Qualitativ gutes Recyclingmaterial ist Herausforderung
Nivea-Hersteller Beiersdorf hat ehrgeizige Nachhaltigkeitsziele. Eva Bredehorst, Global Packaging Sustainability Manager bei Beiersdorf, erklärt auf Anfrage von FACHPACK360° die Herausforderungen, die dabei zu bewältigen sind.
Obwohl viele Verbraucherinnen und Verbraucher in Deutschland angesichts der Inflation sparen, greifen sie weiter zu Pflegeprodukten der Traditions-Marke Nivea. Deren Hersteller Beiersdorf steigerte seinen Umsatz im vergangenen Jahr um 10,2 Prozent auf 8,8 Milliarden Euro. Der Großteil der Umsatzsteigerung ist auf Preiserhöhungen zurückzuführen. Trotz 20 Prozent Mehrkosten konnte der Konsumgüterriese zudem seinen Gewinn steigern. Vor Zinsen und Steuern (Ebit) ohne Sondereffekte kletterte dieser um 17 Prozent auf 1,16 Milliarden Euro.
Nicht nur bei den Finanzen, sondern auch beim Thema Nachhaltigkeit verfolgt das Unternehmen weiterhin ambitionierte Pläne. Zur Konzernstrategie gehört auch die Nachhaltigkeitsagenda CARE BEYOND SKIN. Damit hat sich Beiersdorf Ziele gesteckt, die im Einklang mit dem Pariser Klimaabkommen und dem 1,5 Grad-Szenario stehen.
FACHPACK360° fragte Eva Bredehorst, Global Packaging Sustainability Manager bei Beiersdorf, nach den Herausforderungen, die sich bei der nachhaltigen Gestaltung der Verpackungen von Beiersdorf stellen und ob die europäischen Nachhaltigkeitsziele erreichbar sind.
Sicherheit der Hautpflegeprodukte
„Eine Herausforderung, mit der wir ständig konfrontiert sind, ist die Integration von recycelten Kunststoffen beziehungsweise die benötigten Mengen an hochwertigem recyceltem Kunststoff (PCR-Qualitäten) für uns sicherzustellen. Viele Unternehmen sind an dieser Art von recyceltem Kunststoff interessiert, und die Mengen sind noch sehr begrenzt“, erklärt Bredehorst. Das könne zu Schwierigkeiten bei der Beschaffung führen. „Außerdem ist nicht nur die Verfügbarkeit eine Herausforderung, sondern auch die Qualität des Materials. Das recycelte Verpackungsmaterial darf die Sicherheit unserer Hautpflegeprodukte keinesfalls beeinträchtigen“, so Bredehorst.
Daher arbeite Beiersdorf auch intensiv mit seinen Lieferanten zusammen und engagiere sich in verschiedenen branchenübergreifenden Gremien, um die Kunststoffsortierung weiter zu verbessern und einen Kosmetik-Standard zu definieren. „Wenn wir diese Herausforderung gemeinsam mit unseren Partnern und der Recyclingindustrie lösen, sind die europäischen Nachhaltigkeitsziele erreichbar“, so die Diplom-Verpackungstechnikerin.
Beiersdorf hat sich im Mai 2020 zum „Global Plastic Pledge“ verpflichtet und festgelegt, dass bis 2025 sämtliche Verpackungen wiederbefüllbar, wiederverwendbar oder recyclingfähig sein sollen. Der Rezyklat-Anteil der Kunststoffverpackungen soll auf 30 Prozent (aktuell 10 Prozent) steigen und die Menge des verwendeten neuen, erdölbasierten Kunststoffs um 50 Prozent (aktuell 15 Prozent) sinken.
Vision von einer Kreislaufwirtschaft
„Mit 'Plastic Pledge' haben wir uns ehrgeizige Ziele gesetzt, die weltweit gelten und die wir bis 2025 erreichen wollen. Sie stehen im Einklang mit unserer Vision von einer Kreislaufwirtschaft.“ Die Entwicklung innovativer Nachfüll- und Wiederverwendungskonzepte sei ein wichtiger Aspekt, an dem Beiersdorf arbeite. „Diese neuen Formate werden dazu beitragen, unseren globalen Kunststoff-Fußabdruck in Zukunft zu reduzieren.“
Wer noch mehr über die nachhaltige Verpackungsstrategie von Beiersdorf erfahren möchte: Eva Bredehorst wird darüber am Donnerstag, 30. März, auf dem Deutschen Verpackungskongress des Deutschen Verpackungsinstituts (dvi) in Berlin sprechen. Der Kongress, auf dem weitere Expertinnen und Experten aus der Konsumgüterbranche, Verpackungsindustrie, Wissenschaft und Politik sprechen, wird von der FACHPACK als Premiumpartner des dvi unterstützt. Das Thema des zweitägigen Kongresses lautet „Wie VUCA die Verpackungswelt verändert“. Das Wort VUCA steht für Volatility (Unbeständigkeit), Uncertainty (Ungewissheit), Complexity (Komplexität) und Ambiguity (Mehrdeutigkeit).