„Ich glaube nicht, dass wir komplett unser Leben verändern müssen“
21.06.2023 Insights Frauen in der Verpackungsindustrie Artikel

„Ich glaube nicht, dass wir komplett unser Leben verändern müssen“

Katharina Kreutzer hat es auf die Bestenliste des US-Magazin Forbes geschafft. Die 24-jährige Mitgründerin des Start-ups „Boomerang“ entwickelt recycelte Mehrwegversandtaschen und möchte ein Vorbild für junge Frauen sein. Teil 3 der Reihe "Frauen in der Verpackungsbranche".

Katharina Kreutzer möchte mit ihrem Start-up Boomerang den Online-Versandhandel revolutionieren und hat es unter die Bestenliste „30 unter 30“ des US-Magazin Forbes geschafft. Gemeinsam mit ihren Partnern Marc Engelmann und Christian Putz entwickelt sie wiederverwendbare Versandtaschen. Katharina Kreutzer ist Mitgründerin des Start-ups Boomerang. Gemeinsam mit ihren Partnern Marc Engelmann und Christian Putz entwickelt sie wiederverwendbare Versandtaschen.

Hefe, Mehl, Zucker: Katharina Kreutzer hat diese und andere Lebensmittel tonnenweise bestellt – als Einkäuferin für einen Konzern im Lebensmittelhandel. Dabei kamen bei ihr zunehmend Fragen auf. Geht es nicht auch mit weniger Folie und weniger Verpackung? Aus Skepsis wurde Tatendrang. Die Regensburgerin suchte nach neuen beruflichen Wegen. Für ihre erfolgreiche Ausbildung zur Einzelhandelskauffrau hatte sie bereits ein Begabtenstipendium erhalten und so begann sie über den zweiten Bildungsweg ein Studium in Business- und Retail-Management. Ihre Bachelorarbeit zum Thema Mehrweg im Handel war der Startschuss für die weitere Laufbahn. „Mein Fokus ist die Nachhaltigkeit“, sagt Kreutzer. Daher war für sie klar, dass sie sich in diesem Umfeld beruflich weiterentwickeln möchte. „Ich bin allerdings auch die Generation, die anders geprägt ist. Ich bestelle gern online, produziere auch Müll. Ich glaube nicht, dass wir komplett unser Leben verändern müssen, um mehr für die Umwelt zu tun.“

Versandtaschen kommen wie ein Boomerang zurück

Die Verpackungsindustrie ist für Katharina Kreutzer eine Branche, in der sich derzeit viel bewegt und die sie mit ihrem Wissen aus der Praxis verändern kann. Auf einer Start-up-Plattform lernte sie Marc Engelmann und Christian Putz kennen, mit denen sie das inzwischen sehr erfolgreiche Start-up „Boomerang“ führt. Das Hamburger Unternehmen bietet Onlinehändlern Versandtaschen mit einem Pfandsystem inklusive Rückführlogistik. Dafür verließ die junge Frau ihre bayerische Heimatstadt, um in die Hansestadt zu ziehen. „Wir haben ein haptisches Produkt und ein junges Team, das eng zusammenarbeitet. Diese zwei Faktoren sind für mich Gründe, um vor Ort zu arbeiten. Und in Hamburg gibt es ein großartiges Netzwerk für Start-ups“, erklärt die 24-Jährige.

Das „Boomerang“-Konzept in Kürze: Beim Online-Einkauf können die Kunden die Mehrwegverpackung gegen eine Pfandgebühr von 3 Euro auswählen. Die Waren, vornehmlich Fashion, werden dann direkt vom Händler in den Versandtaschen aus recyceltem Kunststoff verpackt und versendet. Der Empfänger kann die Taschen mit wenigen Handgriffen flach zusammenfalten, mit einem Klettverschluss verschließen und ohne Briefmarke in den Briefkasten werfen oder an einer der inzwischen ca. 150.000 Abgabestellen abgeben. Jede Versandtasche hat eine ID-Nummer, über die Boomerang die Rückzahlung des Pfands abwickelt. „Natürlich kann man auch eine Retoure in der Mehrwegverpackung an den Onlineshop zurückschicken“, sagt Kreutzer.

Marktpotenzial für Mehrwegverpackungen

„Wir haben die Verpackungen, ein Pfandsystem und machen die Reinigung und Aufbereitung der Taschen. Diese drei Säulen bieten ein ganzes Mehrwegsystem und nicht nur eine Mehrwegverpackung“, erklärt sie. Immer mehr Onlinekäufer entscheiden sich für diese aus ihrer Sicht bequeme Versandlösung, zudem führen die gesetzlichen Vorgaben dazu, dass Mehrweglösungen zunehmen werden.

Laut neuer Verpackungsverordnung der EU sollen bis 2030 zehn Prozent aller Sendungen im Onlinehandel in einem Mehrwegsystem verschickt werden. Das würde hunderte Millionen Pakete betreffen, die Mehrweg-Verpackungen bräuchten. Die Quote soll stufenweise bis auf 50 Prozent steigen.

Ausstellerin auf FACHPACK 2024

Neben Nachhaltigkeit ist Katharina Kreutzer vor allem eins wichtig: Sie möchte ein Vorbild für junge Frauen sein. „Ich finde es wichtig, dass junge Frauen Role Models haben und junge Macherinnen kennen. Ich möchte jungen Mädchen sagen, es kann cool sein, klug zu sein.“ Sie möchte Gleichaltrige ermutigen, sich zu engagieren und sich mehr zuzutrauen, um sich beruflich zu entfalten. Dazu müsste es ihrer Meinung nach noch mehr Netzwerke für junge Unternehmerinnen geben.

„Wir werden als junges Start-up überall herzlich und ernsthaft wahrgenommen. Das sind meine Erfahrungen.“ Katharina Kreutzer freut sich daher bereits auf die nächste FACHPACK. „Wir haben dort 2022 bereits viele Kontakte knüpfen können, daher war es klar, dass wir 2024 wieder als Aussteller dabei sein möchten.“