Daten und Fakten zur österreichischen Verpackungsbranche
Österreich ist auf dem globalen Verpackungsmarkt mit starken Namen vertreten. Wie stellen sich die Unternehmen und die Gesellschaft aktuellen Herausforderungen? In diesem Marktüberblick fasst FACHPACK360° zusammen, was die Verpackungsindustrie in unserem Nachbarland auszeichnet.
Die österreichische Verpackungsbranche ist international ausgerichtet und breit gefächert – von Verpackungen über Verpackungsrohstoffe bis hin zu Maschinen- und Anlagen zählen einzelne Unternehmen zu den globalen Marktführern. Eingebettet in die Europäische Union stehen die Hersteller dabei ähnlichen Herausforderungen gegenüber wie die Nachbarländer – allen voran Bestrebungen zur Nachhaltigkeit und dem Klimaschutz. Hier hat sich die Alpenrepublik ehrgeizige Ziel gesetzt: Bereits 2025 soll für Kunststoffverpackungen eine Recyclingquote von 50 Prozent erreicht werden. Im Bereich der Verpackungen betrifft das beispielsweise Getränkeflaschen: bis 2029 sollen 90 Prozent getrennt gesammelt werden und bis 2025 25 Prozent Rezyklat enthalten.
Einen Rahmen hierfür bildet die im Dezember 2022 verabschiedete Kreislaufstrategie des Ministerrats. So sollen die Mehrwegquote bei Verpackungen erhöht, eine Eco-Modulation – also Abgaben, die sich an der Nachhaltigkeit der Verpackung orientieren – eingeführt und die Rezyklateinsatzquoten gesteigert werden. Um mehr Rezyklat einsetzen zu können, sollen Barrieren beim Rezyklateinsatz in Lebensmittelverpackungen abgebaut werden. Auch die bestehende Sammel-, Sortier- und Recyclinginfrastruktur soll massiv ausgebaut werden, damit die Verpackungen wiederverwertet werden können. Im Zuge dessen werden seit Januar 2023 alle Verpackungen aus Kunststoff landesweit einheitlich gesammelt: Alle Kunststoffverpackungen wandern in die Gelbe Tonne oder den Gelben Sack. Außerdem ist für 2025 die Einführung eines Einwegpfands für PET-Flaschen und Getränkedosen zwischen 0,1 und drei Litern geplant.
Recycling hat Tradition
Dem österreichischen Fachverband der Lebensmittelindustrie zufolge setzen immer mehr Hersteller bereits auf rePET. Bekannte Lebensmittelmarken aus Österreich haben demzufolge schon eine rePET-Quote von 100 Prozent. Dazu zählen beispielsweise Gasteiner, Mautner Markhof (bei den 0,7l Sirupflaschen), NÖM, Rauch, Rieder’s Quellen/Alpquell, Römerquelle, Spitz und Vöslauer. Aber auch abseits der Getränkeverpackungen wird rePET in der Lebensmittelindustrie vermehrt eingesetzt, betont der Fachverband.
Unter den Kunststoffhersteller ist mit Borealis die europäische Nummer zwei in Österreich angesiedelt. Das Unternehmen erzeugt in Schwechat rund eine Million Tonnen Polyolefine pro Jahr, die als Grundstoffe für Kunststoffverpackungen unverzichtbar sind. Die gesamte Kunststoffindustrie des Landes konnte 2020 Produkte im Wert von 5,4 Milliarden Euro absetzen. 37 Prozent des Branchenumsatzes entfielen auf Halbzeug wie Platten, Folien, Schläuche und Profile, 16 Prozent auf Verpackungsmittel.
Bei Glasverpackungen kann Österreich bereits auf eine lange Erfahrung bauen: Seit Mitte der 1970er-Jahre wird das Material getrennt vom Hausmüll entsorgt. Jährlich sammeln die Entsorger rund 260.000 Tonnen Glasverpackungen ein und führen sie dem Recycling zu. Nach Angaben von Austria Glas Recycling entspricht das über 80 Prozent der verbrauchten Glasverpackungen. Im Inland produzierte Glasverpackungen bestehen im Durchschnitt aller Farben, Formen und Größen zu zwei Dritteln aus Altglas. Die Herstellung und Wiederverwertung geschieht an drei Glaswerken von internationalem Rang: an zwei Standorten der Vetropack Austria in Kremsmünster/Oberösterreich und Pöchlarn/Niederösterreich sowie einem Werk der Stoelzle Oberglas in Köflach/Steiermark.
Wie in Deutschland sind Mehrweg-Glasflaschen in der Gastronomie oder im Lebensmittelhandel etabliert, etwa bei Bier, aber auch bei Mineralwasser und anderen alkoholfreien Getränken. Bier und Softdrinks sind aber auch in Getränkedosen erhältlich. Von dieser Materialsorte sollen etwa 70 Prozent bereits stofflich verwertet werden.
Solides Wachstum auf Basis nachwachsender Rohstoffe
Der jährlichen Statistik des ÖIV (Österreichisches Institut für Verpackungswesen) zufolge gibt es in unserem Nachbarland rund 120 Hersteller von Packmitteln und Verpackungen.
Besonders stark aufgestellt ist das Land traditionell im Bereich der Verpackungen auf Zellstoffbasis. Die Branche ist im Verband PROPAK organisiert und Verpackungsmaterialien stellen dort den wichtigsten Wirtschaftszweig. Insgesamt haben die Unternehmen des Verbands 2021 1,29 Millionen Tonnen mit einem Produktionswert von 2,56 Milliarden Euro abgesetzt. Insbesondere bei Wellpappen und Wellpappenverpackungen sind die Hersteller im Ausland erfolgreich. Wellpappe- und Wellpappeverpackungen hatten einen Anteil von 688 Millionen Euro, Falschachteln und Vollpappekartonagen erwirtschafteten 471 Millionen Euro, flexible und sonstige Verpackungen trugen 175 Millionen zum Umsatz bei.
Auch bei Verpackungspapieren ist das Land ein schlagkräftiger Markt. Der Markt ist hier zuletzt um zwei Prozent auf 2,4 Millionen Tonnen gewachsen. In Österreich produzieren 23 Betriebe rund 5 Millionen Tonnen Papier für unterschiedlichste Einsatzbereiche. Das liegt weit über dem Inlandsverbrauch von 2 Millionen Tonnen. Das größte Unternehmen in der Papier- und Zellstoffindustrie im Jahr 2021 war laut Statista die Mondi Group mit einem Nettoumsatz von etwa 7,7 Milliarden Euro.
Mit Blick auf die Nachhaltigkeit muss die Papierbranche dabei ihre Erfolge nicht hinter dem Berg halten: Ein Großteil aller Kartonagen wird bereits unter Zusatz von gesammeltem Papier produziert. Der Anteil an Altfasern bei der Herstellung und Veredelung von Produkten aus Papier und Karton liegt im Moment bei 75 Prozent.
Trotz vieler Ähnlichkeiten zu Deutschland hat der österreichische Verpackungsmarkt seine individuellen Stärken und Lösungsansätze. Nicht ohne Grund zählen die Branchengrößen zu den regelmäßigen Aussteller auf der FACHPACK.