Nachhaltige Verpackungen mit Ecken und Kanten
27.10.2023 Sustainability New Paths Design Start-ups Artikel

Nachhaltige Verpackungen mit Ecken und Kanten

Immer wieder verschwinden Produkte in Müllcontainern, nur weil ihre Verpackungen Schrammen erhalten haben. Auch Ware, die nur als Muster angelegt war und nicht ins Repertoire des Anbieters übernommen wurde, landet oft dort. Dieser Verschwendung wollten Jessica Könnecke und Christian Shuster ein Ende setzen und startete den Verkauf über ihren Online-Shop „Mit Ecken und Kanten“.

Christian Shuster ist inzwischen alleiniger Geschäftsführer des Start-up-Unternehmens „Mit Ecken und Kanten“. Christian Shuster ist inzwischen alleiniger Geschäftsführer des Start-up-Unternehmens „Mit Ecken und Kanten“.

Im September 2017 stellte sich für Jessica Könnecke die Frage, wie unperfekte und aussortierte Ware weiter im Kreislauf gehalten werden könne und nicht verloren gehen würde. Das Ergebnis ihrer Überlegungen war schließlich der Aufbau eines Online-Shops, in dem diese Ware mit entsprechenden Rabatten angeboten wird. „Wir wollen den Kunden die Angst vor dem Unperfekten nehmen. Wer legt fest, was perfekt ist?“ Dabei ging es für sie aber nicht nur um den Verkauf von B-Ware, mit ihrem Online-Shop wollte sie die Kunden auch für Nachhaltigkeit und den Erhalt von Produkten sensibilisieren. Sie wollte keinen reinen Shop, sondern eine Plattform und die Kunden dort auch inspirieren und informieren. Es ging ihr darum, die Wertschätzung von Produkten, die Kunden tagtäglich verwendeten, wieder in den Vordergrund zu stellen.

Das Produkt muss seinen Zweck erfüllen

Ein Ansatz, den auch Christian Shuster, der das Unternehmen im Herbst 2022 übernommen hat, verfolgt. „Für uns steht im Mittelpunkt, dass das Produkt immer seinen Zweck erfüllt. Solange es funktionstüchtig ist, sind kleine Schrammen oder Makel nicht die entscheidenden Kriterien.“ Die Ware werde überprüft, Zertifikate gebe es aber nicht. „Wir bekommen die Produkte direkt von den Herstellern, es gibt keine Zwischenhändler. Die Marken werden ausgewiesen, wir bieten eine durchgehende Transparenz.“ Nur weil ein Material nicht zertifiziert sei, bedeute dies ja nicht, dass es schlecht sei. Die Makel an den Produkten würden genau beschrieben, bei größeren Schrammen würden den Kunden auch Fotos zur Verfügung gestellt. Dabei konzentriert sich der digitale Händler auf Bekleidung, weitere Textilien, Kosmetikartikel und Accessoires. Früher verkaufte der Online-Shop auch Lebensmittel, das Angebot hat Shuster aber nach seiner Übernahme aus dem Programm gestrichen. „Food passte nicht mehr zu unseren anderen Produkten. Wir bieten nicht alles an, aber unser Sortiment ist sehr breit.“ Mittlerweile liege die Zahl der mit dem Start-up kooperierenden Marken von nachhaltigen und regionalen Unternehmen bei mehr als 300, sagt der Firmenchef.

Logistik erneuert

Dabei hat Shuster, der mittlerweile auch alleiniger Geschäftsführer ist, im vergangenen Jahr auch an anderen Elementen gefeilt. „Ein Ziel war weiteres Wachstum, dafür benötigten wir aber die entsprechenden Strukturen. Das haben wir Schritt für Schritt umgesetzt. Unsere Marke war noch nicht eindeutig „Mit Ecken und Kanten“.“ Dazu gehörte auch eine andere Organisation des Lagers. Dabei sei die Vergabe an einen externen Anbieter nicht erfolgreich gewesen. In der Folge habe „Mit Ecken und Kanten“ ein größeres Lager eingerichtet, dies liege nun wieder vollständig in den Händen der Mitarbeiter.

Retoure-Kartons im Einsatz

„Wichtig ist es aber, dass es sich um faire Produkte handelt.“ Die klassischen Ideen der Nachhaltigkeit bezögen sich auf „Material“, „nachhaltige Alternative“ und „faire Produktion und Bezahlung“. Im Online-Shop liege ein Schwerpunkt auf dem Versand der Produkte. „Wir nutzen bei der Versandverpackung größtenteils genutzte Kartonagen, auch aus Retouren. Das sind oft Kartons in bestem Zustand.“ Es sei gelungen, mehr als 17.000 Kartons einzusparen. Beschädigte Kisten würden im Haus zerkleinert und dann als Füllmaterial genutzt. Nachhaltigkeit steht nicht nur über Produkten und Verkauf, auch der Transport erfolgt umweltfreundlich. „Wir arbeiten ausschließlich mit DHL zusammen und nutzen DHL Go Green. Wichtig ist, dass es überhaupt ein Angebot gibt, wo wir zumindest CO₂ Emissionen kompensieren können.“ Außerdem kämen die Kunden so unter anderem durch die oft in der Nähe liegenden Poststationen möglichst zuverlässig und einfach an die Lieferung.