20.02.2023
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Design For Recycling fordert Industrie heraus
Unternehmen wie Henkel und Procter & Gamble und Händler wie dm, Rossmann, Lidl und Aldi wollen bis 2025 nur noch recyclingfähige Verpackungen in den Verkauf bringen. Damit diese Pläne erfüllt werden können, muss die Verpackungsindustrie das Design for Recycling noch stärker in den Fokus rücken. Denn am Markt wird eine deutliche Zunahme von Verbundverpackungen aus Papier und Kunststoff beobachtet.
Konsumgüterverpackungen aus Kunststoff oder Papier werden gerne mit „weniger Plastik“ beworben, was dem Verbraucher eine besondere Umweltfreundlichkeit suggerieren soll. Isabell Schmidt, Geschäftsführerin Kreislaufwirtschaft bei der IK Industrievereinigung Kunststoffverpackungen, hat dies bereits als “falsch verstandene Plastikreduktion“ bezeichnet, die nicht zum Ziel führe. So zeigt eine im Auftrag des IK durchgeführte Studie, dass der steigende Anteil an Verbunden zunehmend Probleme beim Altpapier-Recycling bereite. Und was an Kunststoffbeschichtung übrig bleibe, könne aufgrund der starken Restanhaftungen von Papierfasern nur energetisch verwertet werden. Dabei gibt es klare Richtlinien: „Mit dem Mindeststandard für die Recyclingfähigkeit der Zentralen Stelle Verpackungsregister (ZSVR) haben wir eine gute Ausgangsbasis, an der sich Hersteller orientieren können“, sagt Norbert Völl, Pressesprecher der Der Grüne Punkt Holding.
Mitunter sind die Gestaltungswünsche aber offenbar aus Pre-Recycling-Zeiten geprägt: Dann bemängeln Unternehmen „Missing Dots“ im Farbauftrag von PCR-Materialien, die sich durch die Art und Struktur des Kunststoffes aber nicht vermeiden lassen. Wedi empfiehlt, dies als Charakteristikum von PCR zu kommunizieren und damit die Recyclingfähigkeit zu propagieren. Doch bei Marketingabteilungen komme das nicht immer gut an.
Bei dieser Diskrepanz setzt Der Grüne Punkt an und will Anreize schaffen: Wer sich um mehr Recyclingfähigkeit bemüht, müsste honoriert werden. „Eco Fee Modulation“ nennt Völl die privatwirtschaftlich organisierte Fondslösung: Die Hersteller zahlen einen einheitlichen Aufschlag in einen Recyclingfonds für Einwegverpackungen ein. Durch eine Änderung des Verpackungsdesigns hin zu mehr Recyclingfähigkeit können sie die Gebühren, die sie an den Fonds zahlen müssen, einsparen. Die Gebühren werden von der Infrastruktur der dualen Systeme erhoben, die Mittel werden von der ZSVR verwaltet.
Henkel bemüht sich, auch ohne direkte monetäre Anreize, die selbst gesetzten Ziele zu erreichen: „2022 wurden alle Verpackungen unserer Handgeschirrspülmittel, die in Deutschland produziert werden, auf hochwertiges PET-Rezyklat aus dem Gelben Sack umgestellt. Diese Verpackungen bestehen nun zu 50 Prozent aus Rezyklat aus dem Gelben Sack“, beschreibt Dr. Thorsten Leopold, Henkel Corporate Director Global R&D Packaging Laundry & Home Care, eine der Maßnahmen. Eine andere ist, für Reinigungsmittel Nachfüllbeutel anzubieten, mit denen rund 70 Prozent Kunststoff im Vergleich zum Kauf einer neuen Flasche eingespart werden können. Design for Recycling mag den Einstieg in die Kreislaufwirtschaft markieren, wird aber alleine nicht zum Ziel führen. „Um voranzukommen, muss die Recycling-Infrastruktur noch weiter ausgebaut werden, damit die Menge des am Markt verfügbaren hochwertigen Rezyklats erhöht wird“, betont Leopold. Zusätzlich seien enge Partnerschaften mit Recyclern und Verpackungsherstellern wichtig.
Wie wichtig diese Partnerschaften sind, zeigt Wedi am Beispiel Holy Grail: Die Kennzeichnung unterschiedlicher Kunststoffe mit einer Art Wasserzeichen sei zwar technisch möglich. Doch einer flächendeckende Einführung stünden die erforderlichen Investitionen der Entsorgungsunternehmen entgegen: Bereits ein mit Infrarot-Technik arbeitender Sortierer koste 100.000 bis 150.000 Euro, jedes der Entsorgungsunternehmen müsse mehrere Maschinen installieren. Doch ohne Abnahmegarantien rechnen sich die Investitionen nicht. Ergo: „Wir müssen die Entsorger in die Projekte involvieren!“
Keine Abstriche an technischer Funktionalität
Woran liegt es aber, dass nach wie vor Verpackungen auf den Markt kommen, die im Hinblick auf das Recycling problematisch sind? Es gehe nicht nur darum, weg von den Materialien zu kommen, die nicht recyclingfähig sind. Es gehe auch darum, die technische Funktionalitäten der Verpackung zu erhalten. Und diese seien oft nicht diskutierbar, sagt Johannes Wedi, Technical Director Technical Service R+D bei Bischof + Klein, Lengerich. So sollen Kunststoffe zwar immer dünner werden, die Anforderungen an Abwurf- und Durchstichfestigkeit aber unverändert blieben: „Polyester ist State of the Art, aber im Mix mit Polyolefinen nicht recyclingfähig. Wer anderes Material will, muss Abstriche an der Festigkeit machen.“Mitunter sind die Gestaltungswünsche aber offenbar aus Pre-Recycling-Zeiten geprägt: Dann bemängeln Unternehmen „Missing Dots“ im Farbauftrag von PCR-Materialien, die sich durch die Art und Struktur des Kunststoffes aber nicht vermeiden lassen. Wedi empfiehlt, dies als Charakteristikum von PCR zu kommunizieren und damit die Recyclingfähigkeit zu propagieren. Doch bei Marketingabteilungen komme das nicht immer gut an.
Bei dieser Diskrepanz setzt Der Grüne Punkt an und will Anreize schaffen: Wer sich um mehr Recyclingfähigkeit bemüht, müsste honoriert werden. „Eco Fee Modulation“ nennt Völl die privatwirtschaftlich organisierte Fondslösung: Die Hersteller zahlen einen einheitlichen Aufschlag in einen Recyclingfonds für Einwegverpackungen ein. Durch eine Änderung des Verpackungsdesigns hin zu mehr Recyclingfähigkeit können sie die Gebühren, die sie an den Fonds zahlen müssen, einsparen. Die Gebühren werden von der Infrastruktur der dualen Systeme erhoben, die Mittel werden von der ZSVR verwaltet.
Henkel bemüht sich, auch ohne direkte monetäre Anreize, die selbst gesetzten Ziele zu erreichen: „2022 wurden alle Verpackungen unserer Handgeschirrspülmittel, die in Deutschland produziert werden, auf hochwertiges PET-Rezyklat aus dem Gelben Sack umgestellt. Diese Verpackungen bestehen nun zu 50 Prozent aus Rezyklat aus dem Gelben Sack“, beschreibt Dr. Thorsten Leopold, Henkel Corporate Director Global R&D Packaging Laundry & Home Care, eine der Maßnahmen. Eine andere ist, für Reinigungsmittel Nachfüllbeutel anzubieten, mit denen rund 70 Prozent Kunststoff im Vergleich zum Kauf einer neuen Flasche eingespart werden können. Design for Recycling mag den Einstieg in die Kreislaufwirtschaft markieren, wird aber alleine nicht zum Ziel führen. „Um voranzukommen, muss die Recycling-Infrastruktur noch weiter ausgebaut werden, damit die Menge des am Markt verfügbaren hochwertigen Rezyklats erhöht wird“, betont Leopold. Zusätzlich seien enge Partnerschaften mit Recyclern und Verpackungsherstellern wichtig.
Wie wichtig diese Partnerschaften sind, zeigt Wedi am Beispiel Holy Grail: Die Kennzeichnung unterschiedlicher Kunststoffe mit einer Art Wasserzeichen sei zwar technisch möglich. Doch einer flächendeckende Einführung stünden die erforderlichen Investitionen der Entsorgungsunternehmen entgegen: Bereits ein mit Infrarot-Technik arbeitender Sortierer koste 100.000 bis 150.000 Euro, jedes der Entsorgungsunternehmen müsse mehrere Maschinen installieren. Doch ohne Abnahmegarantien rechnen sich die Investitionen nicht. Ergo: „Wir müssen die Entsorger in die Projekte involvieren!“