• 02.07.2024
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Wenn die Verpackung im Handumdrehen zur Babyflasche wird

Der To-Go-Drink fürs Baby: Trinkfertige Milch für Säuglinge hat sich etabliert und ist inzwischen fast überall erhältlich. Die Einzelportionen sind vor allem für stillende Mütter interessant, die nur ab und an zufüttern und für die sich eine große Pulverdose nicht rentiert.

Verpackungen von Aptamil Babynahrung.
Von Aptamil des Herstellers Danone gibt es trinkfertige Anfangsmilch in der Einmalverpackung. Die Verpackung kann einfach zum Fläschchen umfunktioniert werden.

Die Weltgesundheitsorganisation WHO sagt es deutlich: Muttermilch ist die beste Nahrung für Säuglinge. Doch nicht jede Frau kann und will ihr Kind nur stillen. Säuglingsanfangsnahrung ist seit Jahrzehnten für viele Eltern eine bewährte Alternative. Einen Säugling mit der Flasche zu füttern, bedarf einiger Vorbereitung: Trinkflasche sterilisieren. Wasser abkochen und abkühlen lassen. Milchpulver aus der großen Verpackung herausnehmen, abmessen und einrühren. Milch auf Trinktemperatur abkühlen lassen. Wenn man unterwegs ist, will man die große Verpackung nicht mitnehmen, hat bereits einige Löffel Pulver herausgenommen und in einem Behälter verwahrt.

Doch es geht auch anders: Mit Flüssigmilch, die schon fertig zubereitet und in Einzelportionen in einem Kunststofffläschen abgefüllt ist. Noch handelt es sich dabei zwar um eine Nische, die trinkfertige Babynahrung hat sich aber mittlerweile etabliert. Inzwischen findet man die kleinen Fläschchen mit Einmalverpackungen in fast jeder Drogeriefiliale und in fast jedem Lebensmittelgeschäft.

Verpackungen von Beba Babynahrung.
Die Marke Beba von Nestlé hat trinkfertige Anfangsmilch im Tetrapack im Sortiment. Im Gegensatz zum Milchpulver in den großen Dosen muss die Babymilch nicht aufbereitet werden.

Die großen Hersteller sind vor Jahren in den Markt eingestiegen und haben ihr Angebot nach und nach erweitert. „Die Kategorie ist für uns interessant, da sie einen essenziellen Beitrag zur gesunden Ernährung von Babys und Kleinkindern liefert, sofern ein Stillen nicht möglich ist“, sagt David Klöckner-Molitor, Leiter Nestlé Nutrition in Deutschland, gegenüber der Lebensmittelzeitung. Nestlé hat mit der Marke Beba schon länger trinkfertige Pre-Nahrung für Säuglinge bis zum Alter von sechs Monaten sowie Folgemilch im Angebot.

Es dürften vor allem praktische Gründe sein, die die trinkfertigen Produkte für Eltern attraktiv machen. Die Milch muss nur noch im Wasserbad erwärmt werden. Ist das nicht möglich, könnten die Kinder sie allerdings auch bei Raumtemperatur trinken, heißt es beispielsweise bei Hipp. Die Hersteller empfehlen zwar, die Milch in eine Babyflasche umzufüllen.

Die Sauger, aus denen die Babys trinken, lassen sich aber manchmal auch direkt auf die Verpackung drehen – zum Beispiel wenn man unterwegs ist. „Die trinkfertigen Lösungen sind praktischer als die offenen Pulververpackungen. Denn die Babynahrung kann flexibel an jedem Ort verabreicht werden, ohne dass zuvor ein Pulver angerührt werden muss“, sagt Marcel Rieser, dm-Bereichsverantwortlicher für das Sortiment.

Große Portionen sind begrenzt haltbar

Nestlé-Manager Klöckner-Molitor sieht noch weitere Vorteile. Flüssigmilch eigne sich für Mütter, die zwar stillen, aber zufüttern – und deshalb nicht so große Mengen Pulvermilch benötigen. Eine Dose stehe für 5,8 Liter Milch und müsse innerhalb von vier Wochen aufgebraucht werden. Flüssigmilch dagegen gibt es in Portionsgrößen von 90 oder 200 Millilitern – und sie lasse sich geöffnet bis zu 48 Stunden im Kühlschrank aufbewahren. Zudem seien die Einzelportionen als Testformat praktisch, um zu schauen, ob das Baby die Milch akzeptiert. Oder etwa für Großeltern, die nur ab und zu das Füttern der Kinder übernehmen.

Die trinkfertige Milch findet aufgrund der Hygieneanforderungen und der schnellen Zubereitung auch in Geburtskliniken Verwendung. „Es geht weniger um den Convenience-Gedanken; es geht um Qualität und größtmögliche Sicherheit“, heißt es bei Danone, dem Produzenten der Marken Aptamil und Milumil.

Ein Nachteil der Einzelportionen in Flaschen oder Tetrapaks: Im Vergleich zu in Dosen oder Kartons abgefüllter Pulvermilch fällt deutlich mehr Verpackung an. Das steht den Zielen der Hersteller im Wege, die im Rahmen ihrer Nachhaltigkeitsstrategien weniger Verpackungsmaterial einsetzen wollen. Hipp positioniert sich aber ganz klar: „Bei den Flüssigmilchen überwiegt der sozial nachhaltige Aspekt des Kindswohls den ökologischen Aspekt der Müllvermeidung.“ Dennoch achte der Hersteller auf Ressourcenschonung. Die Flaschen bestehen aus dem Kunststoff HDPE, deren Recyclingfähigkeit bei mehr als 90 Prozent liege.

Nestlé hat im vergangenen Jahr die Schrumpffolie um die Flaschen für Flüssigmilch abgeschafft, die aus zwei verschiedenen Kunststoffen bestand. Jetzt werden sowohl die Flaschen als auch die Etiketten aus Polypropylen hergestellt und damit besser wiederzuverwerten. Auch Danone arbeitet nach eigenen Angaben daran, die Recyclingfähigkeit aller Produktverpackungen und damit auch derjenigen für trinkfertige Milchnahrungen zu verbessern. Entscheidend sei es aber, dass „etwaige Maßnahmen im Einklang mit Produktsicherheit und Praktikabilität erfolgen“, denn die Verbraucher – kleine Babys – seien äußert sensibel.