Studie: Nachhaltigkeit macht den Unterschied – auch in der Verpackung
Nachhaltigkeit ist als Kaufkriterium endgültig in den Köpfen der Kunden angekommen. Dies legt zumindest die aktuelle Digital-Commerce-Studie 2023 des IT-Dienstleisters Adesso nahe. Händler und Hersteller können hieraus Wettbewerbsvorteile ziehen. Die Verpackungsindustrie indes steht vor einem Spagat. Ihre Lösungen müssen nicht nur ökologisch und ökonomisch sein, sondern auch noch neue gesetzliche Anforderungen erfüllen.
Der Preis ist nach wie vor das alles dominierende Kriterium bei Kaufentscheidungen. Das spiegelt sich auch in den Ergebnissen der aktuellen Adesso-Studie wider. Von insgesamt 1.000 befragten Konsumenten kaufen 71 Prozent ein Produkt „eher, wenn der Preis stimmt“. Weit dahinter folgen Aspekte wie ökologische Materialien (31 Prozent), ein niedriger ökologischer Fußabdruck (17 Prozent) oder faire Arbeitsbedingungen (15 Prozent).
Dennoch verändert sich hier gerade etwas. Denn für die junge Zielgruppe wird der Preis unwichtiger (56 Prozent), dafür steigt das Interesse an Nachhaltigkeit massiv an, etwa an fairen Arbeitsbedingungen auf 44 Prozent. Und der Aussage, dass transparente und nachhaltige Unternehmen sympathischer und glaubwürdiger sind, stimmen ganze 70 Prozent der Befragten zu. Grund genug für Marken und Verpackungsindustrie, das Thema auf den Schirm zu nehmen.
Denn gleichzeitig findet nur ein Viertel der Verbraucher, dass nachhaltige Unternehmen „Standard“ sind. Fast zwei Drittel sagen sogar, dass diese „schwer zu finden“ seien. Dies gibt Anbietern Raum, sich durch aktive Produktgestaltung und Kommunikation vom Wettbewerb abzuheben.
Zahlungsbereitschaft ist Thema
Wobei es Nachhaltigkeit nicht umsonst gibt, wie die Adesso-Studie ebenfalls zeigt. Sie verursacht Aufwand und Kosten. Kein Wunder, dass von 500 befragten Unternehmen nur 38 Prozent das Thema „aus Überzeugung“ angehen. Grund ist eher, dass es „die Kunden erwarten“ und man sich „gesellschaftlich dazu verpflichtet“ fühlt.
Doch was bedeutet dies nun für die Verpackung als wichtiges Element eines nachhaltigen E-Commerce? Für Sonja Bähr, Packaging-Analystin der Berliner TILISCO GmbH, zeigt die Befragung unter Online-Kunden vor allem deren geringe Zahlungsbereitschaft. Kostenloser Versand und kostenlose Retouren seien nach wie vor „starke Kaufanreize“, so Bähr. Doch „irgendwer muss letztlich für Verpackung und Logistik bezahlen“.
Ihrer Ansicht nach steht die Branche vor wegweisenden Entscheidungen – getrieben nicht zuletzt durch die geplante EU-Verpackungsverordnung. Mehrwegquoten bei Verpackungen könnten aus ihrer Sicht zu ökonomischen wie ökologischen Nachteilen führen. Im Einsatz etwa bei Backwaren oder Gemüse funktionierten diese zwar bestens. „Doch wenn künftig mein Schreibtischstuhl in einer Mehrweg-Kunststoffbox geliefert wird, sehe ich keinen Vorteil.“ Zusätzliche Kunststoffproduktion, Rücknahme der Pfandverpackung – es entstünden vielmehr neue ökologische Probleme und Kosten.
„Mit Wellpappe sind wir hier gut aufgestellt“, findet Bähr, das Potenzial für komplett neue Materialien und „echte Innovationen“ in der Verpackungsindustrie hält sie indes für begrenzt. Daher gelte es in der „neuen Dynamik, welche die Kreislaufwirtschaft gerade aufnimmt“, vor allem das Recycling zu verbessern. Dafür seien Verpackungsstrategien nötig, um möglichst viele Wertstoffe „wieder zurückzuholen“ – ob aus Abfallbehältern oder Sortieranlagen. Hier müssten auch die Verbraucher stärker mit eingebunden werden.
Einen Vorteil der EU-Verordnung sieht Bähr indes in der Harmonisierung, etwa einheitlichen Kennzeichnungspflichten, die letztlich auch das Recycling vereinfachten.
Eines dürfe bei allen Nachhaltigkeitsbemühungen nicht vergessen werden, mahnt indes auch die Adesso-Studie: die Kommunikation. Nur 15 Prozent der Firmen planen demnach, ihre Nachhaltigkeitskommunikation zu verbessern, hat die Befragung ergeben. Und das, obwohl sich Kunden genau dies wünschen. Hier sieht die Studie Nachholbedarf – getreu dem Motto „Tue Gutes – und rede darüber“.