Große Portionen sind begrenzt haltbar
Nestlé-Manager Klöckner-Molitor sieht noch weitere Vorteile. Flüssigmilch eigne sich für Mütter, die zwar stillen, aber zufüttern – und deshalb nicht so große Mengen Pulvermilch benötigen. Eine Dose stehe für 5,8 Liter Milch und müsse innerhalb von vier Wochen aufgebraucht werden. Flüssigmilch dagegen gibt es in Portionsgrößen von 90 oder 200 Millilitern – und sie lasse sich geöffnet bis zu 48 Stunden im Kühlschrank aufbewahren. Zudem seien die Einzelportionen als Testformat praktisch, um zu schauen, ob das Baby die Milch akzeptiert. Oder etwa für Großeltern, die nur ab und zu das Füttern der Kinder übernehmen.
Die trinkfertige Milch findet aufgrund der Hygieneanforderungen und der schnellen Zubereitung auch in Geburtskliniken Verwendung. „Es geht weniger um den Convenience-Gedanken; es geht um Qualität und größtmögliche Sicherheit“, heißt es bei Danone, dem Produzenten der Marken Aptamil und Milumil.
Ein Nachteil der Einzelportionen in Flaschen oder Tetrapaks: Im Vergleich zu in Dosen oder Kartons abgefüllter Pulvermilch fällt deutlich mehr Verpackung an. Das steht den Zielen der Hersteller im Wege, die im Rahmen ihrer Nachhaltigkeitsstrategien weniger Verpackungsmaterial einsetzen wollen. Hipp positioniert sich aber ganz klar: „Bei den Flüssigmilchen überwiegt der sozial nachhaltige Aspekt des Kindswohls den ökologischen Aspekt der Müllvermeidung.“ Dennoch achte der Hersteller auf Ressourcenschonung. Die Flaschen bestehen aus dem Kunststoff HDPE, deren Recyclingfähigkeit bei mehr als 90 Prozent liege.
Nestlé hat im vergangenen Jahr die Schrumpffolie um die Flaschen für Flüssigmilch abgeschafft, die aus zwei verschiedenen Kunststoffen bestand. Jetzt werden sowohl die Flaschen als auch die Etiketten aus Polypropylen hergestellt und damit besser wiederzuverwerten. Auch Danone arbeitet nach eigenen Angaben daran, die Recyclingfähigkeit aller Produktverpackungen und damit auch derjenigen für trinkfertige Milchnahrungen zu verbessern. Entscheidend sei es aber, dass „etwaige Maßnahmen im Einklang mit Produktsicherheit und Praktikabilität erfolgen“, denn die Verbraucher – kleine Babys – seien äußert sensibel.