Auszeichnung für Bier „Tannenzäpfle“
Die Auszeichnung „Verpackung des Jahres 2023“ ging diesmal an eine Bierflasche. Der Preis für die klassische Marke mit besonderem Design wurde im Rahmen des 26. Verpackungsdialog des Deutschen Verpackungsmuseum in Heidelberg verliehen. Die Badische Staatsbrauerei Rothaus AG erklärte gegenüber FACHPACK360°, dass sie nach nachhaltigen Alternativen für die bisherige Kunststoffmanschette sucht.
Der Preis „Verpackung des Jahres“ geht 2023 an eine regionale Markenikone mit weltweiter Bekanntheit: „Rothaus PILS Tannenzäpfle vom Hochschwarzwald“.
Das Design des „Rothaus Pils Tannenzäpfle vom Hochschwarzwald“ wird 51 Jahre alt und zeigt sich bis heute modern - und im klassischen Auftritt: So urteilte die Jury. Verliehen wurde die Auszeichnung im Rahmen des 26. Deutschen Verpackungsdialogs im Deutschen Verpackungsmuseum, Heidelberg. Wie die Jury ihre Wahl begründet:
1791 im Hochschwarzwald. Hier gründete das seit 1681 aktenkundige, traditionsreiche Benediktinerkloster St. Blasien, in der Gaststätte „Zum Rothen Haus“ eine Brauerei, die weltweit Bekanntheit erlangen sollte. Im Zuge der Säkularisierung gelangte die Klosterbrauerei „Rothaus“ 1806 in den Besitz des Großherzogtums Baden und hieß fortan „Großherzogliche Badische Staatsbrauerei Rothaus“. Staatsbrauerei ist sie bis heute geblieben.
Modern und klassisch zugleich
Die Marke „Tannenzäpfle“ mit ihrem ikonischen Etikett betrat den Markt im Jahre 1956. Für die zu dieser Zeit maskulin geprägte Welt des Bierkonsums erschien der Markenname des Bieres ungewohnt. An die Stelle des männlichen „Kenners“, wie wir ihm auf dem Etikett anderer Spirituosen als Kompetenzträger begegnen, war hier eine junge Frau getreten. Das war neu. Hinzu kam die ungewohnt kleine Flaschengröße von 0,33 Liter. Wurde doch damals Flaschenbier in der 0,75 Liter-Bügelflasche verkauft. So eine kleine Flasche mit so wenig Bier! Der Name: „Tannenzäpfle“. Und dann eine Frau in Tracht, die „Biergit“ mit der Backenhaube: Konnte das gut gehen?
Der Erfolg gab dem Konzept recht. Und an der Gestaltung wurde lange nichts geändert. Das Etikett zeigte – neben den Tannenzapfen einer Rottanne – schon 1956 eine Sympathie transportierende Botschafterin, die „Biergit“. Bereits vor dem Zweiten Weltkrieg hatte sie in der Markenwerbung der Brauerei eine wichtige Rolle übernommen. Heute ist sie Kultfigur schlechthin!
Würdigung für Designtreue
Wichtig ist die Beständigkeit im Auftritt des Markendesigns, die Beharrungsvermögen ausdrückt, Vertrauen generiert und bindet. Die Jury ist von der Qualität und dem Mut zur Weiterführung des historischen Markendesigns von „Rothaus PILS Tannenzäpfle vom Hochschwarzwald“ überzeugt. Beeindruckend ist die beständige Gültigkeit der Formensprache, die ohne Abstriche weiter zum Einsatz kommt."
Museumsdirektor Hand-Georg Böcher, Vorsitzender des Vorstands Fördervereins Deutsches Verpackungs-Museum e.V., begrüßte beim Verpackungsdialog mehr als 100 Gäste, darunter zahlreiche Verantwortliche von Markenunternehmen und Verpackungsherstellern. Das Thema der Veranstaltung lautete „Mutige Marken – müde Märkte“.
Nach Bekanntwerden des Preises gab es nicht nur Lobesstimmen, in der Branche kam auch Skepsis zum Thema Nachhaltigkeit auf. Die Brauerei hat nach eigenen Angaben das Flaschendesign "Biergit" mit der goldenen Alukappe seit 1973 nicht verändert. Die Alukappe: Was die einen als Zeichen der Markentreue positiv bewerten, sehen andere als unzeitgemäß, weil zu wenig nachhaltig.
Brauerei sucht nach Papieralternativen
FACHPACK 360° fragte bei der Brauerei nach einem Statement zu dieser Kritik und bekam eine Antwort vom Vorstand: "Tannenzäpfle ist das Hauptprodukt unserer Brauerei, daher können wir zurzeit daran nichts ändern. Aber wir sind schon auf dem Weg, durch den Einsatz von Rezyklat und einem bestehenden Auftrag an die Papierindustrie einen adäquaten Ersatz aus Papier zu finden. Am wichtigsten ist, dass bis 2030 auch hier die Verpackung klimaneutral sein muss."
Hintergrund: Bei der Herstellung der Faltakapsel werde bereits jetzt zu fast 40 Prozent Sekundäraluminium verwendet. Der Materialeinsatz konnte somit um 30 Prozent reduziert werden, teilt das Unternehmen mit. "Allein dadurch kann der CO2-Ausstoß im Prozess der Aluminiumherstellung zu einem sehr großen Anteil minimiert werden. Die Faltakapseln werden lediglich angedrückt und nicht geklebt. Dadurch lassen sie sich problemlos in einem Stück entfernen, ohne dass Reste an der Mündung hängen bleiben. Verbleibt die Manschette nach unten geschoben an der Flasche, wird sie in Rothaus durch eine spezielle Maschine abgezogen und zu 100 Prozent dem Recycling zugeführt."
Das Thema adäquate nachhaltige Alternativen für traditionelle Markenprodukte wird auch auf der nächsten FACHPACK 2024 aufgegriffen. Aussteller und Fachbesucher können sich dazu bereits jetzt informieren und anmelden.