverpackungen in Dänemark 93 % erreicht hat, den höchsten der Welt. Die gemeinnützige Organisation, die das dänische Rückgabe- und Pfandsystem betreibt, betont, dass die Materialien sortiert und dem Recycling zugeführt werde. Der Prozentsatz, der in einem geschlossenen Kreislauf zu neuen Flaschen und Dosen wird, ist einer Pressemitteilung von Dansk Retursystem zufolge von 90 % auf 94 % im Jahr 2021 gestiegen. Dies sei zum Teil darauf zurückzuführen, dass es möglich geworden ist, einen Teil des farbigen Kunststoffs in einem Flasche-zu-Flasche-Kreislauf zu recyceln. Außerdem wurden mehr Dosen zurückgegeben – bei diesen liegt die Recyclingquote bei fast 100 %.

Dänemarks Weg zu einer nachhaltigeren Verpackungsindustrie ist von bedeutenden Erfolgen und anhaltenden Herausforderungen geprägt. Während sich das Land den gesetzlichen Änderungen für 2025 nähert, muss sich die Verpackungsindustrie anpassen und innovativ sein, um diese neuen Standards zu erfüllen und ein Beispiel für Umweltverantwortung auf globaler Ebene zu setzen.