Der britische Verpackungsmarkt mit Herausforderungen
07.12.2023 Look into Europe Länder-/Marktbericht

Der britische Verpackungsmarkt mit Herausforderungen

Die Verpackungsindustrie im Vereinigten Königreich kann mit positiven Zahlen aufwarten. Vor dem Hintergrund von Nachhaltigkeitsbestrebungen und zunehmendem E-Commerce stehen die Unternehmen allerdings auch vor regulatorischen Herausforderungen und einem Trend hin zu umweltfreundlicheren Verpackungsmaterialien.

Die Verpackungsindustrie im Vereinigten Königreich kan ein erfreuliches Wachstum verzeichnen.

Der britische Verpackungsmarkt befindet sich im Aufwärtstrend und wird laut Mordor Intelligence von 58,27 Mrd. Dollar im Jahr 2023 auf 65,18 Mrd. Dollar im Jahr 2028 anwachsen, was einer Wachstumsrate von 2,27 % entspricht. Dieser Anstieg wird durch robuste Produktionsaktivitäten getrieben, die die Nachfrage nach innovativen Verpackungs- und Etikettierungslösungen befeuern.
Der Verpackungssektor ist ein wichtiger Akteur in der Wirtschaft des Landes und erwirtschaftet nach Angaben der Packaging Federation einen Jahresumsatz von rund elf Milliarden Pfund (13,6 Milliarden Dollar). Die Branche beschäftigt mehr als 85.000 Menschen und damit drei Prozent der Arbeitnehmer im verarbeitenden Gewerbe.

Die Zunahme des E-Commerce sowie die steigende Nachfrage nach nachhaltigen und wiederverwertbaren Verpackungen im Lebensmittel- und Getränkesektor treiben das Marktwachstum an. Immer beliebter werden auch personalisierte Produkte und auch der Industrieverpackungssektor boomt.

 

Lebensmittel als Wachstumstreiber

In der dynamischen Landschaft des britischen Verpackungsmarktes erweist sich das Lebensmittelsegment als wichtiger Wachstumsmotor. Die steigende Absatz an verarbeiteten Lebensmitteln und der Trend zu leichten, flexiblen Verpackungen verändern die Markttrends nachhaltig. Vor allem der Bereich der Tiefkühlkostverpackungen erlebt einen Nachfrageschub, der durch die sich ändernden Lebensgewohnheiten der Verbraucher, die Qualität und Convenience bevorzugen, angetrieben wird.

Das Flaschensegment, insbesondere Kunststoffflaschen, hat einen bedeutenden Anteil am britischen Verpackungsmarkt. Der hohe Konsum von Erfrischungsgetränken in Großbritannien, der von den Zahlen der Union of European Soft Drinks Associations und der British Soft Drinks Association bestätigt wird, sorgt für eine anhaltende Nachfrage nach Kunststoffflaschen. Die Unternehmen konzentrieren sich derzeit auf die Verbesserung der Recyclingfähigkeit der Flaschen und folgen damit dem allgemeinen Branchentrend hin zu nachhaltigen Verpackungslösungen. Dies gilt auch für die Lebensmittelbranche im Allgemeinen. 

Marken und Einzelhändler konzentrieren sich zunehmend auf die Reduzierung von Kunststoffabfällen und lenken den Verpackungssektor in Richtung innovativer und umweltfreundlicher Lösungen, stellen die Marktforscher von Mintel fest. Dieser grüne Wandel ist jedoch nicht ohne Herausforderungen. Das derzeitige Klima steigender Verbraucherpreise veranlasst einige Marken dazu, ihre Zeitpläne zur Reduzierung von Kunststoffverpackungen infrage zu stellen. Denn die Kosten für die Kunden sind ein wichtiger Faktor, der einen schwierigen Balanceakt zwischen Nachhaltigkeitszielen und finanzieller Machbarkeit erfordert.

Dennoch ist auf dem Markt für Lebensmittelverpackungen ein deutlicher Wandel zu beobachten. Papier- und Kartonverpackungen, die traditionell den Markt dominieren, haben ihre Position weiter gefestigt. Von einem Marktanteil von 49 % im Jahr 2018 ist er auf 54 % im Jahr 2022 gesprungen. Dieser Anstieg bestätigt einen Branchentrend hin zu Materialien, die als nachhaltiger und umweltfreundlicher wahrgenommen werden. Hinzu kommen regulatorische Änderungen, die für umweltfreundlichere Verpackungen bzw. die Reduzierung von Verpackungsabfällen sorgen sollen.

 

Regulatorische Rahmenbedingungen 

Die im April 2022 von der britischen Regierung eingeführte Steuer auf Kunststoffverpackungen zielt auf Kunststoffverpackungen mit einem Recyclinganteil von weniger als 30 Prozent ab und erhebt eine Steuer von 200 Pfund pro Tonne. Damit sollen nachhaltige Verpackungslösungen gefördert werden. 

In einem weiteren Schritt in Richtung Umweltverantwortung hat das Vereinigte Königreich am 28. Februar 2023 die Verpackungsabfallverordnung eingeführt. Sie verpflichtet Hersteller, Daten über Art und Menge der von ihnen in Verkehr gebrachten Verpackungen zu erfassen und zu melden. Diese Zahlen bilden die Grundlage für die Berechnung der Gebühren im Rahmen des geplanten Systems der erweiterten Herstellerverantwortung (Extended Producer Responsibility, EPR), das 2024 an den Start gehen soll.

Mit der EPR sollen die Hersteller stärker in die Pflicht genommen werden, indem sie die Kosten für die Sammlung und Entsorgung ihrer Verpackungen übernehmen. Dadurch erhofft sich die Politik Anreize dafür zu schaffen, den Verpackungsverbrauch zu minimieren und die Recyclingfähigkeit zu verbessern.

Diese Maßnahme betrifft ein breites Spektrum an Unternehmen innerhalb der Verpackungslieferkette, einschließlich Importeuren, Händlern und Online-Marktplätzen. Der Geltungsbereich dieser Regelung geht über die britische Steuer auf Kunststoffverpackungen hinaus und bezieht verschiedene Verpackungsmaterialen mit ein.

 

Britische Abfallstatistik 2021

Das Ministerium für Umwelt, Ernährung und ländliche Angelegenheiten (Defra) hat kürzlich die britische Abfallstatistik für 2021 veröffentlicht, die ein differenziertes Bild der Recyclingbemühungen des Landes zeichnet. Die wichtigsten Zahlen zeigen einen leichten Anstieg der Haushaltsrecyclingquoten von 44,4 % im Jahr 2020 auf 44,6 % im Jahr 2021. Dieser Anstieg ist bescheiden, aber nicht im gesamten Vereinigten Königreich einheitlich; während in England, Schottland und Wales Verbesserungen zu verzeichnen sind, gibt es in Nordirland einen Rückgang. Die Recyclingquote für Verpackungsabfälle stagnierte unterdessen bei etwa 63 %.

Betrachtet man die einzelnen Materialien, so führen Papier und Pappe mit einer Verwertungsquote von 70,6 % die Liste der Verpackungsabfälle an. Dicht gefolgt von Metallen und Glas, die eine hohe Recyclingeffizienz aufweisen konnten. Kunststoffabfälle lagen mit 44,2 % weit dahinter, was zeigt, dass hier noch erheblicher Verbesserungsbedarf besteht.