Marktüberblick Großbritannien: Steigende Preise bleiben das Hauptthema
30.04.2023 Look into Europe Länder-/Marktbericht

Marktüberblick Großbritannien: Steigende Preise bleiben das Hauptthema

Das Vereinigte Königreich hat trotz seiner starken Wirtschaft im Moment mit einigen Herausforderungen zu kämpfen. Brexit, Covid und der Krieg in der Ukraine haben zu Problemen in den etablierten Lieferketten geführt und die Preise massiv ansteigen lassen. Das geht auch an der Verpackungsbranche nicht spurlos vorbei.

Supermarktregale in Großbritannien Der überwiegende Teil des Verpackungsvolumens in Großbritannien wird im Einzelhandel und dort besonders für Lebensmittel gebraucht.

Mit einem Bruttoinlandsprodukt von 2,23 Billionen britischen Pfund im Jahr 2022 belegte das Vereinigte Königreich weltweit den fünften Platz der größten Wirtschaftsmächte – hinter den Vereinigten Staaten, China, Japan und Deutschland. Doch inzwischen wird es schwierig für das Land, diese Position zu halten. Der Brexit und die Corona-Pandemie haben ihre Spuren hinterlassen. Für das Jahr 2023 erwarten die Analysten deshalb ein Minus von 0,3 Prozent im Wirtschaftswachstum. Zu spüren bekommen Unternehmen und Konsumenten die wirtschaftliche Lage vor allem über die Preise: Die Inflationsrate stieg gegen Ende 2021 rapide an und erreichte im Oktober 2022 mit 11,1 Prozent einen 41-Jahres-Höchststand.

Dies wirkt sich auch auf die Verpackungsindustrie aus, die gleichzeitig geringere Verbraucherausgaben und höhere Materialpreisen verkraften muss. Letztere kamen vor allem durch Unterbrechungen der globalen Lieferketten im Zusammenhang mit Covid-Lockdowns und dem Ukraine-Krieg zustande. Britische Verpackungsunternehmen mussten sich schnell anpassen und lokale Lieferanten finden, um billigere Anbieter aus Asien zu ersetzen. Da die Hersteller große Mengen an Kunststoffverpackungsmaterialien wie Beutel, Folien und Behälter aus Ländern wie China bezogen, stellt das keine einfache Aufgabe dar und treibt die Preise nach oben. Auf die Frage, welche Faktoren das Verpackungsdesign und die Verpackungsentwicklung im nächsten Jahrzehnt beeinflussen werden, gaben 59 Prozent der Unternehmen deshalb bei einer Befragung des Beratungsunternehmens Duo auch die Kosten an.

 

Marktumfeld: 11 Milliarden Pfund Umsatz und 85.000 Mitarbeiter 

Nach Angaben der Packaging Federation of the United Kingdom erwirtschaftet die britische Verpackungsindustrie einen Jahresumsatz von rund elf Milliarden Pfund und beschäftigt mehr als 85.000 Menschen, was drei Prozent der Beschäftigten im verarbeitenden Gewerbe des Landes entspricht. Die Verpackungsbranche ist mit vielen Unternehmen breit aufgestellt und reicht von regional aktiven Firmen bis hin zu Global Playern. Die größten Unternehmen auf dem britischen Verpackungsmarkt sind laut Mordor Intelligence derzeit Amcor, DS Smith, die Aptar Group, Sealed Air und Sonoco Products.

Der überwiegende Teil des Verpackungsvolumens wird im Einzelhandel und dort besonders für Lebensmittel gebraucht. Den Zahlen von Global Data zufolge ist die britische Lebensmittelindustrie mit einem Anteil von 62,6 Prozent im Jahr 2021 der Hauptabnehmer von Verpackungsmaterial, gefolgt von der Getränkeindustrie. Innerhalb der Lebensmittelindustrie waren flexible Verpackungen das am häufigsten verwendete Verpackungsmaterial, gefolgt von starren Kunststoffen.

Die Nachfrage nach flexiblen Verpackungen in der Lebensmittelindustrie ist vor allem auf den hohen Verbrauch in den Bereichen Backwaren und Cerealien, Süßwaren und Snacks zurückzuführen, in denen die Verbraucher in erster Linie nach Convenience suchen. Dazu zählen auch Verpackungen für Einzelportionen oder Portionsgrößen, wiederverschließbare Verpackungen und Verpackungen für unterwegs.

Insgesamt verlagert sich der britische Verpackungsmarkt allerdings nicht nur zu leicht handhabbaren Lösungen, sondern auch zu mehr Nachhaltigkeit – nicht zuletzt aufgrund strengerer gesetzlicher Vorgaben.

 

Striktere Gesetze

Eine der größten Veränderungen, mit der sich die Verpackungsbranche konfrontiert sieht, ist die von der britischen Regierung beschlossene Steuer auf Kunststoffverpackungen, die im April 2022 in Kraft trat. Die Steuer betrifft alle Unternehmen, die mehr als zehn Tonnen Kunststoffverpackungen pro Jahr herstellen oder importieren. Die Firmen müssen entweder nachweisen, dass ihre Verpackungen zu mehr als 30 Prozent aus recyceltem Material bestehen oder eine Steuer in Höhe von 200 Pfund pro Tonne abrichten.

Die Plastic Tax ist nicht das einzige Mittel, mit dem die britische Regierung den Verpackungsmarkt reguliert. Die erweiterte Herstellerverantwortung (EPR) ist eine schon länger bestehende Regelung, die Hersteller stärker in die Verantwortung ihre Produkte nimmt. Für Verpackungen gilt seit 1997 eine Verpackungsverordnung, deren Hauptzweck darin besteht, die kollektive Verantwortung der Unternehmen für die Beteiligung an den Kosten der Wiederverwertung und Verwertung von Verpackungen zu gewährleisten.

Weitere Gesetze sollen in Zukunft ebenfalls die Recyclingquoten erhöhen: Bis zum 31. März 2026 wird beispielsweise eine spezifische Kennzeichnung der Recyclingfähigkeit auf Verpackungen vorgeschrieben, bis zum 31. März 2027 für Kunststofffolien und flexible Materialien.

Wie der Branchenverband PPMA betont, können nachhaltige Verpackungen und Verarbeitungsprozesse aber zu Kosteneinsparungen und einer Verringerung des CO2-Fußabdrucks beitragen. Wenn nachhaltige Produkte und Maschinen nicht nur die gesetzlichen Normen erfüllen, sondern auch praktisch und kosteneffizient seien, könnten die Hersteller ihre Konkurrenzfähigkeit stärken. In Zeiten rasant steigender Preise stellt dies allerdings eine Mammutaufgabe für die Branche dar.