Tiefkühlkost: Ganz ohne Kunststoff geht es nicht
Papier statt Kunststoff: das ist auch für Produkte, die in der Tiefkühltruhe gelagert werden, möglich. Allerdings ist der Ersatz von kompletten Kunststoffbeuteln schwierig, zeigt eine Umfrage unter Markenherstellern.
Eine Tiefkühlverpackung muss kältebeständig, auslaufsicher und lebensmittelecht sein. Hersteller setzen zunehmend auf die Vermeidung von Verbundmaterialien und die Minimierung des Kunststoffeinsatzes. Die Lebensmittelzeitung fragte Markenhersteller nach ihren Erfahrungen und dem Status quo ihrer Tiefkühlverpackungen. Iglo beispielsweise nutzt statt erdölbasierten Verpackungslösungen Papier und setzt aktuell für rund 95 Prozent seines Produktsortiments auf papierbasierte Pappschachteln, die im Altpapier entsorgt werden können. „Wir legen den Fokus auf ‚fossil free‘-Verpackungen“, so Alfred Jansen, Leiter Nachhaltigkeitskommunikation bei Iglo Deutschland. Bei der Recherche nach nachhaltigeren Verpackungsmaterialien müsse immer deren Praktikabilität im Auge behalten werden. Verpackungen aus Altpapier wirkten auf den ersten Blick nachhaltiger. Sie könnten jedoch Druckfarbe enthalten, die nicht mit Lebensmitteln in Kontakt kommen darf. Wenn in diesem Fall eine zusätzliche Innenverpackung notwendig würde, wäre eine solche Verpackung unter Nachhaltigkeitsaspekten absurd, betont Jansen.
Der Ersatz von kompletten Kunststoffbeuteln durch eine Papierlösung ist nicht einfach. Frosta startete 2020 mit Gemüse im Papierbeutel. Jetzt prüft Iglo die Möglichkeiten des Umstiegs, um auch die restlichen Produkte fossilfrei zu verpacken. Iglo Österreich testet aktuell eine Papierbeutellösung mit ersten Produkten.
Auch Alnatura arbeitet an der Verpackungs- und Müllreduzierung und nutzt mehrheitlich Papp-Faltschachteln. Doch ohne Kunststoff geht es auch bei Alnatura nicht. Um dessen Einsatz weiter zu senken, ersetzt das Unternehmen gerade bei einer Reihe von Produkten die Folienbeutel durch dünnere Varianten. „Dadurch erreichen wir eine Absenkung des Materialeinsatzes beispielsweise bei unseren Tiefkühl-Granatapfelkernen auf 19 Prozent des ursprünglichen Gewichts“, erklärt Anne Catherine Hahl, Produktmanagerin Frische. Bei ihrem neuen Produkt Brezeln dagegen verzichten sie komplett auf den marktüblichen Umkarton und bieten sie nur im Folienbeutel an.
Pizza nur in Folie kam nicht an
Ökofrost hatte 2022 unter der Marke BioCool drei Pizzen auf den Markt gebracht, die nur in Folie eingeschweißt waren. „Die Range wurde nicht angenommen, und wir haben die Produkte wieder eingestellt“, berichtet Geschäftsleiterin Anke Frenzel. Die folierten Pizzen ihrer Marke Biopolar dagegen werden in einem ergänzenden Karton aus Altpapier in den Handel gebracht. Für die Folie sucht Ökofrost nach nachhaltigeren oder leichteren Kunststoffvarianten. Die FACHPACK 2024 kann hier Antworten geben: Die Aussteller der europäischen Fachmesse zeigen und erklären innovative alternative Materialien, auf der europäischen Fachmesse finden sich unter anderem Lösungen zu Produktverpackungen für Industrie- und Konsumgüter.
Auch der Lebensmittelhersteller Wagner setzt auf Wiederverwertung. Der Umkarton seiner Pizzen sei zu 99 Prozent recycelbar. Allein Druckfarbe und Klebstoff, der die Verpackung verschließt, sind es nicht, berichtet Judith Petit, Head of Corporate Communications. Zudem sei die Plastikfolie nicht nur die derzeit dünnste, die technisch verarbeitbar sei, sondern auch zu 100 Prozent recycelbar.
Costa, der Spezialist für Meeresfrüchte, nutzt ausschließlich FSC-zertifizierte Faltschachteln oder Papier, erklärt Marketingleiterin Annette Klepper. Eingesetzte Schlauchbeutel, seien von einem unabhängigen Institut als „sehr gut recyclingfähig“ zertifiziert worden. Auch bei Costa sollen die Folien noch dünner werden.
Grenzen der weiteren Materialreduzierung setze das Produkt, erklärt Lina Witte, Communication Lead Transformation Officer bei der Vion Food Group Deutschland. „Nach heutigem Stand wäre bei noch dünneren Monofolien die Produktsicherheit nicht mehr gewährleistet“, sagt Witte. Ein Einsatz von Verbundfolien stellt für sie aus Gründen der Nachhaltigkeit derzeit keine Option dar, da diese mit heutigen Verfahren nicht recycelt werden können. Sollte sich künftig chemisches Recycling durchsetzen, in dem alle Bestandteile wieder getrennt werden können, würde dies jedoch neu bewertet werden.