Frauen an der Spitze: Bei Heinlein Plastik-Technik gelebte Realität
25.10.2023 Frauen in der Verpackungsindustrie Insights Interview

Frauen an der Spitze: Bei Heinlein Plastik-Technik gelebte Realität

Heinlein stellt hochwertige Primärpackmittel aus Kunststoff her. Im Familienunternehmen, das von Saskia Wellhöfer-Meyer geführt wird, arbeiten viele Frauen. Im Interview berichtet Marketingleiterin Martina Engelhard von kleinen Erfolgsgeschichten in Sachen Frauenförderung.

Im Interview spricht Martina Engelhard, Leitung Marketing und Organisation bei Heinlein Plastik-Technik, über die Rolle von Frauen im Unternehmen. Im Interview spricht Martina Engelhard, Leitung Marketing und Organisation bei Heinlein Plastik-Technik, über die Rolle von Frauen im Unternehmen.

Wie sieht es bei Heinlein mit dem Anteil an Frauen im Unternehmen aus?

Martina Engelhard: Bei uns sind viele Frauen beschäftigt, ich bin eine von ihnen. Die Firmeninhaberin und Geschäftsführerin Saskia Wellhöfer-Meyer ist kürzlich mit Mitte 30 zum zweiten Mal Mutter geworden und befindet sich derzeit in Elternzeit. Daher führe ich und nicht sie mit Ihnen das Interview. Ich verantworte den Bereich Marketing und Organisation, bin sozusagen die rechte Hand der Chefin. Im oberen Management haben wir neben Frau Wellhöfer-Meyer eine weitere junge Frau an der Spitze, sie leitet das Qualitätsmanagement. Die Leitung der Konstruktion und des technischen Büros haben ebenfalls Frauen übernommen, und die Anlagentechnik wird auch von einer Kollegin geführt.

Woran liegt das?

Wir sind ein mittelfränkisches Familienunternehmen. Unsere Chefin geht mit gutem Beispiel voran. Sie zeigt, dass Familie und Beruf vereinbar sein können, ist stets gut organisiert und sichtbar im Unternehmen. Wir haben keine Frauenquote, bei uns werden die Menschen nach ihren Fähigkeiten und Kompetenzen ausgewählt. Es haben sich überall gemischte Teams gebildet, das hat sich so ergeben. Und wir merken, das ist gut so. Wir fördern aktiv junge Leute, um sie langfristig zu halten. Ich weiß nicht genau, woran es liegt: In letzter Zeit erhalten wir mehr Bewerbungen von Schülerinnen, die als Praktikantinnen in unsere technischen Berufe reinschnuppern wollen. Das unterstützen wir. Nächstes Jahr stellen wir eine Frau ein, die ihre Ausbildung zur Kunststofftechnologin beginnt, das ist ein Beruf, den bislang mehr Männer ausüben. Wir haben mehrerer solcher kleiner Erfolgsgeschichten.

Nennen Sie uns eine weitere.

Unsere Elektronikmeisterin, die die Abteilung stellvertretend führt, hat bereits als Auszubildende bei uns angefangen, wir haben sie darin unterstützt, sich weiterzubilden. Die Meisterprüfung war eine Grundlage, um eine Hierarchiestufe höher zu steigen. Mittlerweile arbeiten in ihrem Team mehr Frauen als Männer. Das ist eine Besonderheit in dem Bereich der Elektronik. Wenn wir in der Branche davon hören, dass händeringend Bewerberinnen gesucht werden, dann merken wir erst, dass unsere derzeitige Organisationsstruktur keine Selbstverständlichkeit ist. Allerdings muss ich sagen, dass ich auf europäischen Messen wie zum Beispiel der FACHPACK spüre, dass die Branche ein großes Stück weitergekommen ist: Junge Menschen und Frauen sind mittlerweile in allen Berufen der Verpackungsindustrie vertreten.

Was tun Sie noch, um junge Menschen zu gewinnen und zu halten?

Saskia Wellhöfer-Meyer ist sehr daran gelegen, dass sich die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter fachlich weiterbilden und Führungskräfte geschult werden. Wir haben ein Führungskräfteseminar etabliert, in dem in einem Zeitraum von drei Jahren kleine Teams zu Führungsthemen lernen. Beim Thema Zeitmanagement bieten wir flexible Möglichkeiten. Auch wenn die meisten bei uns mittlerweile wieder in Präsenz arbeiten wollen, ist es je nach Aufgabengebiet möglich, auch ins Homeoffice zu gehen. Diese Flexibilität, die Arbeitgeber wie wir bieten, ist für Frauen eine Chance, in allen Bereichen eines Unternehmens ihr Potenzial zu entfalten.

Was wir noch tun wollen: Ich überlege derzeit, einen Frauenstammtisch im Unternehmen zu gründen. Damit sich Mitarbeiterinnen aus allen Hierarchieebenen und Abteilungen austauschen und vernetzen können. Frauen sind manchmal nicht so selbstbewusst im Auftreten wie Männer, solche Netzwerke können da stärken.

Frau Wellhöfer-Meyer ist sehr früh in das Unternehmen eingestiegen. Wie kam dies?

Ja, gleich nach dem Studium des Wirtschaftsingenieurwesens übernahm sie im Jahr 2010 als Inhaberin die Geschicke des Unternehmens, stellte aber auch einen Geschäftsführer ein, der bis vor einigen Jahren mit ihr zusammen das Unternehmen leitete. Als Saskia Wellhöfer-Meyers Mutter Patricia Heinlein starb, war sie erst acht Jahre alt. Patricia Heinlein trat 1980 in die Unternehmensführung ein und führte Heinlein Plastik in den internationalen Markt.

Zum Unternehmen:
Das Familienunternehmen mit Sitz in Ansbach in Mittelfranken hat 170 Mitarbeitende. Heinlein Plastik beliefert Kunden in über 60 Ländern auf fünf Kontinenten mit hochwertigen, aus Kunststoff gefertigten Verschluss- und Dosiersystemen sowie Applizierhilfen für Flüssigprodukte. 1932 gegründet, wird Heinlein Plastik-Technik jetzt bereits in der vierten Generation durch die Firmeninhaberin geführt.