Mehr Kreisläufe für Lebensmittelverpackungen
Von Mineralwasser, Saft- und Milchprodukten kennt man den Pfandkreislauf bereits. Das Münchner Unternehmen Circujar hat einen eigenen Mehrwegkreislauf speziell für Brotaufstriche etabliert. Der Bio-Lebensmitteländler Alnatura hat diese neuen Pfandgläser in allen Märkten eingeführt.
Fast 350.000 Tonnen Müll fallen jährlich durch Einwegbecher, Wegwerfgeschirr und andere Verpackungen für To-Go-Lebensmittel und -Getränke an. Nicht nur Umweltverbände, sondern auch der Handel befürworten neue Mehrwegsysteme. Auch deshalb, weil letztendlich die Verbraucherinnen und Verbraucher in Deutschland nachhaltiger einkaufen möchten, wie zahlreiche Studien belegen.
Im Februar 2022 hat sich der Mehrwegverband Deutschland mit dem Ziel gegründet, Innovationen und Forschung im Mehrwegbereich zu fördern, Rückgabe- und Reinigungsinfrastrukturen und neue Standards zu entwickeln. Die Klimaschutzoffensive des Handelsverbands (HDE) hat eigens einen Leitfaden für den Lebensmitteleinzelhandel herausgegeben, wie Einwegverpackungen vermieden werden können.
Der Bio-Händler Alnatura gehört zu den Mehrweg-Pionieren und hat weitere Pfandprodukte eingeführt. Seit Anfang März gibt es in allen 150 Alnatura-Märkten Bio-Produkte in Pfandgläsern des Mehrwegsystems „Circujar“. Alnatura sei der erste große Lebensmittelhändler, der Produkte in diesen Mehrweggläsern im Sortiment führt, erklärt das Unternehmen. Erhältlich sind darin verschiedene Sorten Nussmuse von Fairfood Freiburg sowie Fruchtpürees und eine Nuss-Nougat-Creme der bei Alnatura exklusiv erhältlichen Marke Pfandwerk.
Auch für kleine Betriebe geeignet
Das junge Münchner Unternehmen Circujar hat einen eigenen Mehrwegkreislauf speziell für Brotaufstriche, Konserven und Ähnliches etabliert. Für diese Produkte hat Circujar universell einsetzbare Mehrweggläser entwickelt. Kundinnen und Kunden geben die geleerten Gläser im Handel am Pfandautomaten zurück. Danach werden diese zur Reinigung in eine Spülanlage gebracht und im Anschluss wieder zum nächsten Abfüller. Circujar gewährleistet so einen geschlossenen Mehrwegkreislauf.
Das System eignet sich nach Angaben von Verpackungsexpertin Isabell Kuhl von Alnatura sowohl für größere als auch sehr gut für kleinere Produktionsbetriebe, die nicht in eine eigene Spülanlage für Mehrweggläser investieren können. Schon länger führen die Alnatura-Märkte ein breites Mehrwegsortiment bei Getränken und Milchprodukten. Im Sommer 2020 wurde dieses um Produkte anderer Warengruppen erweitert, die bisher in Einwegverpackungen verkauft werden.
Iris Vilsmaier, eine der Gründerinnen des Start-ups Circujar erinnert sich: „Mit einem neuen Glas sind wir natürlich nicht überall auf Gegenliebe gestoßen. Aber durch den frühen Austausch mit potenziellen Partnerinnen und Partnern konnten wir deren Bedürfnisse gut einbeziehen und zeigen, dass ein gemanagtes System Mehrweg für alle einfacher macht.“ „Unsere Vision ist es, Lebensmitteln, für die es bisher keinen geeigneten Mehrwegkreislauf gibt, einen solchen zu ermöglichen“, so Vilsmaier. Circujar ist übrigens ein Kunstwort, zusammengesetzt aus circular (Kreislauf) und jar (Schraubglas).
Mehrweggläser können bis zu 50-mal wieder befüllt werden und haben deshalb eine bessere Ökobilanz als Einweggläser. Dies belegt ein Forschungsprojekt zu Verpackungsbilanzen des „Instituts für Energie- und Umweltforschung“ (ifeu). Bei sehr leichten Einwegverpackungen ist von einer Umstellung auf schwere Mehrweg-Glasverpackungen allerdings abzuraten, insbesondere, wenn das Produkt selbst sehr leicht ist. Isabell Kuhl betont: „Bei Alnatura orientieren wir uns an der tatsächlichen statt an der gefühlten Nachhaltigkeit.“ Diesen Ansatz verfolgt auch Circujar. Daher gäbe es bei beiden Unternehmen auch nur diejenigen Produkte im Mehrwegglas, bei denen die Ökobilanz nachweislich besser ist.