Familienunternehmen Naku entwickelt Verpackungen aus nachwachsenden Rohstoffen
06.05.2024 Sustainability Insights Frauen in der Verpackungsindustrie Artikel

Familienunternehmen Naku entwickelt Verpackungen aus nachwachsenden Rohstoffen

Das Verpackungsunternehmen Naku aus Wien setzt seit dem Start 2007 ausschließlich Materialien aus 100 Prozent natürlichen Rohstoffen ein. Im exklusiven Gespräch berichtet Ute Zimmermann über die alternativen Flaschen, Taschen und Beutel, die die Österreicher Sackerl nennen.

Fruchtsaft-Flaschen aus natürlichen Kunststoffen, umgeben von Früchten. Die Flaschen von Naku enthalten keine Weichmacher und bestehen aus natürlichem Kunststoff (PLA – Milchsäure). Dieser natürliche Kunststoff wird aus natürlichen und nachwachsenden Rohstoffen gewonnen.
Die Entwicklung und Produktion von Verpackungsmaterialien ausschließlich aus natürlichen Bestandteilen und vollständig ohne Kunststoff: Das war das Ziel von Ute und Johann Zimmermann, als sie 1999 begannen, an ersten Konzepten für entsprechende Lösungen zu basteln. 2007 war es dann so weit, sie gründeten ihr Unternehmen Naku und brachten die ersten Verpackungen aus natürlichen Rohstoffen auf den Markt. Bei der Forschung und Entwicklung hätten ihr Mann und sie festgestellt, dass es etwas Großes werden kann, blickt Ute Zimmermann zurück. „Unsere Ziele waren der Einsatz von natürlichen Rohstoffen, die komplett abbaubar sind. Heute haben wir den Double Loop mit einer zweifachen Kreislaufwirtschaft. Die Produkte sind recycelbar, aber auch kompostierbar.“ Dabei versprechen sie bei den Flaschen eine „Nachhaltigkeit von 120 Prozent“, denn sie bestünden zu 100 Prozent aus natürlichen Kunststoffen ohne den Einsatz von Weichmachern und 20 Prozent recyceltem PLA (Polyactide).
Porträt von Ute Zimmermann mit blonden Haaren und grauem Poloshirt. Die Wiener Unternehmerin Ute Zimmermann hat zusammen mit ihrem Mann den Schritt in die Selbstständigkeit gewagt und es nicht bereut.

Sackerl als Massenprodukt

Neben den Flaschen liegt der Schwerpunkt des kleinen Unternehmens aus Wien auf Taschen und Beuteln. „Die Sackerl sind unser Massenprodukt.“ Die Produktpalette umfasst Gefrierbeutel, Mülltüten, Einkaufstaschen oder Lebensmittelbehälter wie der „Käseschlafsack“. Die Frischhaltebeutel verrotten in einer industriellen Kompostieranlage laut Herstellern in drei bis fünf Tagen. Alternativmaterialien für Kunststoffe sind Maisstärke, Kartoffeln, Sonnenblumen, Getreide oder Zucker, aus dem das PLA für die Flaschen hergestellt wird. „Die nachwachsenden Rohstoffe stammen zu 90 Prozent aus regionalen Anbaugebieten oder aus Europa, ohne den Einsatz von Gentechnik.“

Schwieriger Start bei den Lebensmittelanbietern

Dabei war der Einstieg in den Markt nach der Unternehmensgründung 2007 nicht einfach. „Wir wollten bei den Großen reinkommen, doch es war schwer. Als wir 2007 anfingen, mussten sie noch keine grünen Produkte nutzen. Viele wollten sie auch einfach nicht. Wir haben festgestellt, dass die Leute nicht alle auf uns warteten“, so Ute Zimmermann. Es sei darum gegangen, den Kunden die schnelle Verrottung der Produkte zu zeigen und dass die natürlichen Rohstoffe ungefährlicher seien als Kunststoff. Kein einfacher Prozess. „Es gibt immer wieder kritische Nachfragen. Aber denen stelle ich mich gerne. Ich wünschte mir, diese Fragen gebe es auch bei den Anderen. Aber bei Kunststoffen wird oft nicht nachgefragt.“ Die Zusammenarbeit mit den Konzernen habe in vielen Fällen keinen Spaß gemacht. „Wir mussten oft dafür bezahlen. Sie haben uns bei den Konditionen gedrückt.“ Die Preisfrage sei bei den Ladenketten immer das entscheidende Kriterium gewesen.

Präsenz auf FACHPACK

Dabei benötige ein kleines Unternehmen große Partner, um einen Bekanntheitsgrad zu erreichen. Als Hilfsmittel dient Zimmermann hier auch die Präsenz auf Messen wie der FACHPACK. „Die wachsende Betonung der Nachhaltigkeit passt sehr gut für uns. Es ist eine tolle Möglichkeit, unsere nachhaltigen Produkte einem breiten Publikum zu präsentieren.“ Heute arbeitet Naku mit fast allen Bio-Läden in Österreich und mit vielen in Deutschland zusammen. Zu den Kunden gehören auch viele Apotheken.

Job und Familie

Nach rund 17 Jahren blickt Zimmermann zufrieden auf den Aufbau und die Entwicklung von Naku und ihre Zeit als Unternehmerin zurück. „Ich wollte immer selbstständig werden.“ Dafür verließ sie ihren Job bei Siemens und unternahm den Schritt. „Ich hab’s einfach gemacht.“ Geholfen habe die Zusammenarbeit mit ihrem Ehemann. Sie hätten sich gegenseitig im Büro und mit der Kinderbetreuung abwechseln und ihre Zeit flexibel einteilen können. „Aber wir haben 24/7 gearbeitet.“ Da seien ihre beiden Söhne oft auch tagsüber im Büro gewesen. „Das war besonders in der Gründungsphase sehr hilfreich. Wir haben die Kinder immer integriert, sie waren auch bei Messen dabei. Klar, es hätte auch schief gehen können, aber wir hatten viel Glück. Wir waren die Wegbegleiter der Kinder und hatten viel Spaß.“ Dabei hat sie wohl das richtige Händchen gehabt, denn beide Söhne arbeiten nun in der Firma mit.