Wellpappenindustrie verzeichnet Absatzrückgang in Jahresbilanz
Über zwei Drittel aller Waren in Deutschland werden in Verpackungen aus Wellpappe transportiert. Der Verband der Wellpappen-Industrie e. V. (VDW) meldet in seiner Bilanz für 2023 herbe Verluste. Beim Umsatz betrage das Minus fast 14 Prozent.
Der Rückgang der gesamtwirtschaftlichen Leistung in Deutschland hatte 2023 für die Wellpappenindustrie, die als Zulieferin der Transportverpackung Nummer eins eine Schlüsselrolle in den Lieferketten spielt, deutliche negative Folgen. „Die erhoffte wirtschaftliche Erholung ließ 2023 auf sich warten. Zwar erlebte unsere Branche nach dem turbulenten Auf und Ab der Vorjahre erstmals wieder stabilere Verhältnisse – bedingt durch die negative Gesamtlage bewegten sich jedoch Absatz, Auftragseingang und Produktion auf deutlich niedrigerem Niveau. Somit mussten wir gegenüber 2022 erhebliche Einbußen hinnehmen“, sagte VDW-Vorsitzender Dr. Steffen P. Würth anlässlich der Bilanz-Pressekonferenz.
Wellpappen-Preise angepasst
Beim Absatz verzeichneten die im VDW organisierten Unternehmen 2023 gegenüber dem Vorjahr ein Minus von 8,1 Prozent. Mit 7.348 Millionen Quadratmetern ist der Wellpappenabsatz im Vergleich zu 2022 um 681 Millionen Quadratmeter gesunken. Die Verluste beim Umsatz fielen noch härter aus: Für 2023 wurde ein Minus von 13,8 Prozent gegenüber dem Vorjahr gemeldet. Ein ähnlich starkes Absinken beim Umsatz erlebte die Branche zuletzt 2009 im Zuge der damaligen Finanzkrise.
Die Durchschnittserlöse sanken ebenfalls: Hier summierte sich der Rückgang im Jahresverlauf auf insgesamt 13,3 Cent pro Quadratmeter. „Da Wellpappe mit 67,1 Prozent nach wie vor die mit Abstand wichtigste Transportverpackung in Deutschland darstellt und unsere Branche entsprechend eng an die gesamtwirtschaftliche Entwicklung gekoppelt ist, überraschen die herben Verluste nicht. Sie führen aber auch klar vor Augen, dass die Wellpappenindustrie 2023 weiterhin starken Belastungen ausgesetzt war“, erklärte Würth. Trotz dieser Situation hätten die VDW-Mitglieder auf den gesunkenen Preisdruck beim Wellpappenrohpapier reagiert und ihre eigenen Preise angepasst. Der VDW vertritt als Sprachrohr der Wellpappenindustrie die Interessen von derzeit 31 Mitgliedsunternehmen mit rund 100 Werken. Damit repräsentiert der Verband nach eigenen Angaben über 80 Prozent der deutschen Wellpappenproduktion.
„Unsere Kundinnen und Kunden konnten also inmitten einer gesamtwirtschaftlich herausfordernden Lage davon profitieren, dass die Wellpappenindustrie die Abnehmerseite entlastet hat“, so Würth. Dies gelte umso mehr, als sich der durchschnittliche Wellpappenrohpapierpreis von Sommer bis Herbst 2023 auf einem hohen Niveau eingependelt hatte, das immer noch klar über demjenigen des Vor-Pandemiejahres 2019 lag. Auch seien 2023 Kosten in vielen Bereichen gestiegen, so etwa beim Personal.
EU-Beschluss als Meilenstein
Auf politischer Seite sah sich die Wellpappenindustrie 2023 insbesondere mit der Herausforderung der europäischen Verpackungsverordnung konfrontiert. Hier hätte der ursprüngliche Entwurf der Europäischen Kommission ungerechtfertigte Einschnitte für Wellpappenverpackungen bedeutet. Im späteren Trilog-Verfahren sei dann im März 2024 eine vorläufige Einigung erzielt worden, die es der Wellpappenindustrie auch in Zukunft ermöglichen würde, ihren Beitrag zur Kreislaufwirtschaft zu leisten.
„Dass nun das Europäische Parlament in seiner gestrigen Sitzung diesem Trilog-Ergebnis zugestimmt hat, bedeutet einen weiteren wichtigen Meilenstein auf dem Weg zur Verabschiedung“, so der VDW-Vorsitzende. Wellpappe habe eine Recyclingquote von 95,3 Prozent, fügte er hinzu.
Prognose erfreulicher
Fürs laufende Jahr erwarten Würth und VDW-Geschäftsführer Dr. Oliver Wolfrum, dass sich die Wellpappen-Unternehmen noch einige Zeit auf dem bisherigen Niveau bewegen würden. Es bedürfe noch viel, damit die Stimmung wieder gut werde.
Thomas Wund, Marketingleiter der HANS KOLB Wellpappe GmbH und Beiratsmitglied der FACHPACK, sagte zu den Jahreszahlen: „Wie andere Branchen auch, sind wir in einem besonders dynamischen Markt- und Wettbewerbsumfeld tätig und hatten im letzten Jahr durchaus noch freie Kapazitäten zu verplanen. Post-Coronaeffekte bei unseren Kunden, Energiepreis-Herausforderungen für die gesamte Industrie und eine hohe Rohmaterialverfügbarkeit waren Aspekte, die uns mehr als sonst beschäftigten.“ Wund blickt optimistisch aufs die kommenden Monate: „Ganz aktuell sehen wir eine erfreuliche Nachfragebelebung, die uns bestätigt, in jüngster Vergangenheit strategische Weichen richtig gestellt zu haben.“